Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fehlende Glied in der Kette

Das fehlende Glied in der Kette

Titel: Das fehlende Glied in der Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
gab Beweise dafür, dass sie darin alles ihrem Mann hinterlassen hatte. Die Tote hatte bereits vor ihrer Heirat ein Testament zu dessen Gunsten verfasst, aber – und hier drohte Mr. Philips viel sagend mit dem Zeigefinger – das hatte der Angeklagte nicht wissen können. Was die Verstorbene dazu veranlasst haben konnte, ein neues Testament aufzusetzen, während noch das ältere existierte, war unklar. Sie war eine alte Dame und hatte das frühere vielleicht vergessen oder – und das erschien ihm wahrscheinlicher – hatte sich gedacht, dass es durch die Heirat ungültig geworden sei, da darüber einmal gesprochen worden war. Damen kannten sich in juristischen Dingen oft nicht sehr gut aus. Sie hatte etwa ein Jahr zuvor ein Testament zu Gunsten des Angeklagten gemacht.
    Er würde beweisen, dass der Angeklagte in der Unglücksnacht seiner Stiefmutter letztendlich den Kaffee gebracht hatte. Später am Abend hatte er Zutritt zu ihrem Zimmer verlangt, bei welcher Gelegenheit er dann zweifellos eine Möglichkeit fand, das Testament zu zerstören, denn dann würde seines Wissens das andere zu seinen Gunsten wieder gültig werden.
    Der Angeklagte war verhaftet worden, nachdem Inspektor Japp – ein äußerst fähiger Kriminalbeamter – in dessen Zimmer ein Röhrchen Strychnin gefunden hatte, das mit dem identisch war, das von dem vermeintlichen Mr. Inglethorp am Tag vor dem Mord gekauft worden war. Die Geschworenen würden darüber entscheiden müssen, ob diese schwerwiegenden Tatsachen einen unumstößlichen Beweis für die Schuld des Angeklagten darstellten.
    Und indem er so sehr subtil hatte durchblicken lassen, dass für die Geschworenen eigentlich keine Alternative in Frage kam, nahm Mr. Philips wieder Platz und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Die ersten Zeugen der Anklage hatten fast alle schon bei der Voruntersuchung ausgesagt. Die medizinischen Beweise kamen als Erste dran.
    Sir Ernest Heavyweather, der in ganz England für die rücksichtslose Vorgehensweise berühmt war, mit der er Zeugen einzuschüchtern pflegte, stellte nur zwei Fragen:
    «Gehe ich recht in der Annahme, Dr. Bauerstein, dass das Gift Strychnin sehr rasch wirkt?»
    «Ja.»
    «Und dass Sie in diesem Fall keine Erklärung für die verzögerte Wirkung haben?»
    «Ja.»
    «Danke schön.»
    Mr. Mace sagte aus, das ihm vom Staatsanwalt gezeigte Röhrchen sei das, das er an «Mr. Inglethorp» verkauft hatte. Genauer befragt, gestand er, dass er Mr. Inglethorp nur vom Sehen kannte. Er hatte nie mit ihm gesprochen. Der Zeuge wurde nicht ins Kreuzverhör genommen.
    Dann wurde Alfred Inglethorp aufgerufen, und er erklärte, er habe das Gift nicht gekauft. Er habe auch nicht mit seiner Frau gestritten. Verschiedene andere Zeugen bestätigten diese Aussagen.
    Dann wurde die Bezeugung des Testaments durch die Gärtner bestätigt, und anschließend kam Dorcas in den Zeugenstand.
    Dorcas blieb ihrem «jungen Herrn» treu und verneinte heftig, dass sie Johns Stimme gehört hätte. Sie erklärte resolut, trotz aller gegenteiligen Aussagen sei Mr. Inglethorp in dem Boudoir bei ihrer Herrin gewesen. Ein wehmütiges Lächeln erschien auf dem Gesicht des Angeklagten. Er wusste nur zu gut, wie nutzlos ihre rührenden Bemühungen waren, da die Verteidigung diesen Anklagepunkt gar nicht bestritt. Mrs. Cavendish wurde natürlich nicht aufgerufen, da Eheleute nicht gegeneinander aussagen können.
    Nachdem er sich über verschiedene andere Dinge erkundigt hatte, fragte der Staatsanwalt:
    «Erinnern Sie sich, dass im Juni ein Paket von der Firma Parkson für Mr. Lawrence Cavendish kam?»
    Dorcas schüttelte den Kopf.
    «Daran kann ich mich nicht erinnern, Sir. Das mag so gewesen sein, aber Mr. Lawrence war im Juni einige Zeit verreist.»
    «Falls nun in seiner Abwesenheit ein Paket für ihn angekommen wäre, was hätte man damit gemacht?»
    «Wir hätten es in sein Zimmer gebracht oder ihm nachgeschickt.»
    «Hätten Sie das erledigt?»
    «Nein, Sir. Ich hätte es in der Halle auf den Tisch gestellt. Miss Howard hätte sich dann darum gekümmert, das gehörte zu ihren Aufgaben.»
    Evelyn Howard wurde aufgerufen und nach der Befragung zu einigen anderen Punkten ebenfalls zu dem Paket vernommen.
    «Weiß ich nicht mehr. Kommen jede Menge Pakete. Kann mich an kein bestimmtes mehr erinnern.»
    «Sie wissen nicht, ob es Mr. Lawrence nach Wales nachgeschickt oder ob es in sein Zimmer gebracht wurde?»
    «Wurde wohl kaum nachgeschickt. Daran würde ich mich

Weitere Kostenlose Bücher