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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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schmeichlerisch und lächelnd.
    „Der junge Murno?“ Tiath lachte. „Der ist ein Narr. Sein Lehrmeister ginge womöglich … dieser verfluchte Magier.“
    „Nantgeeb“, sagte Karin-Ru. „Heißt dieser Magier Nantgeeb?“
    „Demnach hat Eure junge Feuerkleine Euch von Nantgeeb erzählt“, sagte Tiath. „Ich frage mich, was für ein Bild von Torin Ihr durch diese Dolmetscherin erhalten habt. Ja, Nantgeeb könnte mithelfen, dieses Luftschiff zu fliegen. Und da war noch ein stolzer Geist mit einem großen Namen aus der Feuerstadt – erinnerst du dich, Ammur?“
    So waren wir fast bei dem Namen angelangt, den ich fürchtete, aber zu meinem Erstaunen erschauderte die Ningan und wich zurück, als wollte sie sicheren Abstand zwischen sich und dem Großen Ältesten wahren.
    „Wer war der Abgesandte von Tsagul, als du das letzte Mal dort warst?“ fragte Tiath und richtete den Blick wieder auf mich.
    „Der Abgesandte war Tsorl-U-Tsorl, Hoheit!“ antwortete ich.
    „Ein großer Wissenschaftler!“ sagte Tiath. Ich war nicht sicher, ob er das sagte, um Ammur zu verspotten.
    „Können wir diese Person treffen?“ fragte Sam gelassen. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er die Antwort hörte. Ich erkannte, wie gut Menschen ihre Gefühle zu verbergen vermochten; sogar leicht aufbrausende Personen wie Sam-Deg konnten, wenn sie wollten, nichts preisgeben.
    „Er ist tot“, sagte Tiath. „Tsorl-U-Tsorl starb hier in Itsik; er liegt da drüben neben der Sondereinzäunung begraben.“
    Er seufzte kurz.
    „Scott Gale muß dort bleiben, bis wir kommen“, sagte er. „Geht jetzt zu dem Haus, das für Euch vorbereitet worden ist. Es ist heute der Vorabend eines großen Festes.“
    „Darf die Dolmetscherin Yolo Horn bei uns wohnen?“ fragte Sam.
    „Nein!“ warf Ammur Ningan ein. „Sie muß die Palisade verlassen.“
    Sie beugte sich herab und flüsterte dem Großen Ältesten etwas zu. Ich fragte mich, ob sie sich an mir rächen wollte. Tiath zuckte mit den Achseln, und die Ningan sagte mit ihrem üblichen Singsang:
    „Der Reisepalast muß gereinigt werden. Nur Gäste und Haushaltsangehörige des Großen Ältesten dürfen bleiben. Wahrsager sind aus dem alten Tempel in Windfels zu den Feierlichkeiten hergekommen.“
    Sie machte ein Zeichen, und der Wächter stellte sich wieder hinter mich und schlang mir gehorsam das gefaltete Netz um meine arme Kehle. Ich wurde durch den Gang zurück in das grelle Tageslicht geführt. Ich keuchte und würgte, und der Wächter ließ mich los.
    „Großer Wind!“ sagte er. „Deine Teufel können gut kämpfen. Ich hatte Schwierigkeiten vorausgesehen …“
    Es war ein junger Vasall und stammte, seinem Akzent nach zu urteilen, aus dem Norden.
    „Wo wird meine Herrschaft untergebracht werden?“ fragte ich, heiserer denn je.
    „Guck … dort. In dem Doppelrundhaus.“
    Ich sah, daß es ein geräumiges Haus war, das früher zwei Aufseherfamilien beherbergt hatte, und nicht den Eindruck eines Gefängnisses machte.
    „Und wohin bringt Ihr mich?“
    „Zur Sondereinzäunung“, sagte der Wächter. „Du hast es in der Welt zu etwas gebracht.“
    Wir traten aus dem Schatten des schwarzen Zeltes und überquerten die stille zweite Einfriedung, wo einige Gefangene Reisigbündel für die Festmahlfeuer schürten. In der Haupteinfriedung herrschte irgendeine Feiertagsaktivität: die Pfade waren sauberer gefegt als sonst; da standen Essenströge und ein kleiner Turm zum Drachensteigenlassen. Ein paar Gefangene winkten und riefen mir Grußworte zu.
    „Keine Tricks“, sagte der Wächter nervös. „Sei schön brav …“
    „Ich bin krank“, krächzte ich. „Wenn ich kaum noch sprechen kann, ist Euer verdammtes Seil schuld daran.“
    „Ich tue nur meine Pflicht …“ murmelte er und führte mich möglichst schnell zu der Sondereinzäunung. „Du hast ja schon gesehen, wie es dort drinnen zugegangen ist.“
    „Ich bin krank“, wiederholte ich. „Wenn Ihr mich in meine Hütte gesteckt habt, holt dann die Forgan aus dem Krankenhaus dort drüben.“
    „Das werde ich vielleicht tun.“
    So wurde ich in einer kleinen runden Hütte aus in den Boden gepflanzten Rotholzpfählen mit einem Flachdach aus Holzlatten, das an den Deckel eines Kochtopfs erinnerte, allein gelassen. Ich lag auf einem Haufen Bara-Stroh; ein Wasserschlauch aus Leder hing am Mittelpfahl, und ein Mülleimer aus Holz stand beim Abfluß. Elbin Tsatroy war an solch einem Ort zugrunde gegangen; Tsorl-U-Tsorl hätte in

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