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Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Titel: Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Ich war noch nie in einer Wolke. Ich wette, es ist unheimlich. Kann man in einer Wolke was sehen und …«
    Ich warf ihr einen wütenden Blick zu. Sie machte eine Pause, dann fuhr sie hastig fort. »Wir treffen uns dann am nördlichsten Punkt von Lake Mead.«
    Ich nickte. »Und wo ist die Schule?«
    »Im Death Valley, acht Meilen direkt nördlich vom Badwater Basin.« Sie öffnete den Mund, um noch etwas hinzuzufügen, aber ich zog die Brauen hoch. Ich liebe Nudge. Sie ist ein prima Kind, aber sie redet ohne Punkt und Komma. Damit könnte sie sogar aus Mutter Teresa eine Axtmörderin machen.
    »Du hast es begriffen«, sagte ich. »Gute Arbeit.«
    Was für ’ne Adresse, nicht wahr? Könnte die Schule an einem besseren Ort stehen? Death Valley . Über dem Badwater Basin . Das klingt, als müsste man über eine Straße gehen, die mit guten Vorsätzen gepflastert ist, und den Fluss Styx überqueren. Jedenfalls würde mich das alles nicht wundern.
    Der Wind löste meinen Zopf. Lange Haarsträhnen schlugen mir ins Gesicht.
    Anmerkung an mich: Haare kurz schneiden.
    Der Gasman und Iggy waren nicht glücklich gewesen, als wir sie zurückließen, aber ich hielt meine Entscheidung immer noch für richtig. Das war das Problem, wenn man führen musste. Es gab dafür keine Gebrauchsanweisung. Aber wenn ich daran dachte, was Angel bevorstand, war ein bisschen Unglück bei den Daheimgebliebenen meine geringste Sorge.
    Ich blickte zu Fang hinüber und sah, dass sein Gesicht beinahe heiter aussah, beinahe – wenngleich nicht ganz – glücklich . Aber Fang schaute nie glücklich drein – nur sehr ruhig. Ich flog näher zu ihm.
    »Auf der Plusseite – fliegen ist echt cool«, sagte ich. Er warf mir ein schiefes Lächeln zu. Er verstand mich. Seine dunklen Flügel bewegten sich kräftig. Sie glänzten im Sonnenlicht beinahe schwach purpurrot. Der Wind pfiff uns in den Ohren. Wir konnten meilenweit sehen. Es war, als sei man Gott. Jedenfalls stelle ich es mir so vor.
    Ja, klar. »Auf der Minusseite – wir sind genetisch veränderte Missgeburten, die nie ein normales Leben führen können.«
    Fang zuckte mit den Schultern. »Wie gewonnen, so zerronnen.«
    Ich war zu aufgewühlt, um zu lachen. Aber ich rang mir ein Lächeln ab, als ich zu Nudge hinüberschaute. Sie war drei Jahre jünger als ich, aber recht selbstständig. Wie wir alle war sie für ihr Alter groß und dünn. Wahrscheinlich wog sie mit ihren starken, aber leichten Vogelknochen kaum mehr als siebenundzwanzig Kilo.
    Neunzig Meilen pro Stunde war nicht schnell genug. Die »Wissenschaftler« an der Schule konnten in sieben Stunden großen Schaden anrichten. Aber wir mussten dennoch eine Pause einlegen, ehe wir dort ankamen. Wenn wir bei der Schule zuschlagen wollten, mussten wir ausgeruht sein.
    Ich blickte auf meine Armbanduhr – wir waren seit gut zwei Stunden in der Luft. Jetzt schon fühlte ich die kräftezehrende Wirkung. Fliegen verbrauchte ungemein viel Energie, und nach einem langen Flug habe ich immer das Gefühl, ich könnte eine Kuh aufessen. Ohne Messer und Gabel. Selbst der Drang, zu Angel zu kommen, verdrängte nicht das Grundbedürfnis, etwas essen zu müssen.
    »Max?« Nudge schaute mit den großen Augen, die ebenso bernsteinfarben wie ihre Locken waren, zu mir herüber. »Ich dachte gerade …«
    Jetzt geht’s los!
    »Ich meine, ehe wir losgeflogen sind. Ich habe doch Jebs alte Aufzeichnungen gelesen. Und ein paar davon waren über uns. Und über mich. Ich habe meinen Namen auf einem Blatt gesehen, meinen richtigen Namen, Monique, und dann andere Namen von Leuten und noch andere Namen: Tipisco, Arizona. Tipisco ist direkt an der Grenze zwischen Kalifornien und Arizona. Ich habe es auf der Karte gefunden. Ein ganz winziger Ort. Jedenfalls hat er so ausgesehen. Und da ist mir der Gedanke gekommen. Keiner von uns hat je seine richtigen Eltern kennengelernt. Und, weißt du, wir haben uns doch immer gefragt – jedenfalls habe ich mich das gefragt und ich nehme an, ihr anderen auch –, ob sie mich freiwillig abgegeben haben oder ob …«
    »Nudge, ich weiß, was du fühlst. Aber vielleicht haben diese Namen überhaupt nichts mit dir zu tun. Wir wissen nicht, ob wir Retortenbabys sind oder nicht. Komm, konzentrieren wir uns darauf, Angel zu befreien.«
    Keine Reaktion.
    »Nudge?«
    »Ja, okay. Ich habe nur nachgedacht.«
    Ich wusste, dass dieser Punkt wieder zur Sprache kommen und mich in den Hintern beißen würde.
    13 Ihr Mund war so trocken.

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