Das Feuer und die Rose
zurück und drohte zu fallen, doch der Captain fing sie auf.
»Wie dumm«, sagte Keeler. »Tausend Mal bin ich hier schon raufund runtergegangen. So was Dummes. Ich hätte mir das Genick brechen können.«
Der Captain starrte sie an, und Spock konnte erahnen, was er dachte. Obwohl in dem besagten Artikel nicht von einer Verletzung oder ihrem Tod im Treppenhaus die Rede gewesen war, stand dennoch fest, dass der Captain sie soeben davor bewahrt hatte, die Treppe herunterzufallen. Natürlich konnte es auch sein, dass sie gar keinen Schritt rückwärts die Treppe herunter gemacht hätte, wenn der Captain nicht da gewesen wäre.
Als sie sich nach vorn lehnte und den Captain küsste, öffnete Spock leise die Wohnungstür und ging zurück ins Zimmer. Er wartete ein paar Minuten, bis er Jim die Treppe herunterkommen hörte. Dann öffnete Spock die Tür erneut und trat zu ihm in den Flur.
»Captain«, sagte er, »es war Zufall, dass ich rauskam. Ich wollte sie nicht beobachten.«
»Nein, natürlich nicht«, entgegnete Kirk leise, der wegen des gerade noch verhinderten Treppensturzes noch immer aufgewühlt war. Langsam bewegte er sich an Spock vorbei auf die Treppe zu.
»Trotzdem muss ich Ihnen sagen, dass sie, als sie gestolpert ist, hätte sterben können, wenn Sie sie nicht aufgefangen hätten.«
Der Captain stand einen Moment lang still auf der obersten Stufe und schaute dann zu Spock auf. »Sie muss noch nicht sterben«, sagte er, als bettelte er darum, dass es stimmen möge. »McCoy ist noch nicht hier.«
»Wir wissen zu wenig über die Fakten«, erklärte ihm Spock. »Wir können nicht beurteilen, wann ihre Zeit abgelaufen ist.« Spock traute es dem Captain zu, dass er zur richtigen Zeit die notwendigen Schritte unternehmen würde. Doch er wollte auch sicherstellen, dass seine erste Reaktion nicht die von Edith Keelers Liebhaber, sondern die des kommandierenden Offiziers der
U.S.S. Enterprise
und eines Erdenbürgers des dreiundzwanzigsten Jahrhunderts war. »Wenn Sie der Stimme Ihres Herzens folgen und sie retten«, sagte Spock, »werden Millionen Menschen sterben, die gar nicht sterben sollten.«
Der Captain schaute ihn nur an und erwiderte nichts. Dann ging er weiter die Stufen hinunter. Es war schon spät, und laut ihrem Plan sollte der Captain eigentlich bereits schlafen, doch Spock hörte, wie er durch den Eingangsbereich und zur Tür hinaus ging.
Spock drehte sich um und ging zurück in ihr Zimmer. Dort wartete er auf die Rückkehr des Captains und auch auf die tragischen Ereignisse, die, wie er wusste, schon bald eintreten würden.
ACHTZEHN
2295/2286/2269
Die beiden waren die Zweitausend Stufen hinaufgestiegen. Nun standen sie oben auf der Hochebene und schauten auf die Schlucht hinaus. Der Aufstieg hatte T’Vora ermüdet. Im Alter von einhundert-fünfunddreißig Jahren ließ ihre physische und psychische Vitalität langsam nach. Sie fühlte sich noch immer stark, doch nicht mehr so stark wie zuvor. Obwohl die Zeit offensichtlich ihren Tribut gefordert hatte, wusste T’Vora, dass auch ihre Stellung in der vulkanischen Gesellschaft zur Verschlechterung ihres körperlichen und seelischen Zustands beitrug. Nicht nur die Anwärter bekamen die Härte des
Kolinahrs
zu spüren; auch die Meister mussten einen Preis dafür zahlen. Und während sich ein Anwärter nur ein einziges Mal dem
Kolinahr
unterzog – oder in manchen Fällen auch zwei oder drei Mal –, durchliefen es die Meister auf gewisse Weise immer und immer wieder, indem sie andere auf ihrem Pfad leiteten.
T’Vora wandte ihren Blick von der Schlucht ab und sah Spock an. Er starrte auf die Landschaft vor ihnen hinaus, doch sie wusste, dass er sie nicht sah. Er schaute nicht nach außen, sondern nach innen, wie er es dieser Tage oftmals tat. In dem Jahr seit seiner Ankunft im Akrelt-Refugium und dem Beginn seines
Kolinahrs
unter ihrer Anleitung, hatte sich Spock als vielleicht hingebungsvollster Anwärter erwiesen, der je zu ihr gekommen war. Zu Anfang war sein
Verlangen
danach, sich vollständig von seinen Emotionen zu befreien, zwar ein Widerspruch in sich, aber dennoch stark gewesen. Zunächst war T’Vora davon ausgegangen, dass es an seinem menschlichen Erbe liegen musste. Doch als sie angefangen hatten, hinter seine Gefühle zu blicken, die Rationalität seines Geistes zu erforschen und seine Emotionalität Schicht für Schicht abzutragen, hatte sich sein logisches
Bedürfnis
, sich dem
Kolinahr
zu unterziehen, als ebenso stark
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