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Das fehlende Glied in der Kette

Das fehlende Glied in der Kette

Titel: Das fehlende Glied in der Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Angeklagten in dessen Abwesenheit durchsuchten. In einer Schublade fanden wir unter einem Stapel Unterwäsche als Erstes einen Kneifer mit Goldrand, ähnlich dem, den Mr. Inglethorp trägt» – der Kneifer wurde gezeigt – «und zweitens dieses Glasröhrchen.»
    Das Röhrchen war bereits von dem Verkäufer der Apotheke identifiziert worden, es war ein blaues Glasfläschchen, das weißes kristallines Pulver enthielt und ein Etikett mit der Aufschrift «Chlorsaures Strychnin. Gift» trug.
    Ein neues Beweisstück, das die Detektive seit Verhandlungsbeginn entdeckt hatten, war ein langes, fast neues Blatt Löschpapier. Es stammte aus Mrs. Inglethorps Scheckheft und zeigte in Spiegelschrift deutlich lesbar die Worte:
     
    «… vermache ich mein gesamtes Vermögen meinem geliebten Mann Alfred Ing…»
     
    Damit war der endgültige Beweis erbracht, dass das vernichtete Testament zu Gunsten des Ehemanns der Verstorbenen gelautet hatte. Inspector Japp zeigte das verkohlte Fetzchen, das in dem Kamin gefunden worden war, und das, zusammen mit dem auf dem Dachboden gefundenen Bart, vervollständigte seine Beweise.
    Aber jetzt stand ihm noch das Kreuzverhör durch Sir Ernest bevor.
    «An welchem Tag durchsuchten Sie das Zimmer des Angeklagten?»
    «Am Dienstag, dem 24. Juli.»
    «Genau eine Woche nach der Tragödie?»
    «Ja.»
    «Und Sie sagen aus, Sie fanden zwei Gegenstände in einer Kommodenschublade. War die Kommode unverschlossen?»
    «Ja.»
    «Finden Sie es nicht etwas unwahrscheinlich, dass ein Mörder belastende Beweisstücke in einer unverschlossenen Schublade aufbewahrt, wo jeder sie finden kann?»
    «Vielleicht hat er sie in Eile dort versteckt.»
    «Aber Sie sagten doch gerade, dass schon eine ganze Woche seit dem Verbrechen vergangen war. Er hätte doch reichlich Zeit gehabt, sie wegzuschaffen und zu vernichten.»
    «Vielleicht.»
    «Da gibt es kein Vielleicht. Hätte er reichlich Zeit gehabt oder nicht?»
    «Ja.»
    «War der Stapel Unterwäsche, unter dem die Sachen versteckt waren, eher leicht oder eher schwer?»
    «Eher schwer.»
    «Mit anderen Worten, es handelte sich um Winterunterwäsche. Offensichtlich würde der Angeklagte in absehbarer Zeit nicht an diese Schublade gehen. Ja oder nein?»
    «Möglicherweise nicht.»
    «Bitte beantworten Sie mir doch meine Frage. Würde der Angeklagte in der heißesten Woche des Sommers an die Schublade mit seinem Winterzeug gehen? Ja oder nein?»
    «Nein.»
    «Ist es in diesem Fall nicht gut möglich, dass die fraglichen Gegenstände von einer dritten Person dorthin gebracht sein konnten und der Angeklagte von ihrer Existenz gar nichts wusste?»
    «Das halte ich für unwahrscheinlich.»
    «Aber es ist möglich?»
    «Ja.»
    «Das ist alles.»
    Es folgten noch andere Aussagen. Sie bezogen sich auf die finanziellen Schwierigkeiten, in denen sich der Angeklagte Ende Juli befunden hatte, und auf sein Verhältnis mit Mrs. Raikes. Arme Mary, welche Demütigung für solch eine stolze Frau!
    Evelyn Howard hatte Recht behalten, obwohl ihr Hass auf Alfred Inglethorp sie zu der Schlussfolgerung verleitet hatte, er sei die betreffende Person.
    Dann wurde Lawrence Cavendish in den Zeugenstand gerufen.
    Leise beantwortete er Mr. Philips’ Fragen. Er behauptete, er hätte nie etwas bei der Firma Parkson im Juni bestellt. Außerdem wäre er am 29. Juni in Wales gewesen.
    Sofort stürzte sich Sir Ernest kampflustig auf ihn.
    «Sie behaupten, Sie hätten nicht den schwarzen Bart am 29. Juni bei der Firma Parkson bestellt?»
    «Jawohl.»
    «Aha! Falls Ihrem Bruder etwas zustößt, wer wird dann Styles Court erben?»
    Die Brutalität der Frage ließ Lawrence’ blasses Gesicht erröten. Der Richter verlieh seinem Ärger murmelnd Ausdruck und der Angeklagte beugte sich zornig in der Zeugenbank vor.
    Heavyweather machte sich nichts aus dem Zorn seines Klienten.
    «Beantworten Sie bitte meine Frage!»
    Lawrence sagte leise: «Wahrscheinlich ich.»
    «Was meinen Sie mit wahrscheinlich? Ihr Bruder hat keine Kinder. Sie würden also erben, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Aha, das ist schon besser», meinte Heavyweather mit bösem Lächeln. «Und Sie würden außerdem auch eine Menge Geld erben, nicht wahr?»
    «Bitte, Sir Ernest», protestierte der Richter, «diese Fragen sind irrelevant.»
    Sir Ernest verbeugte sich, seinen Pfeil hatte er abgeschossen, und nun konnte er fortfahren.
    «Am Dienstag, dem 17. Juli, fuhren Sie, soweit ich weiß, mit einem anderen Gast zu einer Apotheke beim

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