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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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oder gehen spazieren – ganz anders als vor zwei Wochen, als Brewster aussah wie eine Geisterstadt. Wenn man vor dem You-You steht, hört man das dumpfe Stampfen und Grunzen einer Übungsgruppe. Das Brewster Brew hat bis achtzehn Uhr geöffnet. Jean Sawyer ist die inoffizielle Sprecherin der Stadt geworden und erzählt von den Verheerungen, auch wenn es selten den Tatsachen entspricht. Sie gibt der Geschichte einen romantischen Dreh. »Ham Brantley hat es aus Liebe getan«, sagt sie. »Dr. Balfour war ein sexuelles Raubtier, der all diese Mädchen nur ausgenutzt hat. Ich bin froh, dass er es nie bei mir versucht hat!« Sie bedauert, dass sie Benjamin Clouston nicht kannte. Jedenfalls kann sie sich nicht erinnern, aber vielleicht hat sie ihn schon mal auf der Straße gesehen. »Spielsucht«, sagt sie. »Das ist genauso schlimm wie Whiskey. Sie mussten ihn zum Schweigen bringen.« Die Polizei ist zu dem Schluss gekommen, dass Larry der Mörder war, doch es kann auch Balfour gewesen sein.
    Die Laune bessert sich, und man hat weniger Angst. Manche sagen, es sei gar nicht so schlimm gewesen, man habe vieles übertrieben. Aber einige verbringen immer noch unruhige Nächte. Panikreaktionen haben stark zugenommen.
    Auch Maud Lord hat ein paar Geschichten zu erzählen. Sie besucht Bobby im Krankenhaus, das ist Teil ihres Morgenspaziergangs geworden. Sie hat gewusst, dass in der Stadt sämtliche Sicherungen durchbrennen würden, hat es in dem Augenblick gewusst, als sie die aufgehängte Katze gesehen hatte. All diese netten alten Leute, die so schnell ins Grab gebracht worden sind, und Schlimmeres – hat sie es Bobby nicht gesagt? Und sie ist sicher, wenn man Dr. Balfour nicht gestoppt hätte, wäre sie die Nächste auf seiner Liste gewesen. Und dann wären ihre einzelnen Körperteile in zwanzig verschiedene Staaten gewandert.
    Margaret Hanna arbeitet natürlich nicht mehr im Ocean Breezes. Man hat sie nicht angeklagt, aber sie muss in der Stadt bleiben, bis die Grand Jury entschieden hat, wie es mit ihr weitergehen soll. Bis jetzt ist ihre einzige Strafe ein gebrochener Arm, eine Verletzung, die sie bei Bonaldos Zusammenstoß mit Seymours SUV davongetragen hat.
    Jetzt sitzen zwei neue Männer in dem Krankenwagen vor der Klinik. Sie behaupten, sie hätten Seymour und Jimmy nicht gekannt, doch das ist schwer zu glauben. Zumindest in Tony’s Bar müssen sie sich gesehen haben. Seymour und Jimmy sind drüben in der Justizvollzugsanstalt. Nie im Leben werden sie eine Kaution stellen dürfen. Jimmy sagt, er habe nur Befehle befolgt. Seymour sagt: »Leck mich!«
    Schwester Spandex ist weggezogen, und Dr. Fuller hat gekündigt. Man wird sie bald ersetzt haben, und Dr. Balfour ebenfalls. Fresssack Hopper ist nicht mehr bei der Polizei. Wenn Freunde ihn fragen, wo er jetzt arbeitet, sagt er, er müsse noch überlegen. Das bedeutet, er kann sich nicht entscheiden zwischen Bau- und Supermarkt.
    Der kommissarische Polizeichef Fred Bonaldo ist immer noch kommissarischer Polizeichef, aber die Suche nach einem Nachfolger ist im Gange. Dass er Seymour Hodges allein gefasst hat, war ein Riesenerfolg, auch wenn er als Erster zugeben würde, es sei nur ein Unfall gewesen. Um die Wahrheit zu sagen, er würde gern wieder ins Immobiliengeschäft zurückkehren. Diesen Polizeikram hält er für überschätzt, auch wenn er die Hoffnung hegt, noch zum Ehrenpolizisten oder Cop Emeritus ernannt zu werden, damit er bei den Paraden mitmarschieren kann.
    Manche Veränderungen sind sehr geringfügig. Ginger und Howard Phelps haben mit Gin Rommée aufgehört und spielen jetzt Scrabble. Peggy Summers hat sich in einer Kosmetikschule angemeldet. Maggie Kelly wartet auf die Auslieferung aus New York.
    Am Sonntagnachmittag, nach seinem Besuch bei Barton und Bernie auf der Farm, ist Woody hinüber nach Wakefield zu Jill Franklin gefahren. Sie verbringen viel Zeit miteinander. So ist bei der ganzen Katastrophe auch Gutes herausgekommen. Manchmal übernachtet er bei ihr, manchmal sie bei ihm, und manchmal machen sie eine Atempause. Ihm ist wohler mit sich selbst, und manchmal fällt ihm auf, dass er schon eine ganze Weile nicht mehr an Susie gedacht hat. Diese schlimmen neun Tage empfindet er als langgezogenen Albtraum, und in ein paar Jahren wird er sie als die Zeit sehen, in der er Jill kennengelernt hat. So kann er diese Tage nie ganz vergessen.
    »Ich habe dir doch gesagt, das ganze Satanismus-Zeug ist Blödsinn«, wird er zu Bobby sagen. »Gestaltwandlung,

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