Das Exil Der Königin: Roman
um und sah ihn an. »Zweierlei. Wir möchten, dass Ihr hier an der Grenze eine Wache errichtet, die Ausschau nach Prinzessin Raisa hält und sie daran hindert, die Grenze von Westgate zu überqueren. Und dann brauchen wir eine Gruppe vertrauenswürdiger Soldaten, die zum Demonai-Camp reiten und nachsehen, ob sie sich wirklich nicht dort aufhält.«
»Zum Demonai-Camp!«, rief Gillen deutlich weniger erfreut. »Aber … Ihr könnt unmöglich – Ihr geht doch sicher nicht davon aus, dass wir uns auf einen Kampf mit den Demonai-Kriegern einlassen sollen, oder?«
»Natürlich nicht«, entgegnete Bayar genervt. »Die Königin hat den Demonai bereits mitteilen lassen, dass ihre Wache sich zu den Highland-Camps aufmachen wird, um diese Wilden zu befragen. Sie können sich kaum weigern. Sie wissen also, dass Ihr kommt, und so werdet Ihr etwas tiefer graben müssen, um herauszufinden, ob die Prinzessin dort ist oder war.«
»Und Ihr seid sicher, dass sie uns erwarten?«, fragte Gillen. Die Wasserläufer waren eine Sache – sie hatten nicht einmal Metallwaffen. Aber die Demonai … er war nicht gerade wild darauf, sich mit ihnen anzulegen. »Ich will nicht mit ihren Pfeilen gespickt enden. Die Demonai benutzen Gifte, die einem Mann den …«
»Keine Sorge, Leutnant Gillen«, unterbrach Bayar scharf. »Ihr seid vollkommen in Sicherheit. Das heißt natürlich, sofern Ihr Euch beim Herumschnüffeln nicht erwischen lasst.«
Er würde Magot und Sloat schicken, beschloss Gillen. Sie eigneten sich am besten für diese Aufgabe. Er selbst würde hierbleiben und nach der Prinzessin Ausschau halten. Schließlich waren dafür Umsicht und ein klarer Kopf nötig. Und Diskretion.
»Ich gehe davon aus, dass Ihr für eine gründliche Suche mindestens zwei Schwadronen Soldaten braucht.«
»Zwei Schwadronen! Aber ich habe alles zusammen nur etwa einhundert Soldaten, plus eine Schwadron Wachen«, rief Gillen. »Und den Streifen und Highlandern traue ich nicht. Eine Schwadron muss genügen, das ist alles, was ich erübrigen kann.«
Bayar zuckte mit den Schultern; es war nicht seine Aufgabe, Gillens Probleme zu lösen. »Dann also eine Schwadron. Ich würde selbst gehen, aber als Magier ist es mir nicht gestattet, die Spirit Mountains zu betreten.« Bayar fingerte wieder an dem prunkvollen Edelstein herum, der um seinen Hals hing. »Und es hätte unangenehme Fragen zur Folge, wenn ich mich einmischen würde.«
Natürlich hätte es unangenehme Fragen zur Folge, dachte Gillen. Wieso mischte sich ein Magier überhaupt in militärische Angelegenheiten ein? Die Grauwolf-Königinnen zu beschützen war Aufgabe der Wache der Königin und der Armee.
»Wir möchten, dass die Sache ohne Verzögerung vonstatten geht«, sagte Bayar. »Eure Schwadron soll sich für morgen früh zum Aufbruch bereitmachen.« Gillen öffnete schon den Mund, um ihm all die Gründe aufzuzählen, warum das nicht ging, aber der junge Bayar hob die Hand. »Gut. Meine Kameraden und ich werden hierbleiben und auf Eure Rückkehr warten.«
»Ihr wollt hierbleiben?«, stammelte Gillen. Das konnte er nun ganz und gar nicht gebrauchen. »Hört zu, wenn die Königin will, dass wir uns in die Spirit Mountains begeben, um die Prinzessin zu suchen, muss sie uns Verstärkung schicken. Ich kann die Westmauer nicht ungeschützt lassen, während wir …«
»Solltet Ihr die Prinzessin finden, übergebt Ihr sie unserer Obhut«, sprach Bayar weiter, ohne auf Gillens Einwand zu achten. »Meine Vettern und ich werden sie dann zur Königin zurückbringen.«
Gillen musterte den jungen Bayar misstrauisch. War das irgendeine Falle, in die man ihn zu locken versuchte? Wieso sollte er die Prinzessin diesen Magiern übergeben? Wieso sollte er sie nicht selbst nach Fellsmarch zurückbringen und den Ruhm dafür einstreichen – und vermutlich auch einen fürstlichen Lohn?
Das hier war eine große Sache. Und er wollte mehr für sich rausholen als nur den Dank der Bayars.
Als hätte der Junge seine Gedanken gelesen, sagte er: »Solltet Ihr die Prinzessin finden und uns übergeben, werdet Ihr eine Belohnung von fünftausend Kronen erhalten – und Eurer Rückkehr auf einen Posten in Fellsmarch steht nichts mehr im Wege.«
Gillen gab sich alle Mühe, dass ihm nicht die Kinnlade herunterfiel. Fünftausend Girlies? Das war ein Vermögen! Zahlten die Bayars wirklich so viel, nur um den ganzen Ruhm einzustreichen, die Prinzessin selbst an den Hof zurückgebracht zu haben? Irgendetwas ging da vor.
Weitere Kostenlose Bücher