Das Feuer und die Rose
erwiesen.
Aus diesem Grund waren T’Voras Interaktionen mit Spock paradoxerweise einerseits mühelos doch andererseits unglaublich anstrengend. Aufgrund seiner enormen Hingabe hatte er seine mentalen Barrieren fallen gelassen und ihr offen und aus freiem Willen Einblick in seine Erfahrungen, Gedanken, Erinnerungen und Emotionen gewährt. Zuerst war T’Vora erneut davon ausgegangen, dass Spocks menschliches Erbe es ihr erlaubte, so mühelos zum Kern seines Bewusstseins vorzudringen. Doch sie war schließlich zu der Erkenntnis gelangt, dass Spock über genauso wirksame – wenn nicht sogar noch wirksamere – Barrieren wie jeder reine Vulkanier verfügte, der ihr je begegnet war. Er gestattete ihr den Zugriff auf vieles, doch einige Dinge hielt er noch vor ihr zurück.
Gleichzeitig hatte ihr fast uneingeschränkter Zugriff auf Spocks Geist einen Preis. Trotz der Verbindung über eine geistige Brücke, empfand sie die Wucht seiner vielen Erfahrungen sowohl von einem emotionalen
als auch
rationalen Standpunkt aus als äußerst anstrengend. So etwas hatte sie bei keinem anderen Anwärter jemals erlebt. Immer wieder musste T’Vora die Übungen unterbrechen, um das Erlebte zu verarbeiten und durch Ausruhen und Meditation ihre Kraft zu erneuern.
Nun, da sie auf der Hochebene von Gol am Rande der Akrelt-Schlucht standen, konnte sie erkennen, dass der Prozess für Spock auch nicht einfach gewesen war. Sie wusste, wie anspruchsvoll das
Kolinahr
selbst für die am besten vorbereiteten und motivierten Anwärter war. Die Furchen in Spocks Gesicht waren tiefer geworden; sein Haar, das nun bis über seine Schultern hinabreichte, hatte sich an seinen Schläfen grau verfärbt; sein ganzes Wesen war von einer Erschöpfung geprägt, die er bei seinem Eintreffen noch nicht aufgewiesen hatte.
Natürlich war T’Vora aufgefallen, dass sie im Laufe des letzten Jahres ähnliche Erschöpfungserscheinungen gezeigt hatte. Sie ging davon aus, dass an ihren körperlichen Veränderungen die Anstrengungen abzulesen waren, denen sich Spock und sie bisher ausgesetzt hatten. Seit Sokel zum ersten Mal mithilfe einer geistigen Brücke eine Verbindung zwischen ihnen hergestellt hatte, waren diese Anstrengungen unermesslich gewesen. Monat für Monat hatten T’Vora und Spock gemeinsam Spocks Emotionen erforscht, angefangen bei der Ablehnung seiner menschlichen Seite durch seinen Vater bis zu dem Gefühl des Verlusts, das er seit dem Tod seines engsten Freundes verspürte.
Sie hatten mit einer einzigartigen Erfahrung begonnen, nämlich mit seinem »Tod« und seiner »Wiedergeburt«, was sich als weise Entscheidung herausstellte. Von den Momenten an, die zu seinem physischen Tod und dann zum
Fal-Tor-Pan
geführt hatten, das seine
Katra
mit seinem Körper wiedervereinte, hatte er eine Vielzahl verschiedener Emotionen durchlebt, von denen einige mit anderen Zeiten und anderen Ereignissen seines Lebens verbunden waren. T’Vora und Spock hatten daran gearbeitet, all diese Emotionen unter dem Gesichtspunkt der Logik zu analysieren und in ihre wesentlichen Bestandteile zu zerlegen.
Alles Lebendige muss sterben. Spock hatte eine plausible und logische Entscheidung getroffen, als er sein Leben für das seiner Schiffskameraden opferte. Und er hatte mittels logischer vulkanischer Methoden die Wiedervereinigung seines Verstandes mit seinem Körper vollzogen
. Unter ihrer Anleitung hatte Spock seine Erinnerungen von den Emotionen befreit und nur Fakten zurückgelassen.
Aber noch nicht vollständig
, dachte T’Vora. So viele Fortschritte Spock auch bereits gemacht hatte, es lag trotzdem noch ein weiter Weg vor ihm. Über die geistige Brücke zwischen ihnen hatte T’Vora in Spock ein großes Maß an Reue gespürt, eine Ansammlung von Ereignissen, die er erlebte und bereute. Als Junge, der seinen Vater absichtlich durch typisch menschliches Verhalten enttäuschte. Als Mann, der seine Mutter dadurch verletzte, dass er ihr nie sagte, wie sehr er sie liebte. Als Freund, der Jim Kirk am Ende seines Lebens im Stich ließ. Obwohl dessen waghalsige Unternehmungen in den letzten Monaten seines Lebens eindeutig erkennen ließen, dass Jim unglücklich gewesen war, hatte er nicht mehr mit ihm gesprochen. Spock hatte T’Vora gestattet, diese und andere Dinge zu sehen, die ihn beschämten, und mit ihrer Hilfe war es ihm gelungen, diese zu verarbeiten.
Und doch war sich T’Vora sicher, dass da noch immer Reue in ihm war. Während ihrer wiederholten Interaktionen mit
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