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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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deren Stamm so dick war, dass ihn fünf Mann nicht umfassen konnten. Ihre Zweige überdeckten den gesamten Platz wie ein Dach. Vor dem Baum, auf den der Elf sie zuführte, stand sich ein gewaltiger, hölzerner Thron, der offenbar einst aus einem einzigen Baumstamm heraus geschnitzt worden war. Die Rückenlehne ragte hoch auf und war mit einem filigranen Schnitzmuster verziert, das aus Schlingen, Knoten und Blattornamenten bestand. Ebenso reichlich waren auch die Armlehnen geschmückt.
    Auf dem Thron saß die Hohe Herrin der Elfen. Jayel war beeindruckt von ihrer Person. Sie erschien ihr noch größer und zierlicher als alle Elfen, die sie bisher im Dorf gesehen hatte. Sie hatte gleichmäßige Züge und hellviolette Augen, die in dem alterslosen Gesicht zu leuchten schienen. Ein freundliches, wissendes Lächeln umspielte ihren Mund. Auf dem Kopf trug sie einen Blütenkranz, gekleidet war sie in einen Umhang aus Blumen und Blättern – darunter war sie nackt. Ihre glatten, seidigen, weißen Haare reichten ihr bis zu den Füßen und legten sich wie ein Kleid um ihren zarten Körper. Sie saß in ihrer natürlichen Blöße auf dem Thron, und niemand schien sich daran zu stören. In ihrer Nacktheit wirkte sie keineswegs verletzlich, sondern so selbstsicher und kraftvoll, dass Jayel zunächst gar nicht aufgefallen war, dass sie, von dem Umhang abgesehen, unbekleidet war.
    Vor dem Thron angekommen, ließ sich Jayel in einen Hofknicks nieder, da sie vermutete, eine Hohe Herrin sei ebenso zu begrüßen wie die Kaiserin.
    „Seid gegrüßt!“, sagte die Herrin mit ihrem sanften Lächeln. „Ich bin Fiona, die Hohe Herrin. Willkommen in den
Unendlichen Wäldern
, dem Reich der Elfen.“
    Jayel hob den Kopf: „Habt Dank für den freundlichen Empfang, Hohe Herrin. Leider bringen wir schlechte Neuigkeiten...“
    Fiona nickte: „Wir sind bereits unterrichtet. Die Vögel haben uns die Kunde gebracht, dass die Zeichen der Prophezeiung bei den anderen Völkern eingetroffen sind: Der Hass hat seine Spuren hinterlassen. Auch bei uns...“ Die Stimme der Elfin war bei diesen Worten traurig geworden.
    Jayel sagte vorsichtig: „Man hat mir gesagt, ich sei die Auserwählte, welche die vier Kristalle finden und die Völker vereinen soll...“
    Fiona neigte zustimmend das Haupt: „Das stimmt und auch wieder nicht; Ihr seid auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Das Rätsel um die Prophezeiung müsst Ihr selbst lösen. Aber wir werden euch helfen: Ihr sollt den Kristall der Luft bekommen...“ Jayel atmete erleichtert auf. „Ein Bote wird euch zu unserem heiligen Hain bringen. Er liegt zwei Tagesreisen von hier entfernt tiefer in den Wäldern. Die Priesterinnen dort werden euch den Kristall übergeben, und eine von ihnen wird mit euch kommen, um die Prophezeiung zu erfüllen.“ Fiona blickte Daphnus an, der unmerklich zu erstarren schien, und meinte: „Obwohl ihr ja eigentlich schon einen Vertreter unseres Volkes bei euch habt.“ Sie nickte lächelnd dem jungen Magier zu, und Daphnus verneigte sich etwas steif.
    Jayel sah ihm deutlich an, dass ihm die Sache unangenehm war und beschloss, ihn ein anderes Mal darauf anzusprechen. „Habt Dank, edle Herrin“, sagte sie indes zu der Elfin, „bei den Erdmenschen rühmte man bereits die Weisheit eures Volkes. Ich sehe, dass recht gesprochen wurde. Wisst Ihr vielleicht auch, wo wir den letzten Kristall finden können?“
    Die Elfin wiegte überlegend den Kopf: „Ich hörte einmal, im Reich der Menschen gäbe es einen Tempel des heiligen Steines im Süden...“
    Jayel fiel es wie Schuppen von den Augen: „Aber sicher! ‚Feuer in Feindeshand’ hat die alte Aquantin gesagt – unser Feind ist momentan das Südreich. Und den Tempel, von dem ihr sprecht, den kenne ich! Er steht in der Hauptstadt des Südreiches, in Kazad...“
    Plötzlich kam leichter Wind auf, die Herrin der Elfen schien zu lauschen, ihr Blick verschleierte sich und Jayel überkam schlagartig ein Frösteln. „Denk daran, große Bardin“, sagte Fiona mit einer Stimme, die von weit her zu kommen schien, und Jayel war etwas überrascht ob dieser Anrede, „nur du allein wirst die Entscheidung treffen. Überlege gut, wie sie ausfällt ... höre auf das ewige Lied...“ Ein heftiger Windstoß fuhr zwischen Jayel und Fiona hindurch und wirbelte loses Laub auf. Die Elfin zuckte zusammen, schüttelte rasch den Kopf und lächelte Jayel dann wieder freundlich an, als wäre nichts gewesen. „Ich glaube, es wird Zeit für euch, zu

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