Das Ferienhaus der Liebe
Zurückhaltung, dass er sich von der Menge abhob? Er stand einfach da und sah ein bisschen gelangweilt aus, während die Leute bei ihm - die persönlich kennen zu lernen Polly sonst was gegeben hätte -, sich bemühten, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Er wirkte nicht mehr wie der langweilige, spießige Simon, den sie so gut kannte, sondern wie ein Mann von Bedeutung. Einige Frauen schienen seine undefinierbare Ausstrahlung von Macht sehr attraktiv zu finden. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Polly erbost, wie eine hinreißend schöne Filmschauspielerin ihre Finger verführerisch seinen Arm entlanggleiten ließ. Und mich beachtet er überhaupt nicht, dachte sie erbittert.
In dem Moment sah er sich um und begegnete ihrem vorwurfsvollen Blick. Simon lächelte spöttisch, und seine sonst meist ausdruckslose Miene war wie verwandelt. Wütend stellte Polly fest, dass ihr der Atem stockte.
Simon schien die Situation zu genießen. Erst hatte er zugelassen, dass sie, Polly, sieh vor ihrer Arbeitgeberin zur Närrin machte, und nun spielte er sich vor seinen Bewunderern groß auf, während sie die Drinks herumreichen durfte! Sie konnte sich genau ausmalen, wie er ihrem Vater von diesem Abend berichtete und ihm erzählte, dass sich der wunderbare Job, mit dem sie so geprahlt hatte, als einfache Hausarbeit herausgestellt hatte.
“Sie scheinen sich ja sehr für Simon Taverner zu interessieren.”
Polly fuhr hoch, als Philippe plötzlich neben ihr erschien. Er nahm sich ein Glas vom Tablett, prostete ihr zu, und sie wurde noch wütender auf Simon. Sechs Wochen lang hatte sie davon geträumt, Philippe würde sie bemerken, und nun war sie, dank Simon, viel zu missmutig, um es zu würdigen.
“Simon Taverner?” wiederholte sie vorsichtig. Woher kannte ausgerechnet Philippe ihn?
“Ja, der Mann, den sie die letzte halbe Stunde nicht aus den Augen gelassen haben”, antwortete er und lächelte auf seine unnachahmliche Art. “Und ich habe Sie beobachtet”, fügte er beiläufig hinzu.
Ein erregendes Prickeln überlief sie. Ich bin ihm also auf gefallen, dachte Polly. Vielleicht hatten die schicken Schuhe doch ihren Zweck erfüllt. Sie vergaß, wie weh ihr die Füße taten, als ihr bewusst wurde, dass Philippe tatsächlich neben ihr stand und sich mit ihr unterhielt. Er war aus der Nähe gesehen sogar noch attraktiver, und Polly Überlegte verzweifelt, wie sie das Gespräch in die Länge ziehen könnte. Als Erstes musste sie ihm klarmachen, dass sie keineswegs an Simon Taverner interessiert war.
“Simon Taverner?” wiederholte sie nochmals beiläufig. “Ist das der langweilig wirkende Mann, der sich gerade mit Ihrer Schwester unterhält?”
Philippe sah amüsiert aus. “Er ist alles andere als langweilig.
Simon Taverner besitzt eine große Investmentfirma.”
“Für mich klingt das ziemlich öd”, sagte Polly. Sie wusste, dass Simon mit Finanzen zu tun hatte, aber sie hatte sich für seine Arbeit nie interessiert. Ihr Vater schwärmte ständig davon, wie erfolgreich Simon sei, aber Investment kam Polly nicht sonderlich aufregend vor.
Vielmehr klang es nach dem typisch sicheren, langweiligen Beruf, wie Simon ihn sich aussuchen würde.
“Es ist keineswegs öd, wenn man damit so viel Geld macht wie Simon Taverner”, meinte Philippe trocken.
Erstaunt sah Polly ihn an. “Sie meinen, er ist wirklich reich?”
Philippe lachte. “Man sieht es ihm nicht an, aber er könnte locker die Filmgage von Tom Cruise aus der eigenen Tasche bestreiten.”
“Ehrlich?” Machte Philippe vielleicht nur einen Scherz? Polly hatte von ihrem Vater gehört, Simon sei finanziell gut gestellt und habe Erfolg im Beruf, aber nicht, dass er wirklich reich sei.
“Was glauben Sie, warum meine Schwester ihn für heute Abend eingeladen hat? Sie hofft, dass er Rushfords neues Projekt finanziert”, erklärte Philippe.
“Simon investiert in Filme?” Groß sah Polly ihn an und dachte sich, dass sie keine weiteren Überraschungen mehr würde verkraften können. Simon sah sich nicht einmal Videos zu Hause an, und ins Kino ging er schon gar nicht!
“Ja. Leute wie Simon Taverner managen die Unterhaltungsindustrie, was das Publikum nicht weiß, da ihre Namen nicht im Abspann erscheinen”, erläuterte Philippe ihr. “Taverners Interesse ist rein finanzieller Natur, aber er weiß, worauf es ankommt.
Wenn er in einen Film investiert, wird der sicher ein Kassenerfolg.”
“Ehrlich?” Polly konnte es noch immer nicht fassen.
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