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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Inspektor und ich uns bei einem Glas Bier gegenüber.
    »Ja, Mr Easterbrook? Ich bezweifle nicht, dass der Abschluss der Sache eine Überraschung für Sie war.«
    »Das kann man wohl sagen! Ich hatte mich vollständig auf Mr Venables eingestellt. Sie gaben mir aber auch nie nur den leisesten Hinweis.«
    »Das konnte ich mir nicht leisten, Mr Easterbrook. Solche Dinge müssen ganz im Geheimen reifen, denn das Wissen um sie kann gefährlich werden. Wir hatten auch nicht viel, auf das wir bauen konnten. Deshalb musste ich die ganze Szene stellen – unter Mr Venables’ Mitwirkung. Ich musste Osborne in Sicherheit wiegen, um ihn dann ganz plötzlich zu überfallen… in der Hoffnung, er würde zusammenbrechen. Und wie Sie sahen, ist es gelungen.«
    »Ist der Mann verrückt?«, fragte ich.
    »Anfänglich bestimmt nicht. Aber jetzt…? Seine Erfolge haben ihn größenwahnsinnig gemacht. Mord am laufenden Band – das kann seinen Einfluss auf den Menschen nicht verfehlen. Er begann sich allmächtig zu fühlen und als dann sein ganzes Gebäude zusammenbrach… Nun, Sie haben ihn ja gesehen.«
    Ich nickte. »Venables war also an Ihrem Komplott beteiligt; war er denn so ohne Weiteres damit einverstanden?«
    »Ich glaube, es hat ihm Vergnügen gemacht«, gab Lejeune zurück. »Außerdem besaß er die Unverschämtheit, mir offen zu sagen, dass ein Dienst des anderen wert sei.«
    »Was wollte er mit dieser geheimnisvollen Andeutung sagen?«
    Der Inspektor lächelte. »Eigentlich dürfte ich nicht darüber sprechen, aber… Vor etwa acht Jahren fanden verschiedene Bankeinbrüche statt. Die Technik war jedes Mal die gleiche und die Diebe entkamen mit ihrer Beute. Die Raubzüge waren sehr klug geplant – und zwar von einem Menschen, der sich an der Ausführung nicht beteiligte. Dieser Mann muss ein riesiges Vermögen eingesteckt haben. Wir hegten wohl gewisse Vermutungen, doch wir besaßen nicht die geringsten Beweise. Der Mann war zu schlau für uns. Vor allem aber war er klug genug, seinen Erfolg nicht dadurch zu gefährden, dass er weitere Einbrüche beging. Mehr will ich nicht sagen. Der Mann war ein gerissener Hochstapler, aber kein Mörder. Nie geriet ein Menschenleben in Gefahr.«
    Meine Gedanken kehrten wieder zu Zacharias Osborne zurück.
    »Haben Sie Osborne eigentlich von Anfang an verdächtigt?«, erkundigte ich mich.
    »Er war es selbst, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie ich schon sagte: Hätte er sich ruhig verhalten, wären wir niemals auf die Idee gekommen, der ehrenwerte Apotheker, Mr Zacharias Osborne, könnte mit den Verbrechen zu tun haben. Aber merkwürdigerweise bringen Mörder das nie fertig, die Götter mögen wissen, weshalb.«
    »Eine Variante von Thyrza Greys Todessehnsucht vielleicht«, schlug ich vor.
    »Je rascher Sie alles über Mrs Thyrza Grey und ihre ganzen Machenschaften vergessen, desto besser für Sie«, erklärte Lejeune ernst. »Nein«, fuhr er nachdenklich fort, »ich glaube, Menschen wie Osborne ertragen es nicht, mit niemandem über ihre eigene Größe sprechen zu können. Das ist der springende Punkt.«
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wann Sie Osborne zu verdächtigen begannen«, mahnte ich.
    »Von dem Moment an, da er mit Lügen aufwartete. Auf unseren Anruf, wer Pater Gorman an dem betreffenden Abend gesehen habe, meldete er sich sofort – aber seine Aussage enthielt eine handfeste Lüge. Er beschrieb uns auf das Genaueste einen Mann, der Pater Gorman gefolgt sei; doch er hätte unmöglich an einem derart nebligen Abend all jene Einzelheiten erkennen können. Eine vorspringende Hakennase – gut, das mochte noch angehen, niemals aber den starken Adamsapfel. Das war entschieden zu viel des Guten. Natürlich mochte diese Schwindelei ganz harmlos sein; viele Leute versuchen sich auf solche Weise wichtig zu machen. Aber immerhin richtete ich meine Aufmerksamkeit auf diesen Mr Osborne und erkannte bald genug, dass er eine recht eigenartige Persönlichkeit war. Als ich ihn aufsuchte, begann er sofort, mir eine Menge über sich selbst zu erzählen. Sehr unklug von ihm! Er schilderte mir unbewusst das Porträt eines Menschen, der stets mehr sein wollte, als er wirklich war. Er hatte keine Lust, in das altmodische Geschäft seines Vaters einzutreten. Er wollte unbedingt Schauspieler werden, hatte aber anscheinend keinen Erfolg, wahrscheinlich schon aus dem Grunde nicht, weil er sich nicht unterordnen wollte. Ihm sollte niemand sagen, wie er seine Rolle zu spielen hatte! Dann

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