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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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Moruianisch und Englisch:
    „Ich weiß es! Ich weiß es!“
    Der große Älteste hob die Hand, und jegliche Bewegung hörte auf. Zum erstenmal schaute er mich an, ließ seinen Blick auf mir ruhen.
    „Feuergöre!“ sagte er.
    „Ich weiß, daß Scott Gale auf der Insel Tsabeggan ist“, sagte ich. „Ich weiß, daß er mit dem Schiff Beldan dorthin gelangt ist. Ich bin mit einem Boot aus dem Menschenlager zu diesem Schiff gefahren und habe ihn vor der Falle gewarnt, die die Ningan ihm gestellt hatte. Das ist der wahre Grund, warum Mital Gullan nicht sprechen kann, der Hinterhalt hat versagt.“
    Dann wandte ich mich Sam, Lisa und Karin zu, denn ich wußte, daß ich nicht viele Worte aus mir herausbrächte. Aber diesmal ließ mich mein Gedächtnis nicht im Stich. Ich sagte in ihrer Sprache: „Seht, wie der Große Älteste mir Glauben schenkt. Scott ist auf Tsabeggan. Er gab mir diese Botschaft mit: Corrigan sendet seine Liebe.“
    Ich sah, wie Karin die Worte stumm vor sich hinsagte: „Corrigan … Corrigan …“, dann bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen.
    Sam sprudelte hervor: „Schon gut … schon gut … Yolo … es tut uns leid.“
    Tiath betrachtete mich nochmals.
    „Packt sie!“ sagte er. „Stopft ihr den Mund!“
    Ein Wächter ergriff mich, und ich spürte das gefaltete Netz um meine Kehle. Endlich glaubten mir alle. Tiath winkte die Ningan heran. Er streckte die Hand aus, ergriff die schwere Halskette der Oberhofmeisterin und zwirbelte sie grausam, bis die Ningan neben seinem Sessel zu Boden sank.
    „Dein Netz war nicht stark genug“, sagte er mit fürchterlicher leiser Stimme. „Du hast mir schlechte Dienste erwiesen.“
    Ich sah die Gesichter der Menschen voller Furcht und Verachtung. Endlich wußten sie, wie der Große Älteste seine Macht einsetzen konnte. Da war seine vertraute Dienerin und ein altes weibliches Wesen, wesentlich älter als der Große Älteste selbst: sie so zu behandeln, fanden sie besonders brutal.
    Der Große Älteste ließ die Ningan zu Boden fallen und gab meinem Wächter ein Zeichen.
    Ich wurde zu einem Türvorhang geführt, als der Große Älteste plötzlich rief: „Warte! Bring die Dolmetscherin zurück …“
    Er beugte sich müde in seinem Sessel vor und strich sich mit der Hand über das Gesicht. Er sprach in gemäßigtem Ton und befahl den Wächtern, sich zurückzuziehen; er streckte die Hand aus und ließ sie auf den grauhaarigen Kopf der Ningan fallen. Sie wich zurück und stellte sich wieder hinter seinen Sessel, starr und stolz wie zuvor.
    „Sag den Menschen, daß sie sich setzen sollen“, sagte Tiath. „Ich werde weiterreden. Danach können sie sich ausruhen.“
    Ich übersetzte das sogleich, wenn auch etwas heiser.
    Sam erwiderte: „Es tut mir leid. Mein Temperament ist mit mir durchgebrannt. Wir sind müde, und dieser Ort ist uns fremd.“
    „Ich will das Luftschiff haben“, sagte Tiath. „Ich muß wissen, wo es landet, wenn es zum Festland fliegt. Deshalb habe ich Euch hierher bringen lassen und gehofft, Scott Gales habhaft zu werden.“
    Er sprach endlich ohne Rückhalt; er diktierte einfach seinen Willen.
    „Die Lage hat sich kaum geändert …“ fuhr er fort. „Scott Gale weiß, daß Ihr hier seid. Ist es möglich, daß er allein das Luftschiff fliegen könnte?“
    „Das Luftschiff fliegt von selbst“, sagte Sam. „Wenn Scott zur Station – zu der Himmelsstadt um den Planeten Dorin in Euerm System – fliegen wollte, könnte er das tun, obwohl es sehr schwierig wäre. Aber zu einem Kontinent aufzusteigen und an einem Ort zu landen, den er nicht selbst vom Boden aus begutachtet hat – das wäre noch schwieriger. Er hätte zumindest einen Helfer nötig.“
    „Er hat aber keinen“, sagte Tiath trocken. „Ich kenne nur wenige Moruianer, die den Fuß in ein solches Fahrzeug setzen würden.“
    „Die Angehörigen seiner … Familie?“ gab Lisa zu bedenken. „Sie sind Bergweber“, sagte der Große Älteste mit dem Hauch eines Lächelns, als wäre er stolz auf die Fünf von Brin. „Eine dreiste dickköpfige Familie, die sich mit ihrem besonderen Schicksal und ihrem Glück brüsten. Auf meinen eigenen Ländereien im Norden geboren und aufgewachsen. Aber es sind keine Flieger. Sie verstehen nichts von Maschinen.“
    „Habt Ihr nicht solche Leute in Torin?“ fragte Sam, der meinen Blick auffing.
    „Nur sehr wenige“, sagte Tiath leichthin. „Was meinst du, Ammur? An wen denkst du?“
    „Vielleicht an Euren Vetter“, sagte Ammur

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