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Das Feuer und die Rose

Das Feuer und die Rose

Titel: Das Feuer und die Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Transporterstation näherten, fiel dem Arzt plötzlich ein Ort ein, von dessen Existenz er erst kürzlich erfahren hatte und den er gern besuchen wollte. Obwohl er das Reisen mittels Transporter hasste – für die Gedenkfeier war er mit der Bahn von Atlanta nach San Francisco gefahren – machte er in dringenden Fällen schon mal eine Ausnahme. In seinem derzeitigen Gemütszustand erschien ihm die Vorstellung, seine Moleküle über den halben Kontinent verteilen zu lassen, ohnehin nur halb so beunruhigend wie sonst.
    Ein paar Minuten später traten McCoy und Spock aus einer anderen öffentlichen Transporterstation in einen lauen Sommerabend in Riverside, Iowa hinaus. Der Arzt war noch nie zuvor hier gewesen und vermutete, dass das Gleiche für Spock galt, auch wenn es kein Geheimnis war, dass Jim in dieser kleinen landwirtschaftlichen Gemeinde geboren und aufgewachsen war. McCoy besorgte ihnen eine Flugkapsel und programmierte sie darauf, sie zu der Adresse zu bringen, die er in Jims Unterlagen gefunden hatte.
    Nach einem kurzen Flug in den Süden der Stadt landete die Kapsel am Rand eines Bauernhofs. Von der gepflasterten Straße, der das Gefährt gefolgt war, ging ein Lehmweg ab. McCoy und Spock verließen ihr Transportmittel und liefen gemeinsam den Weg entlang. Die untergehende Sonne färbte die vereinzelten Wolken am Himmel rotorange. Zu beiden Seiten des Wegs wuchsen reihenweise Getreidepflanzen, die größer als die beiden Männer waren und dem Ort eine klaustrophobische Atmosphäre verliehen.
    »Jim hat hier den Großteil seiner Kindheit verbracht«, erklärte McCoy.
    »Mir war bekannt, dass er in Riverside geboren wurde«, sagte Spock, und McCoy schloss daraus, dass der Vulkanier ansonsten kaum etwas über Jims frühe Jahre wusste.
    »Er hat nicht viel darüber gesprochen, oder?«, fragte McCoy.
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte Spock.
    »Ich hatte immer den Eindruck, dass Jim eine gute Kindheit erleben durfte«, meinte McCoy. »Aber sie endete viel zu früh. Seine Eltern starben beide, als er noch ein Junge war. Und als er dann auf Tarsus IV lebte, musste er mit ansehen, wie ein Wahnsinniger viertausend Kolonisten töten ließ.« Er hielt inne, während er an die Tragödie selbst und die schrecklichen Narben dachte, die sie in Jims Seele hinterlassen haben musste. Nicht gerade ein Leben wie im Märchenbuch. Spock erwiderte nichts darauf. Er war schon den ganzen Tag über so schweigsam gewesen, und McCoy vermutete, dass er auf seine eigene vulkanische Weise um seinen Freund trauerte.
    Sie liefen eine Weile lang schweigend nebeneinander her, und McCoys Gedanken wanderten vom Schrecken auf Tarsus IV und dem Tod von Jims Eltern zu den vielen anderen Verlusten, die Jim in seinem Leben ertragen musste. Der junge Lieutenant Kirk hatte seinen kommandierenden Offizier an Bord der
Farragut
verehrt und bewundert, doch er musste mit ansehen, wie Captain Garrovick und zweihundert andere Besatzungsmitglieder starben, als sie von einem fremdartigen Gaswesen angegriffen wurden. Sein bester Freund aus Akademietagen, Gary Mitchell, kam während seines Dienstes auf der
Enterprise
ums Leben. Sein Bruder und seine Schwägerin waren auf Deneva gestorben. Sein Sohn wurde von einem skrupellosen klingonischen Kommandanten ermordet. Edith Keeler war gestorben, ebenso wie Miramanee und Rayna Kapec …
    McCoy schüttelte den Kopf, als ihm das wahre Ausmaß der Verluste klar wurde, die Jim in seinem Leben erlitten hatte. Es waren nicht nur Sternenflottenoffiziere, die unter seinem Kommando ums Leben kamen, sondern auch Personen, die ihm persönlich sehr nah gestanden hatten. Jim verkündete einst mit Gewissheit, dass er allein sterben würde. Hatte er damit etwa gemeint, dass am Ende seines Lebens jeder, der ihm etwas bedeutete, bereits tot sein würde? Wie schwer musste es für ihn gewesen sein, zuzusehen, wie ihn so viele ihm nahestehende Personen verließen.
    Selbst einige der Personen, die nicht gestorben sind, haben ihn verlassen
, dachte McCoy. Carol Marcus, Janet Wallace. Und …
    »Erinnern Sie sich an Ben Finney?«, fragte er und rief sich das Bild des Mannes vor Augen, der seine Tochter Jame nach Jim benannt hatte.
    »Ja«, sagte Spock. »Er war während der Fünfjahresmission sieben Monate lang der Computeroffizier der
Enterprise
.« Finney war Ausbilder an der Akademie gewesen, als er und Jim sich angefreundet hatten. Später dienten sie dann zusammen auf der
Republic
. Finney hatte ein eigenes Kommando angestrebt,

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