Das Feuer das am Nächsten liegt
Waffen und Maschinen als eine Drohung für Umsturz und Gewalt. Wenn Ihr zu bleiben wünscht, müßt Ihr Euch mir unterordnen und Euer großes Luftschiff zu dem Ort fliegen, den ich ausgesucht habe.“
Sam Fletscher hatte Wort für Wort verfolgt – und ehrlich gestanden übersetzte ich langsam genug – und jetzt erwiderte er: „Wir begrüßen den Großen Ältesten im Namen unseres Weltraumdienstes und der Leute auf der Erde. Es ist nie unsere Absicht gewesen, etwas anderes zu tun, als erst einmal die Luft und die Tiere und die Pflanzen von Torin zu studieren. Umsturz und Gewalt liegen unserem Denken ganz fern. Scott Gale, unser Navigator, wurde aus Versehen von uns getrennt. Bitte sagt uns, wo er jetzt ist; dann wären wir imstande, Pläne für das Luftschiff zu machen.“
Als ich das ins Moruianische übersetzte, warf mir der Große Älteste einen Blick zu und lachte auf.
„Kind von Tsagul!“ rief er aus. „Stimme und Akzent aus der Feuerstadt. Fahr fort!“
Als ich damit fertig war, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und griff nach einem Umhang in seiner Reichweite.
„Hat denn die Ningan Euch nicht seine betrübliche Geschichte erzählt?“ fragte er.
„Wir hätten gerne, daß der Große Älteste uns klipp und klar sagt, wo Scott Gale jetzt ist. Wir müssen ihn sehen!“, erwiderte Sam.
Ich übersetzte das für Tiath und wünschte mit meinem ganzen Gemüt, daß er nicht lügen möge. Jedenfalls wiederholte er nicht die Geschichte der Ningan.
„Jetzt?“ erwiderte er mit einem spöttischen, ja verspielten Anflug. „Mensch, ich spreche die Wahrheit. Ich weiß nicht, wo Euer Verwandter jetzt ist.“
„Die Ningan hat in Eurem Namen einen feierlichen Eid geleistet, daß wir wieder vereint werden sollten“, sagte Sam. „Nichts kann zwischen dem Team der Wissenschaftler und Euch, dem Herrscher des großen Landes Torin, gutgehen, wenn wir nicht erfahren, wo sich Scott Gale aufhält.“
„Wie ich bereits gesagt habe, weiß ich es nicht“, sagte der Große Älteste bedrohlich. „Aber vielleicht ist etwas darüber bekannt. Komm …“
Er hob die Hand, und Ammur Ningan rauschte in das Gemach. Sie hatte sich umgezogen und war noch besser gekleidet denn je, in schwarz-silbernen Pluderhosen und einem halblangen Umhang. Aber ihr Luxus wies sie nur als Dienerin aus; Tiath, ihr Lehnsherr, hatte eine solche Aufmachung nicht nötig.
„Ammur“, sagte er, ohne sie anzublicken, aber lächelnd, ohne seine Augen von den Menschen abzuwenden. „Hast du gelogen und in meinen Diensten einen Meineid geleistet?“
Ich übersetzte das, und die Ningan antwortete:
„Vielleicht ja, Hoheit.“
Dann lachten Tiath und die Ningan beide laut.
„Wo ist Scott Gale?“ fragte Sam wütend.
„Wie ich bereits gesagt habe, weiß ich es nicht!“ sagte Tiath, der im Nu vom Gelächter zur Kühle umschaltete.
„Weißt du es, Ammur?“
„Ich hatte gehofft, inzwischen durchzukommen“, antwortete sie, „aber der Zeuge kann keine Verbindung zu Mital Gullan herstellen.“
Tiath streifte Ammur mit einem harten Blick, und die Ningan sank etwas in ihrer reichen Kleidung zusammen.
„Nun denn, dann müssen wir bekennen, daß niemand genau weiß, wo Scott Gale ist …“ sagte Tiath. „Mensch, Ihr müßt geduldig sein.“
Da verlor Sam Fletcher seine Geduld völlig, und bevor ich das Wort ergreifen konnte, schrie er: „Ich protestiere! Seid verdammt … Ihr habt uns angelogen! Wir kamen in Frieden zu den Inseln und dann zu diesem Treffen. Wo ist Scott Gale ?“
Seine Stimme füllte das Zeltgemach, und der Große Älteste rief zornig: „Da seht ihr es? Sie sind gewalttätig!“
Er gab einen Wink, ehe Sam seine Rede beendet hatte, und zwei mit Netzen und kurzen Speeren bewaffnete Wächter brachen aus den Sam am nächsten liegenden schwarzen Vorhängen hervor und drangen auf die Menschen ein. Was dann folgte, überraschte mich. Sam stieß einen schrecklich lauten Schrei aus und fällte den einen Wächter mit seiner Handkante. Lisa schien etwas zusammenzuschrumpfen, als der zweite Wächter, eine Omor so groß wie Mital Gullan, bis auf Reichweite auf sie hinzu kam, dann schraubte sie sich hoch, schlug den Speer nieder und warf den Wächter ohne weiteres mit so einem Aufprall auf den Boden, daß das Zelt erbebte. Die anderen Wächter brachen aus den Vorhängen hervor – ich spürte einen in meinem Rücken – sprungbreit, um die wehrhaften Menschen anzugreifen. Ich stand still und rief mit voller Lautstärke auf
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