Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1
lügen. Genauso fühlte ich mich und noch viel elender.
Aber ich machte ein tapferes Gesicht und lächelte und las die Unterlagen für die anderen und freute mich für meine Familie – schließlich hatte keines der Kinder in ihrem kurzen und abartigen Leben viel Freude gehabt.
Trotzdem konnte ich mich nicht ganz zusammenreißen. »Also, weshalb haben sie diese anderen Informationen verschlüsselt?«, fragte ich noch mal. Nur um etwas zu sagen, um mich von meinem Thron der Schmerzen herunterzuholen.
»Vielleicht sind das Informationen, die so geheim sind, dass niemand sie je erfahren darf«, meinte Fang mit der hohlen Twilight-Zone -Stimme, die er manchmal benutzte, wenn die Situation besonders eigenartig war, nicht nur normal eigenartig.
»Vielleicht geht’s dabei um Geld«, meinte ich nachdenklich. »Oder um die Krankenhäuser, die ihnen die Babys gegeben haben. Um andere abartige Wissenschaftler, die ihnen helfen. Oder die Schlüssel zum ganzen Reich des Bösen …«
»Heiliger Strohsack«, sagte Iggy und richtete sich aufgeregt auf. »Wenn wir das Zeug hätten, könnten wir sie total auffliegen lassen! Wir könnten alles an eine Zeitung schicken. Der fette Typ könnte einen Film drehen – wie Bowling for Columbine oder so.«
Mein Herz schlug Saltos, als ich nur daran dachte.
»Mir ist das ganze Zeug total wurscht«, erklärte Nudge. »Ich will nur meine Mom und meinen Dad finden. Wartet! Wartet! Das bin ich!« Sie hielt die Luft an und las die Information um N88034gnh (Monique). »Wisst ihr was?« Nudge überflog noch einmal schnell die Seiten. »Alle diese Adressen sind in Virginia und Maryland und Washington, D. C. Das ist doch alles ziemlich eng beisammen, richtig? Plus, in Washington sitzt doch die Regierung, richtig?«
»Das ist das Coolste von allem«, sagte Iggy und blickte träumerisch in die Ferne. »Erst treffen wir unsere Eltern. Freudiges Wiedersehen. Umarmungen. Küsse. Dann zerstören wir die Schule, das Institut und alle diese elenden Schweine – ich meine, alle diese Typen, die uns kaputtgemacht haben. Das wäre super. Am schönsten wäre, wenn wir auch alle Eraser auf einmal ausradieren könnten. Absolut cool!«
»Also, was machen wir jetzt?«, fragte der Gasman, plötzlich sehr ernst. »Ich meine, wirklich .«
»Ich will das machen, was Max macht«, sagte Angel. »Und Celeste und Total auch.«
Total wedelte, als er seinen Namen hörte, und leckte Angels Hand. Was immer man ihm im Institut angetan hatte – er schien keine bösen Gefühle gegen Menschen zu hegen. Jetzt leckte er auch Celeste.
Dieser arme Bär brauchte dringend ein Bad. Wir alle. Ich musterte meine Truppe. Im Augenblick waren wir in Sicherheit. Wir waren zusammen. Eine Woge der Dankbarkeit ergriff mich.
»Wir fliegen nach Washington, D. C.«, erklärte ich schließlich. »Dort baden wir. Und dann suchen wir eure Eltern auf. Die Adressen haben wir, richtig?«
»Juuuhuuu!«, schrie der Gasman und schlug Iggy auf die Schulter, was diesen überraschte.
Ich lächelte die beiden an. Ich liebte sie alle so sehr und wünschte mir, dass sie glücklich würden. Das konnte ich für sie tun. Aber im Inneren fühlte ich, als fräßen sich schwarze Löcher durch meine Brust. Heute hatte ich jemanden getötet. Vielleicht meinen eigenen Bruder. Jetzt würden wir mehr über unsere Vergangenheit herausfinden, vielleicht über die Bedeutung unseres Lebens, und ich wusste nicht, ob ich das wirklich wissen wollte. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wer meine Mom und mein Dad waren.
Aber das spielte keine Rolle, richtig? Diese Kinder waren meine Familie. Ich war es ihnen schuldig, ihnen dabei zu helfen, dass sich ihre Träume erfüllten.
Selbst wenn es mich umbrachte.
Sehr spät in der Nacht – vielleicht auch gegen Morgen – versuchte ich mit der Stimme zu sprechen. Vielleicht – nur vielleicht – würde sie so gütig sein, mir zu antworten.
Ich habe zwei Fragen, okay? Nur zwei Fragen. Nein, mach drei Fragen daraus. Okay. Wo sind meine Mom und mein Dad? Wie kommt es, dass über mich überhaupt keine Akten da sind? Warum habe ich diese schrecklichen Kopfschmerzen? Und wer bist du? Bist du ein Feind in meinem Inneren? Oder bist du mein Freund?
Die Stimme meldete sich prompt: Das sind mehr als drei Fragen, Max. Und manchmal hängt die Frage, ob jemand dein Freund oder dein Feind ist, davon ab, wie man es betrachtet. Aber wenn du es schon wissen musst, dann sage ich dir, dass ich mich als dein Freund sehe, als ein
Weitere Kostenlose Bücher