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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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guten Lehnsherrn. Halte dich abseits … mische dich nicht unter den Pöbel der Rintoul-Clans. Ich kümmere mich um dich, Kind.“
    Sie knüpfte einen Knoten in mein Runenband.
    „Holzhackerei!“ rief sie den Wächtern zu und kniff ein riesiges gelbbraunes Auge zu einem greulichen Zwinkern zusammen.
    Der Wächter rief fröhlich zurück: „Das Vorrecht! Ihr erweist dem Landvolk der Dohtroys Eure Gunst!“
    „Darauf kannst du dich verlassen!“ sagte Gwell Nu. „Eine Arbeiterin aus Tsagul wie dies Kitz hier ist zwei von euch Entlaufenen aus Rintoul wert!“
    So erhielt ich die sauberste Arbeit in Itsik durch das Vorrecht des Dohtroy-Clans, und ich setzte mich über einen meiner Grundsätze hinweg, indem ich eine braune Kappe trug, die Farbe der Dohtroys. In dieser verrückten Welt von Itsik war es von Nutzen, so etwas zu tun. Denn Itsik war wie die Geschichte des Alten Torin, die eine Truppe von Straßenschauspielern aufführte.
    Es war von klugen Erbauern und Maschinenmachern entworfen worden und wurde von ihnen verwaltet, die selbst oft ehemalige Vasallen, manche sogar Mischlinge, Kinder eines männlichen Granden und einem „gewöhnlichen“ weiblichen Wesen waren. Die Gefangenen, die die Arbeit in Itsik verrichteten, waren vorwiegend aus dem Dienst entlassene oder zur Strafe verschickte Vasallen. Diese ungehobelten Kreaturen, von Schwarzboß, dem Pentroy-Mischling, angefangen, der von der zweiten Einfriedung aus herrschte, bis zum unterwürfigsten Entlaufenen, hielten den Clans, die sie verstoßen und zu dem Ort der Entehrung geschickt hatten, immer noch die Lehnstreue. Sogar die gewöhnlichen Verbrecher, der Abschaum von Rintoul, hielten es für ratsam, sich einen Clan auszuwählen und dessen Farben zu tragen.
    In Itsik arbeiteten wir hart im Licht der Sonne und der Fernen
    Sonne. Wir bekamen unsere eigene Stärkungsnahrung: Zoben oder zähes Pökelfleisch von alten ihrer Felle wegen getöteten Wollhirschen. In Itsik kam ich gut voran, trotz der kleinlichen Clan-Kämpfe und des endlosen Klatsches über Adelsfamilien. Ich leitete mein Holzhackerteam an den fünf Tagen und übernahm bald die Aufsicht über unsere Essensmatte. Meine Arbeitsgefährten waren junge Gefangene, junge Vasallen, Mißratene, die von den langen Stunden, der Tyrannei und der Entehrung wie benommen wirkten.
    In Itsik kam ich gut voran, aber ich haßte den Ort von Tag zu Tag tiefer und bitterer. Jeder Schlag, den ich tat, jede Kraftanstrengung, jeder gebrüllte Befehl erinnerten mich daran, daß ich Kitz war, die erfolgreiche Tyrannin. Ich war wegen Körperverletzung verurteilt worden, und ich war dazu verdammt, mein Verbrechen in geringerem Maß jede Stunde, die verstrich, zu wiederholen. Der Gestank von Itsik hatte für mich nichts mit Häuten oder Talg oder Zobentran zu tun.
    Eines Morgens im Licht von Esder, ehe die Große Sonne aufging, passierte in der Bara-Plantage ein schlimmer Unfall. Eine schwerbeladene Lore voller glänzender Blätter und Ölzweige entgleiste und fiel auf eine Arbeitergruppe. Ich tat, was nötig war. Räumte die Lore beiseite, löste Alarm aus, trieb mein armes schockiertes Team an, die Opfer zu bergen. Ich tat mein möglichstes für die Verletzten; eine Omor hatte sich mit ihrer Axt schlimm geschnitten – ich stillte das Blut. Ich schuftete wie ein Teufel, bis Gwell Nu mit ihren Helfern zu Hilfe kam, und half den ganzen Morgen weiter. Als ich im ersten Krankenhaus meine Hände in einem Kürbis wusch, trippelte Gwell Nu neben mich.
    „Du hast gute Arbeit geleistet, Yolo Horn, meine Liebe. Fast zu gute!“
    „Zu gute?“
    „Vielleicht wirst du als Wächterin empfohlen, meine Liebe; was hältst du davon? Als Wächterin, als Helferin, die in Itsik bleibt, wenn ihre Zeit um ist, und hier für Entgelt arbeitet.“
    Mein Gesicht muß meinen Schrecken bei dieser Vorstellung verraten haben; Gwell Nu lachte traurig.
    „Es ist kein schlechtes Leben“, sagte sie.
    Sie füllte zwei Becher mit Wasser, fügte eine Prise Kräuter hinzu und reichte mir einen davon. Wir saßen auf einer Schlafplattform – das erste Krankenhaus war halbleer.
    „Eine Wächterin darf in der zweiten oder sogar in der dritten Einfriedung wohnen. Viele von ihnen haben eine Fünf gefunden oder sich ihr angeschlossen. Sie folgen gern den alten Fäden.“
    „Darauf nehme ich Gift“, sagte ich grimmig.
    „Es ist eine Ehre, die man schwer abschlagen kann“, sagte sie. „Ich habe schon mitgemacht, wie eine Strafe hier einen Tag, dort zehn Tage

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