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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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verlängert wurde, so daß aus einem halben Jahr ein ganzes Jahr wurde – und die Angebote wurden so lange wiederholt, bis der Gefangene sie annahm.“
    „Das ist gemeine Ungerechtigkeit.“
    „Das sind die meisten Dinge“, sagte Gwell Nu.
    Ich wußte, wieso sie nach Itsik gekommen war. Vor Jahren hatte sie den Hausdienst des alten Ton Dohtroy am Datse verlassen und war davongelaufen. Dieser Grande war in Tsagul für sein gönnerhaftes Verhalten bekannt, dennoch hatte er diese weise Dienerin verstoßen und zugrundegerichtet.
    Wir tranken das Wasser, und es schmeckte durch die Kräuter, die sie hinzugefügt hatte, süß und köstlich.
    „Kopf hoch!“ sagte sie. „Ich werde dir befehlen, meine Nachtwächterin zu werden. Ich brauche eine mit einem starken Rücken und guten Nerven.“
    Ich ging hinaus und brach sofort vier Vorschriften, was mir fünf Peitschenhiebe eintrug. Ich hoffte, an diesem Ort keine Belohnung für gute Haltung zu bekommen. Ich verbrachte noch ein paar Schichten Holzhackerei, dann wurde ich Gwell Nus Nachtwächterin. Im allgemeinen setzte sie eine Omor der Dohtroys für diese Aufgabe ein, und tatsächlich neigten ihre Helfer dazu, Braun zu tragen. Die Arbeit im Krankenhaus war interessant und verursachte mir keine Übelkeit: Itsik ist kein ungesunder Ort, und die meisten Fälle waren Arbeitsunfälle. Ich genoß die Gespräche mit Gwell auf die Dauer in silbrigen Nachtstunden.
    „Was sind eigentlich die Sonderfälle?“ fragte ich eines Abends. „Ich habe schon danach gefragt, aber nie eine klare Antwort erhalten.“
    „Ehrlich gestanden, meine Liebe, würde dein alter Teufel von Pflegevater Horn sie als politische Gefangene bezeichnen“, sagte Gwell Nu. „Es gibt nie viele davon. Ein oder zwei werden unter Geheimhaltung eingeliefert … eine Clan-Methode, um jemanden heimlich einzusperren, ohne daß Fragen gestellt werden.“
    „Gwell Nu, wie könnt Ihr, wenn die Clans soviel Falsches anstellen, an einem Clan hängen?“
    „Die Dohtroys sind kein schlechter Clan“, sagte sie.
    Wir hatten keine Geheimnisse voreinander.
    „Auf einem Abfallfloß fliehen, meine Liebe? Nun ja, es wäre möglich, wenn du etwas hättest, um die diensthabende Wache zu bestechen.“
    „Ich würde nie etwas aus dem Lagerschuppen stehlen.“
    „Es wäre Deckung … etwas zu essen auf dem Kai zu klauen.“
    „Gwell Forgan, wißt Ihr irgend etwas über die Inseln?“
    „Nicht allzuviel. Sie sind heiß und grün, und einige primitive Moruianer leben dort. Auf der Insel Tsabeggan, dem Nächstliegenden Feuer, gibt es eine Steinvilla, die vor alter Zeit die fernen Mütter des Tsatroy-Clans erbaut haben.“
    „Die Tsatroys waren, wie Horn mir erzählt hat, einmal ein großer Clan, und jetzt gibt es nur noch Kleinigkeiten von dem ihnen verbliebenen Land: den alten Palast in Tsagul, diese Villa, von der ich noch nie etwas gehört habe … und Sarunin, den Ort der Asche …“
    „Jedes Feuer erlischt“, sagte Gwell Nu. „Ein alter Tsatroy-Vasall, der seine Strafe abdiente, als ich hierher kam, erzählte mir von der Letzten Schlacht von Sarunin.“
    Es war eine trockene, traurige Geschichte, eine, die ich gut zu kennen glaubte: lange nach den Clan-Kriegen, tatsächlich erst vor fünfmal zehn oder elf Jahren, kämpften die Tsatroys und die Pentroys um ein Stück Land. Das Heer der Tsatroys lagerte in einem Tal zwischen Itsik und Tsagul, nicht weit von dem heutigen
    Verlauf der roten Straße. Innerhalb eines Tages und einer Nacht starb das ganze Heer verflucht, manche behaupteten auch, vergiftet in seinem Lager; die Führer der Tsatroys verbrannten und begruben ihre Toten, dann warfen sie sich selbst ins Feuer und verbrannten in ihren Seidenzelten. Der Ort war zutiefst besudelt, und der Fluch hatte nie aufgehoben werden können.
    „Gwell Nu“, fragte ich nun, „was hat diese armen Krieger umgebracht?“
    „Rotwelk“, antwortete sie sofort. „Eine Sommerseuche. Dessen bin ich sicher. Die Lehnsherren der Tsatroys taten gut daran, das Lager zur Läuterung zu verbrennen.“
    „Ich überlege mir, ob das nicht die Wahnsinnige Elbin um ihren Verstand gebracht hat“, sagte ich. „Was wurde aus ihr? Vielleicht floh sie zu den Inseln?“
    Gwell Nu sah mich traurig und zugleich verschlagen an.
    „Nein, meine Liebe, so weit nicht. Elbin Elbinroyan Tsatroy liegt in einem Grab hinter der Einfriedung der Sonderfälle. Dort verbrachte sie, die arme alte Hoheit, aus Gnade der Pentroys ihre letzten Tage.“
    „Gwell

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