Das Feuer Kabals
verloren, angesichts ihrer Überlegenheit. Doch Sarinaca hatte die Besten geschickt. Die Kentauren fuhren zwischen ihre Feinde und die Priesterinnen ritten auf ihnen, Feuer und Verderben sprühend. Die übrigen Soldaten kämpften mit der Kraft vieler Männer und schleuderten die Angreifer wie Spielzeugpuppen in ihre eigenen Reihen zurück.
Welle über Welle der gepanzerten Truppen des Feindes fiel über sie her. Sie feuerten tödliche Geschosse und mähten die Mikarianer nieder, die Pentacuts der Priesterinnen glühten auf und zerbarsten unter dem Hagel kleiner Kugeln und Brennen gleißender Strahlen.
Thanasis und Cendrine schlugen sich ihren Weg durch die Reihen in Richtung des Gaar frei, gerieten jedoch zunehmend in Bedrängnis. Es fehlte nicht mehr viel und die Übermacht des Feindes hätte sie eingekreist und abgeschnitten.
Kujaan musste sofort handeln.
Sie schloss die Augen und spürte die Energie der Kämpfenden unter sich auflodern wie unzählige Flämmchen in der Finsternis. Ein Licht nach dem anderen erlosch, als die Krieger und Priesterinnen durch die Angriffe des Feindes starben.
Kujaan erhob die Hände.
Sie erfasste die Lichter, mied jedoch die grell gleißenden Flammen, von denen sie wusste, dass es Thanasis und Cendrine waren. Allen anderen glichen sich. Sie konnte nicht zwischen Feind und Freund unterscheiden.
Ich darf nicht zögern! Und ich will sie alle!
Sie sog die Essenzen in sich auf.
Mehr! Ich will mehr!
»Nimm sie dir!«
Ein nicht enden wollender Strom der Energie schlug auf sie ein. Es schmerzte und sie schrie laut auf, glaubte die Pein nicht ertragen zu können, aber sog gleichzeitig immer mehr der Flämmchen in sich. Die Essenzen strömten in sie. Sie spürte die Wut und Angst der Wesen, Gefolgsleute des Ordens und Gegner gleichermaßen, die einen Lidschlag zuvor noch in ihnen gewesen war und deren Lebensenergie jetzt auf Kujaan überging. Mit der Energie kam eine Ohnmacht gegenüber den konzentrierten Gefühlen von tausend Lebewesen, die in der Schlacht übereinander hergefallen waren. Kujaan lachte wild und weinte gleichzeitig. Sie konnte den Strom der Lebensenergie nicht mehr aufhalten. Er drang gewaltsam in sie und füllte sie bis zum Bersten aus.
Ihr Verstand zerbrach wie eine Glaskaraffe, die mit kochendem Wasser gefüllt wurde.
Tausende von Leibern verbrannten auf dem Schlachtfeld und Kujaans irres Lachen schallte über die Ebenen Kitauns. Sie nutzte die Energie, die ihren Leib durchströmte und erweiterte ihre Wahrnehmung, so weit es ging. Sie wollte sehen, wie viel Leben diese kleine Welt zu bieten hatte, und was sie davon aufsaugen konnte. Ihr Geist griff nach Juragas aus und darüber hinaus, entriss allem Lebendigen seine Kraft. Sie erbrach die Essenzen in feurigen Energiewellen, als sie diese nicht mehr verzehren konnte. Gleichzeitig wuchs erneut das Verlangen nach mehr in ihr, größer noch als je zuvor.
Überall auf Kitaun brannten die köstlichen kleinen Flämmchen und sie leckte sich die Lippen. Speichel tropfte von ihnen herab, doch sie spürte es nicht. Sie wollte nur mehr, mehr und mehr.
Sie griff erneut hinaus.
Seraphia erwachte mit einem Aufschrei. Sie würgte Galle hervor und fiel zitternd aus dem Bett, bevor die Heiler bei ihr waren.
»Geht weg! Verschwindet!«
Sie schrie und schlug um sich, weinte bitterlich und lachte gleich darauf. Der Heiler versuchte sie festzuhalten und ihr eine Injektion zu geben, damit sie sich beruhigte. Seraphia ergriff den Mann mit einem telekinetischen Machtwort beim Hals und erhob ihn in die Luft, bis er röchelte und seine Beine wild ausschlugen.
»Lasst mich in Ruhe!«, sagte sie mit dunkler Stimme und schleuderte den Mann zur Tür, wo er mit der Heilerin zusammenprallte. Beide stürzten aus dem Zimmer und Seraphia ließ mit einem Wink ihrer Hand die Tür zufallen. Sie saß schwach und zitternd am Boden neben ihrem Bett. Sie rutschte auf ihrem Erbrochenen aus, als sie sich erhob und fiel auf die Knie. Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Die Gefühle, die in ihr tobten, waren unaussprechlich. Eine Mischung aus Euphorie und Todesangst, Wut und Trauer, Begierde und Scham. Sie fühlte sich krank, konnte keinen klaren Gedanken fassen und wollte dennoch nichts anderes, als die Macht der Dunklen Flamme herbeirufen. Sie spürte die finstere Kraft bereits unter ihrer Haut kribbeln. Sie ekelte sich vor dem Verlangen, das ihre Lenden dabei durchzuckte, und genoss es gleichzeitig. Die Unvereinbarkeit ihrer Gefühle und
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