Das Feuer und die Rose
stoßweise, und seine Haut fühlte sich feucht und kühl an. Während Stevenson McCoy in der schwerelosen Umgebung stützte, nahm der Arzt seinen Scanner und machte sich an die Untersuchung des Steuermanns.
»Er steht unter Schock«, berichtete McCoy. »Außerdem hat er innere Blutungen. Wir müssen ihn sofort auf die Krankenstation bringen.«
McCoy vernahm das Geräusch eines Kommunikators, der aktiviert wurde. »Stevenson an DeSalle.«
»DeSalle hier«
, kam die Antwort.
»Ist das medizinische Team schon eingetroffen?«, fragte sie.
»Ja«
, erwiderte DeSalle.
»Doktor M’Benga ist soeben mit mehreren Schwestern und Pflegern angekommen.«
»Lassen Sie sofort eine Trage hier runter schicken«, bat Stevenson.
»Kommt sofort«
, bestätigte DeSalle.
»Stevenson Ende.«
Nachdem die Sicherheitsoffiziere ihr Gespräch beendet hatten, wandte McCoy seine Aufmerksamkeit Captain Kirk zu. Im Gegensatz zu Sulu, der zusätzlich zu seinen inneren Blutungen auch noch eine ausgekugelte Schulter und zwei gebrochene Knochen hatte, schien der Körper des Captains unversehrt zu sein. Auf den ersten Blick fand McCoy keinen Grund für seine Bewusstlosigkeit, doch dann sah er es: eine leichte Schwellung des Hirnstamms. McCoy führte einige schnelle Scans durch, um seine Diagnose zu bestätigen.
Er drehte sich zu Stevenson um. »Lassen Sie zwei Tragen herbringen«, sagte er. »Der Captain liegt im Koma.«
Spock ging durch den breiten, schwach beleuchteten Korridor auf Sternenbasis 10. Auf der Raumstation wurde gerade Nacht simuliert, weshalb nur wenige Stationsmitarbeiter und noch weniger Besucher unterwegs waren. Seit er sein ihm zugewiesenes Quartier verlassen hatte, war Spock nur einer Handvoll Personen begegnet, unter denen sich kein einziges Mitglied der
Enterprise
-Besatzung befunden hatte. Nach allem, was sie in den letzten paar Tagen durchmachen mussten – angefangen bei ihrem Kampf gegen die Klingonen bis hin zu ihrer beschwerlichen Reise zur nächsten Sternenbasis –, ging der Vulkanier davon aus, dass sie sich alle in ihre jeweiligen Gästequartiere zurückgezogen hatten.
Das hieß, alle bis auf Dr. McCoy.
Als Spock durch den Korridor schritt, dachte er darüber nach, was er selbst seit dem fatalen Zusammentreffen mit den Klingonen alles hatte erdulden müssen. Der schnelle Wechsel der Emotionen – von Trauer zu Freude, von Sorge zu Hoffnung – war schwer zu ertragen gewesen. Zum einen waren diese Gefühle völlig unerwartet über ihn gekommen, und darüber hinaus waren sie äußerst sprunghaft und unberechenbar gewesen. Doch am meisten hatte ihn die Reue belastet, die dem Ganzen zugrunde lag. In den Stunden vor ihrer Ankunft bei Sternenbasis 10 war er jedoch endlich in der Lage gewesen, ein Maß an Kontrolle zurückzuerlangen, das seiner nach außen hin gezeigten Gemütsruhe entsprach. Nachdem er sich um die Bedürfnisse der Besatzung gekümmert und an einer Nachbesprechung der Ereignisse mit Commodore Stocker, dem Kommandanten der Station, teilgenommen hatte, war Spock auf die Krankenstation gegangen. Captain Kirk und die anderen verwundeten Besatzungsmitglieder der
Enterprise
waren dorthin verlegt worden und wurden weiterhin von Dr. McCoy behandelt. Dr. Orondella, der Leitende Medizinische Offizier von Sternenbasis 10, unterstützte ihn dabei.
Seit der Explosion auf der Brücke hatte der Captain im Koma gelegen. Doch vor einer Stunde war er nach dreitägiger Bewusstlosigkeit wieder aufgewacht. Dr. McCoy zufolge schien Captain Kirk keine bleibenden Hirnschäden davongetragen zu haben.
Spock kam an eine T-Kreuzung und bog in einen Korridor ein, der entlang des äußeren Bereichs der Sternenbasis verlief. Rechts von ihm ermöglichte die transparente äußere Schottwand einen Blick auf mehrere Andockstellen, die um die Mitte der aus zwei kegelförmigen Körpern bestehenden Raumstation verliefen. Er entdeckte zwei Sternenflottenschiffe – die
U.S.S. Diversity
und die
S.S. Selma
– sowie ein kleines frunalianisches Wissenschaftsschiff, die momentan alle an der Station angedockt waren. Ein Stück weiter war gerade noch die
Enterprise
zu erkennen, die zwischen zwei hufeisenförmigen, im rechten Winkel zueinander angeordneten Rahmen schwebte. Ein halbes Dutzend Energieleinen war bereits von der Andockstation zum Schiff gespannt worden, doch momentan lag die
Enterprise
noch reglos und dunkel da. Sie wirkte wie ein verwundetes Tier, das sich zurückgezogen hatte, um zu sterben.
Doch tot oder nicht – und das
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