Das Fest des Ziegenbocks
hochsteigt. »Ich werde dir jeden Monat schreiben. Es macht nichts, wenn du mir nicht antwortest.« Sie küßt sie mehrmals auf die Wange mit ihren schmalen Lippen, das Picken eines kleinen Vogels. Bevor Urania das Hotel betritt, wartet sie, bis das alte Auto ihrer Cousine sich auf dem Malecón George Washington verliert, vor dem Hintergrund der rauschenden, schneeweißen Wellen, die in regelmäßigen Abständen heranrollen. Sie geht ins Jaragua hinein; linkerhand ist der Teufel los im Kasino und im angrenzenden Nachtlokal: Rhythmen, Stimmen, Musik, die Spielautomaten und die Ausrufe der Spieler beim Roulette. Als sie auf die Fahrstühle zugeht, tritt ihr eine männliche Gestalt in den Weg. Es ist ein Tourist in den Vierzigern, rothaarig, mit kariertem Hemd, Jeans und Mokassins, leicht betrunken:
»May I buy you a drink, dear lady?«. sagt er und macht dabei eine höfische Verbeugung.
»Get out of my way, you dirty drunk«, antwortet ihm Urania, ohne stehenzubleiben, und sie kann gerade noch den verwirrten, erschrockenen Gesichtsausdruck des Unvorsichtigen sehen.
In ihrem Zimmer macht sie sich daran, ihren Koffer zu packen, aber nach kurzer Zeit setzt sie sich ans Fenster, um die leuchtenden Sterne und die schaumigen Wellen zu betrachten. Sie weiß, daß sie kein Auge zutun wird und daß sie deshalb alle Zeit der Welt hat, den Koffer fertigzupacken.
›Wenn Marianita mir schreibt, werde ich alle ihre Briefe beantworten‹, beschließt sie.
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