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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gorman weitergab, wurde es für den Verbrecher lebenswichtig, den guten Pater zum Schweigen zu bringen.«
    Lejeune starrte mich an. »Sie sind doch der gleichen Meinung?«
    »O ja, selbstverständlich.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer der Mann sein könnte?«
    »Ich habe wohl einen Verdacht, aber…«
    »Ich weiß – wir besitzen nicht den geringsten Beweis.«
    Er verstummte und zeichnete Kreise auf den Tisch. Dann stand er mit plötzlicher Energie auf.
    »Keine Sorge – wir werden ihn fassen! Sobald wir einmal wissen, wer es ist, gibt es auch Mittel und Wege. Und der Teufel soll mich holen, wenn wir nicht alles daransetzen.«

38
     
    E twa drei Wochen später fuhr ein Wagen die Auffahrt zu Prior’s Court hinauf.
    Vier Männer stiegen aus – ich war einer von ihnen. Außerdem waren da Inspektor Lejeune und Sergeant Lee. Der vierte war der kleine Apotheker Mr Osborne, der kaum seine Begeisterung zu verhehlen vermochte über die Ehre, die ihm da zuteilwurde.
    »Sie haben nichts anderes zu tun, als zu schweigen«, ermahnte ihn Lejeune noch einmal dringend.
    »Sicher, Inspektor; Sie können sich völlig auf mich verlassen. Ich werde nicht ein Wort sagen.«
    »Vergessen Sie das bitte auf keinen Fall!«
    »Ich weiß das Vorrecht zu schätzen, das Sie mir da eingeräumt haben. Obwohl ich nicht ganz verstehe…«
    Doch niemand ließ sich auf nähere Erklärungen ein.
    Lejeune klingelte und fragte den Diener nach Mr Venables. Wir machten den Eindruck einer kleinen Deputation, als wir ins Haus geführt wurden.
    Wenn Mr Venables angesichts unseres Besuchs überrascht war, so zeigte er es jedenfalls nicht. Sein Benehmen war äußerst korrekt und höflich. Er rollte seinen Stuhl etwas zurück und vergrößerte auf diese Weise den Kreis, der sich um ihn gebildet hatte. Mir fiel erneut auf, welch ausgeprägte Persönlichkeit dieser Mann war. Der Adamsapfel bewegte sich zwischen den zurückgeschlagenen Ecken seines steifen Kragens, das scharfe Profil mit der vorspringenden Hakennase erinnerte an einen Raubvogel. »Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Easterbrook; Sie tauchen in letzter Zeit häufig in unserer verlassenen Gegend auf.«
    Mir schien, als klinge ein leichter Spott in seiner Stimme. Doch er fuhr gelassen fort: »Und dies ist wohl Inspektor Lejeune? Ich muss gestehen, dass Ihr Besuch meine Neugierde erregt. In unserer friedlichen Weltabgeschiedenheit werden Sie wohl kaum Verbrecher anzutreffen hoffen – oder? Was kann ich für Sie tun, Inspektor?«
    Lejeune zeigte sich sehr ruhig, sehr verbindlich.
    »Es gibt da eine kleine Sache, in der Sie uns vielleicht behilflich sein könnten, Mr Venables.«
    »In welcher Beziehung sollte ich Ihnen helfen können?«
    »Am 7. Oktober wurde ein Priester namens Pater Gorman in der West Street in Paddington ermordet. Mir wurde berichtet, dass Sie sich zu dieser Zeit in der Nähe befanden, zwischen 7.45 und 8.15 Uhr abends. Haben Sie damals etwas gesehen, das Ihnen auffällig vorkam?«
    »Sollte ich wirklich dort gewesen sein? Ich bezweifle das, Inspektor – bezweifle es sehr stark. Soweit ich mich erinnere, war ich überhaupt niemals in dieser Gegend, und ich glaube auch nicht, dass ich mich am 7. Oktober in London aufhielt. Ich fahre wohl gelegentlich hin, wenn eine besonders interessante Versteigerung stattfindet, und ich suche auch jeden Monat meinen Arzt auf.«
    »Das ist Sir William Dugdale in der Harley Street?«
    Mr Venables blickte ihn kalt lächelnd an.
    »Sie sind sehr gut informiert, Inspektor.«
    »Leider nicht ganz so gut, wie ich es möchte. Ich gestehe, dass ich recht enttäuscht bin, von Ihnen nicht die erhoffte Unterstützung zu finden. Aber ich halte es dennoch für nötig, Ihnen einige Einzelheiten in Zusammenhang mit Pater Gormans Tod zu unterbreiten.«
    »Gewiss, wenn Sie es wünschen. Den Namen habe ich übrigens noch nie gehört.«
    »Pater Gorman wurde an jenem nebligen Abend zu einer sterbenden Frau gerufen. Diese Frau stand mit einer Verbrecherorganisation in Verbindung – anfänglich ohne zu wissen, um was es sich handelte, später fielen ihr jedoch verschiedene Dinge auf, und sie wurde misstrauisch. Wir wissen heute, dass es sich um eine ganze Gesellschaft handelt, die sich die Ausrottung missliebiger Personen zum Ziel gesetzt hatte – selbstverständlich gegen enorme Bezahlung.«
    »Der Gedanke ist nicht ganz neu«, murmelte Venables. »In Amerika…«
    »Gewiss. Aber diese Organisation zeigte wirklich neue Aspekte. Erstens wurden diese… Beseitigungen

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