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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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natürlich mit uns kommen...“
    Jayel brach der kalte Schweiß aus. Schon wieder traute man ihr zu, ein unziemliches Verhältnis mit Daphnus eingegangen zu sein. „Majestät, es ist nicht so, wie Ihr denkt...“, wollte sie erklären, doch Cwell winkte ab. „Du kannst mir alles später im Hause Hans erzählen“, sagte sie. „Jetzt müssen wir los.“
    Jayel konnte kaum glauben, dass ihr die Ehre erwiesen wurde, zusammen mit der Kaiserin in derselben Kutsche zum Hause des Botschafters zu fahren. Vor lauter Ehrfurcht wäre sie beinahe vor der Kutsche stehen geblieben, wenn sie nicht Daphnus ungeduldig am Arm gepackt und unsanft ins Innere der Kutsche gezogen hätte. Außer den beiden Hofdamen Cwells fuhren noch der Innenminister des Reiches und ein älterer Mann mit in der Kutsche. Da Cwell während der Fahrt noch irgendwelche politischen Vorgehensweisen mit ihrem Minister besprach, Daphnus seine gewohnt schweigsame Denkerhaltung eingenommen hatte und die Hofdame beständig vor sich hin schluchzte, blieb Jayel genug Zeit, den Alten unauffällig zu mustern. Sie hielt dabei die Augen gesenkt und beobachtete ihn unter den Lidern hervor. Der Mann trug eine weite, dunkelgraue Robe und hatte einen ehrfurchtgebietenden weißen Bart, der ihm fast bis zu den Knien reichte. Seine Augenbrauen waren ebenso weiß, standen aber buschig in alle Richtungen und beherrschten die gesamte obere Gesichtshälfte, so dass es Jayel zunächst gar nicht auffiel, dass der Alte sich den Kopf geschoren hatte. Sein Gesicht wurde vom steifen Stoff eines hohen Kragens umrahmt, der an die Robe anschloss. Jayel hatte den Mann bisher noch nie bewusst bei Hofe gesehen. Seine eisblauen Augen blickten weise und durchdringend, während er dem Gespräch der Kaiserin folgte, aber kein Wort sprach. Plötzlich ruckte sein Kopf herum und er blickte Jayel direkt an, so dass das Mädchen erschrak. Sie konnte sich gerade noch beherrschen, denn offenkundig hielt sie ja schließlich die Augen gesenkt und benahm sich nicht ungebührlich. Plötzlich lächelte der Mann, zwinkerte ihr vergnügt zu und wandte den Kopf wieder der Kaiserin zu. Zum Glück hatten sie kurz darauf ihr Ziel erreicht, so dass Jayel beim Aussteigen Daphnus zurückhielt und ihn leise fragte: „Wer ist der alte Mann, der mir gegenüber gesessen hat? Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.“
    Daphnus grinste schief: „Das glaube ich gerne. Seiner Stimme zufolge ist es Querius, der Hofmagus der Kaiserin.“
    Jayel erstarrte. Sie hatte schon viel von dem berühmten Hofmagus gehört, der nur selten in der Öffentlichkeit auftrat und die meiste Zeit in dem alten Turm vor der Stadt verbrachte. Er hatte die höchsten Magiegrade erreicht, die möglich waren, wie die seltene dunkelgraue Farbe seiner Robe bewies. Die Akolythen munkelten unter sich, der alte Magier habe in seinem Turm eine riesige Bibliothek und ein geheimes Labor, das von einem jungen Drachen bewacht wurde, der Querius zu Diensten stand. Manche der Akolythen gaben damit an, den Turm schon einmal betreten zu haben, wenn Botschaften an den Magus überbracht werden mussten, was ihnen aber niemand glaubte. Denn – und das war das größte Geheimnis, das den Alten umgab – niemand außer Zauberern oder zukünftigen Zauberern durfte jemals den Turm von Querius betreten.
    Als Jayel die Kutsche verließ, begrüßte Botschafter Han gerade seinen kaiserlichen Gast. Als er Jayel sah, blitzten seine Augen erfreut auf. Ansonsten blieb er jedoch ganz seiner anerzogenen Höflichkeit verpflichtet. Ohne mit der Wimper zu zucken, brachte er die Begrüßung zu Ende, hieß danach den Hofmagus und die adeligen Damen der Kaiserin willkommen. Dann wandte er sich Jayel zu und verneigte sich: „Ich bin überaus erfreut, euch wohlbehalten wiederzusehen, junge Poetesca!“ Jayel errötete. Das war der Titel, der einer ausgebildeten Bardin zustand, und nicht einer Akolythin.
    „Na, na, soweit sind wir noch nicht!“, schaltete sich in diesem Moment die Kaiserin rügend ein. „Zwar habt ihr wohlwollend von meinem Schützling zu berichten gewusst. Es ist jedoch nicht nötig, ihr zu schmeicheln, indem ihr der jungen Jayel einen Titel verleiht, der ihr erst zusteht, wenn sie ihn sich verdient hat.“ Han neigte den Kopf, ein zustimmendes Lächeln auf den Lippen zeigte, dass er den Tadel nicht allzu ernst nahm. „Doch nun kommt herein“, fuhr Cwell fort. „Jayel soll uns berichten, wie es ihr ergangen ist.“
    Jayel kam sich irgendwie fehl am Platze vor. Sie

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