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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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passiert war. Streifenwagen und ein Rettungswagen waren unterwegs. Nach ungefähr vier Meilen bogen die Spuren in die Skunk Hill Road ein. Die Bäume zu beiden Seiten waren schemenhafte weiße Schatten. Balfour wollte offensichtlich zum Interstate 95 , aber ihm musste klar sein, dass er keine Chance hatte. Aus dem ganzen Staat waren Streifenwagen unterwegs.
    Die Straße wurde schmal, und der Schnee lag höher. Herabwehende weiße Schleier reflektierten das Licht der Scheinwerfer, und Woody konnte kaum noch fünfzehn Meter weit sehen. Wenn sie im Graben landeten, würde Bobby ganz sicher sterben. Die Scheibenwischer klatschten hin und her. Er sah nirgends Licht, überall nur Bäume. Bobby redete nicht mehr, und Woody schaute zu ihm hinüber, um zu sehen, ob er noch atmete. Er wusste nicht, was er tun würde, wenn Bobby sterben sollte. Vielleicht würde er dann verrückt werden. Dummes Zeug ging ihm durch den Kopf – Zeug, das er hatte sagen wollen und nie gesagt hatte. Er dachte an etwas, und dann dachte er: Das ist ein Klischee . Er dachte an etwas anderes – zum Beispiel daran, dass er Bobby hätte sagen sollen, wie gern er ihn hatte –, und dann dachte er, auch das wäre ein Klischee. Wenn Bobby sterben sollte, würde Woody ganz sicher den Dienst quittieren. Er würde kein Trooper mehr sein wollen.
    Dann sah er Blinklichter vor sich – zwei, nein, drei Polizeiautos, vielleicht mehr, und dahinter ein Rettungswagen. Sie standen. Woody trat pumpend auf die Bremse. Es hatte einen Unfall gegeben. Der Audi stand quer auf der Straße. Er hatte einen Streifenwagen gerammt, und beide waren dabei herumgerissen worden. Woody drückte den Schalthebel in Parkstellung, noch bevor der Wagen richtig stand. Der Truck rutschte noch ein Stück, aber Woody war schon hinausgesprungen.
    »Sanitäter, sofort!«, schrie er. »Bobby ist verletzt!«
    Männer kamen im Laufschritt mit einer Trage auf ihn zu. Sie durch den Schnee zu schieben, war unmöglich. Bobby wurde auf die Trage gelegt.
    Der Streifenwagen hatte die Straße versperrt, und Balfour war vor wenigen Augenblicken dagegengeprallt. Einen Trooper hatte es umhergeschleudert, und ein zweiter Streifenwagen war gegen den ersten gerutscht. Alle waren durcheinander.
    Obwohl der Audi Schrott war, hatte Balfour herauskriechen können. Er hatte auf den Streifenwagen geschossen und die Frontscheibe zerschmettert, und dann war er in den Wald gerannt. Die Trooper hatten nicht sehen können, ob er verletzt war, aber im Schnee war Blut. Woody schnappte sich die Taschenlampe und lief den Fußspuren nach. Zwei Trooper waren ungefähr fünfzig Meter vor ihm und warteten, bis er sie eingeholt hatte. Er fiel immer wieder hin.
    »Es ist schwierig, die Spur durch das Gestrüpp zu verfolgen«, sagte der eine. »Irgendwo da vorn muss er sein.«
    Sie stapften weiter. Keiner von ihnen war diesem Schnee entsprechend angezogen. Sie fielen hin und standen wieder auf. Sie blieben im Dornendickicht hängen. Balfour entkam immer weiter. Nach einer halben Stunde gab Woody auf.
    »Wir müssen eine Suche organisieren und das ganze Gelände ringsum absperren. Die Straßen werden heute Nacht dicht sein.«
    Quer durch Arcadia bis zur nächsten Straße waren es zwei Meilen.
    »Er könnte tot sein da drin«, meinte ein Trooper.
    »Hoffentlich«, sagte Woody.
    Es war Mitternacht geworden. Sie machten kehrt und gingen zurück. Der Rettungswagen war inzwischen weg, aber ein Abschleppfahrzeug war gekommen, und noch ein paar Streifenwagen hatten sich eingefunden. Captain Brotman stellte einen Suchtrupp zusammen und befahl Woody, nach Haus zu fahren. Jetzt konnten andere übernehmen. Woody stieg in den Tundra und schaffte es, um die Streifenwagen herumzufahren, ohne in den Graben zu rutschen. Dann nahm er Kurs auf Brewster.
    Als er wieder normal atmen und einen klaren Gedanken fassen konnte, rief er Jill an. Er ging davon aus, dass sie zu Hause war. Sie war jedoch im Morgan Memorial bei Margaret, die bei dem Unfall verletzt worden war – nicht schlimm, aber es reichte.
    »Das war’s«, sagte Woody. »Es ist vorbei.«
    Sie fing an, ihm etwas zu erklären, doch er konnte nicht zuhören.
    »Bobby ist verletzt. Sie bringen ihn ins Krankenhaus. Ich muss da hin. Ich weiß noch nicht, ob ich nachher zu dir kommen kann. Jedenfalls war’s das.«
    Er trennte die Verbindung und fuhr zum Krankenhaus. Er wusste nicht, dass Jill dort auf ihn warten würde. Er fuhr dahin zurück, wo alles angefangen hatte.

EPILOG
    Zwei Wochen

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