Das Exil Der Königin: Roman
dieses Amulett wusste.
Wie auch immer, musste er nicht auf der Seite der Königin stehen? Er erinnerte sich an die Worte von Elena Cennestre an dem Tag, als man ihm die Wahrheit vor die Füße geworfen hatte.
Wenn du deine Ausbildung abgeschlossen hast, wirst du hierher zurückkehren und deine Fähigkeiten in den Dienst der Clans und des Wahren Geschlechts der Reinen Königinnen stellen.
Vermutlich hatte niemand mit der Königin gesprochen. Sie hatten versucht, es für sich zu behalten.
»Zumindest ist klar, dass sie nicht nach dir suchen«, sagte Han und wandte den Blick von Dancer ab. »Wir sollten uns für alle Fälle trennen. Du gehst voraus. Ich komme dann nach.« Auf diese Weise würde er verhindern, dass Dancer sich zu irgendwelchen heroischen Taten hinreißen ließ, sollten die Wachen ihn, Han, ergreifen.
Dancer quittierte diesen Vorschlag mit einem spöttischen Schnauben. »Klar doch. Allerdings wird man dir nicht lange abnehmen, dass du einer von den Clans bist, wenn du erst den Mund aufmachst. Da nützt es dir auch nichts, wenn du deine Haare bedeckst. Lass mich reden. Hier kommen viele Händler durch. Es wird alles gut gehen.« Han entging nicht, dass Dancer trotz seiner Worte die Sehne seines Bogens fester packte und seinen Gürteldolch so zurechtschob, dass er leicht drankommen würde.
Han sorgte dafür, dass auch seine eigenen Waffen griffbereit waren, dann stopfte er helle Haarsträhnen unter seinen Hut. Er hätte sich die Zeit nehmen sollen, sie noch einmal dunkel zu färben, damit man ihn nicht so leicht erkannte. Aber die Frage des Überlebens wurde erst jetzt so richtig bedeutsam. Er tastete mit der Hand unter sein Hemd und berührte das Amulett. Zum tausendsten Mal wünschte er sich, er wüsste besser darüber Bescheid, wie man es benutzte. Ein kleiner Zauberspruch an der richtigen Stelle war vielleicht hilfreich, wenn sie in der Klemme steckten.
Nein, vielleicht auch nicht. Es war besser, wenn niemand wusste, dass Cuffs Alister, Straßendieb und des Mordes verdächtig, sich plötzlich in einen Magier verwandelt hatte.
Quälend langsam rückten sie dem Grenzposten näher. Die Wachen schienen außerordentlich gründlich zu arbeiten.
Als sie endlich vor ihnen standen, packten zwei von ihnen die Zügel ihrer Pferde und hielten sie fest. Eine berittene Wache mit dem Halstuch eines Sergeants baute sich vor ihnen auf. Der Soldat musterte ihre Gesichter und runzelte die Stirn. »Eure Namen?«
»Fire Dancer und Hunts Alone«, sagte Dancer in der Allgemeinen Sprache. »Wir sind Clan-Händler von Marisa Pines und auf dem Weg nach Ardenscourt.«
»Händler? Oder Spione ?«, spuckte der Soldat aus.
»Wir sind keine Spione«, sagte Dancer. Er beruhigte sein Pferd, das den Kopf hin und her warf und beim Klang der fremden Stimme mit den Augen rollte. »Händler mischen sich nicht in die Politik ein. Ist schlecht fürs Geschäft.«
»Jeder weiß, dass ihr vom Krieg profitiert«, knurrte die Blaujacke, was der üblichen Einstellung entsprach, die man im Vale gegenüber den Clans hegte. »Was habt ihr da?«
»Seife, Düfte, Seidenstoffe, Lederarbeiten und Heilmittel«, antwortete Dancer und legte eine Hand auf die Satteltasche, als wollte er so bestätigen, dass es sich um seinen Besitz handelte.
Das zumindest stimmte. Sie hatten vor, diese Waren einem Käufer in Ardenscourt zu übergeben, um sich auf diese Weise an den Kosten für den Unterricht und die Unterbringung in Odenford zu beteiligen.
»Zeigt her.« Der Soldat öffnete die Satteltasche des ersten Ponys und kramte in den Waren herum. Der Geruch von Sandelholz und Kiefern stieg auf.
»Habt ihr auch Waffen oder Amulette?«, wollte der Mann wissen. »Irgendwelche magischen Gegenstände?«
Dancer zog eine Braue hoch. »Arden hat keinen Markt für magische Waren«, erklärte er. »Die Kirche von Malthus verbietet so etwas. Und wir handeln nicht mit Waffen. Ist zu riskant.«
Der Sergeant starrte in ihre Gesichter; seine Stirn runzelte sich verwirrt. Han hielt den Blick weiter auf den Boden gerichtet. »Weiß nicht«, sagte der Soldat. »Eure Augen sind blau. Ihr seht nicht gerade aus wie welche von den Clans.«
»Wir sind Mischlinge«, entgegnete Dancer. »Die Camps haben uns als Babys aufgenommen.«
»Wohl eher gestohlen«, sagte der Sergeant. »So wie die Erbprinzessin. Möge der Schöpfer Barmherzigkeit mit ihr haben.«
»Was ist mit der Prinzessin?«, fragte Dancer. »Wir haben nichts davon mitbekommen.«
»Sie ist verschwunden«,
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