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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ist.«
    »Und Sie glauben, diese Frau praktiziert das Gift ins Haus? Als Warenmuster oder so?«
    »Das bezweifle ich«, meinte ich nachdenklich. »Ich halte diese Frauen für uneingeweiht. Wie aber verhält es sich mit der Firma, bei der sie angestellt sind? Darüber könnten wir vielleicht etwas Genaueres erfahren, wenn wir mit einer Frau namens Eileen Brandon sprechen, die jetzt in einer Espressobar an der Tottenham Court Road arbeitet. Wollen Sie mitkommen?«

37
     
    P oppy hatte Eileen Brandon von ihrem eigenen Standpunkt aus ziemlich richtig beschrieben. Ihr Haar sah nicht aus wie ein Vogelnest noch wie eine aufgeblühte Chrysantheme, sondern lag in einer leichten Welle eng am Kopf. Sie war kaum geschminkt und ihre Füße steckten in Schuhen, die ich als vernünftig bezeichnen würde. Sie teilte uns mit, dass ihr Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sei und sie mit zwei kleinen Kindern zurückgelassen habe. Ehe sie ihre jetzige Stellung antrat, war sie ein Jahr bei einem kleinen Marktforschungsinstitut beschäftigt gewesen. Dort hatte sie gekündigt, weil ihr die ganze Sache nicht behagte.
    »Weshalb gefiel es Ihnen dort nicht, Mrs Brandon?«
    Sie sah Lejeune ernsthaft an. »Sie sind Polizeiinspektor, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und Sie glauben, dass in dieser Firma nicht alles mit rechten Dingen zugeht?«
    »Gerade darüber versuche ich Erkundigungen einzuziehen. Hatten Sie selbst irgendeinen Verdacht? Sind Sie deshalb fortgegangen?«
    »Ich könnte darüber nichts Bestimmtes aussagen.«
    »Das verstehe ich. Aber meine Frage ist streng vertraulich.«
    »Trotzdem kann ich kaum Tatsachen berichten – ich hatte einfach so ein ungutes Gefühl.«
    »Erzählen Sie mir ganz einfach, weshalb Sie die Stellung aufgaben.«
    »Ich hatte das Empfinden, dass dort undurchsichtige Dinge vorgingen. Die Firma schien mir nicht ernsthaft geführt. Mir war immer, als stecke etwas ganz anderes dahinter. Was es aber sein könnte, weiß ich bis heute nicht.«
    Lejeune stellte weitere Fragen. Wir erfuhren, dass ihr regelmäßig eine Liste ausgehändigt wurde mit den Adressen der Personen, die sie aufsuchen musste und den Fragen, die sie zu stellen hatte. Die Antworten wurden auf der gleichen Liste niedergeschrieben.
    »Und was kam Ihnen denn dabei seltsam vor?«
    »Die Fragen schienen zusammenhanglos, aus der Luft gegriffen – als dienten sie als Deckmantel für etwas anderes.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was dieses ›andere‹ sein könnte?«
    »Nein… und eben das machte mich stutzig.«
    Sie schwieg einen Augenblick und meinte dann zögernd: »Eine Zeit lang fragte ich mich, ob es sich vielleicht um einen organisierten Diebstahl handeln könnte – sozusagen um das Auskundschaften der Lokalitäten. Doch dann verwarf ich diesen Gedanken wieder, denn wir wurden niemals über die Räumlichkeiten oder Türschlösser ausgefragt und auch nicht darüber, wann die Bewohner nicht zuhause seien oder Ähnliches.«
    »Um welche Artikel ging es bei Ihren Fragen?«
    »Das war ganz verschieden. Manchmal handelte es sich um Nahrungsmittel, Reis, Mehl und diese Dinge, manchmal um Seifenpulver und Fußbodenreiniger. Wieder andere Male ging es um Creme, Puder und Lippenstift. Auch über Hustentabletten, Schlafpillen oder Gurgelwasser mussten wir uns erkundigen.«
    »Sie hatten jedoch niemals Muster gewisser Produkte auszuhändigen?«
    Lejeune brachte die Frage ganz nebensächlich vor.
    »Nein – nie.«
    »Sie stellten nur Fragen und schrieben die Antworten auf?«
    »Ja.«
    »Und worin bestand der Zweck dieser Fragen?«
    »Das eben kam mir so merkwürdig vor. Man hat uns niemals eine richtige Auskunft darüber erteilt. Es hieß nur, verschiedene Herstellerfirmen wollten darüber Bescheid wissen. Aber es war alles so… so laienhaft, so ohne System.«
    »Halten Sie es für möglich, dass sich unter den Fragen eine wichtige befand und alles Übrige nur Tarnung war?«
    Sie überlegte eine Weile und nickte dann langsam.
    »Ja, das würde eigentlich alles erklären. Aber ich weiß absolut nicht, welche Frage diese eine wichtige gewesen sein könnte.«
    Lejeune blickte sie ernst an.
    »Sicher steckt noch mehr dahinter, als Sie uns erzählt haben«, meinte er freundlich.
    »Nein, wirklich nicht. Wie ich schon sagte: Ich hatte einfach ein unbehagliches Gefühl dabei. Und dann sprach ich einmal mit einer anderen Angestellten, einer Mrs Davis…«
    »Ja? Sie unterhielten sich also mit Mrs Davis…?« Lejeunes Stimme klang unverändert.
    »Es ging

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