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Das Feuer und die Rose

Das Feuer und die Rose

Titel: Das Feuer und die Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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allerdings war ihm dies versagt geblieben, da er einen Regelkreisschalter am Atommeiler des Schiffes offen ließ, was innerhalb von Minuten zur Zerstörung der
Republic
hätte führen können. Doch Jim, der damals noch ein Ensign gewesen war, hatte den Fehler bemerkt und korrigiert. Da die Vorschriften es verlangten, hatte er den Vorfall außerdem gemeldet. Finney erhielt daraufhin einen Verweis und wurde ans Ende der Beförderungsliste gesetzt.
    »Er versuchte, Jims Karriere zu zerstören«, sagte McCoy. Jahre nach dem Zwischenfall an Bord der
Republic
, war Finney auf die
Enterprise
versetzt worden, wo er seinen eigenen Tod vortäuschte und es so aussehen ließ, als ob Kirk dafür verantwortlich wäre. »Jim wurde wegen sträflicher Nachlässigkeit angeklagt und wäre um ein Haar unehrenhaft aus dem Dienst entlassen worden«, erläuterte McCoy. »Vielleicht hätte man ihn sogar für eine Weile ins Gefängnis gesteckt.« Im Verlauf des Militärgerichtsverfahrens des Captains war Finney jedoch lebend aufgefunden worden. Er hatte sich an Bord der
Enterprise
versteckt gehalten. »Und als Finney dann für seine eigenen Vergehen vor Gericht stand, sagte Jim trotz allem als Leumundszeuge zu seinen Gunsten aus.«
    »Ja«, sagte Spock. »Captain Kirk war … außergewöhnlich.«
    »Das war er wirklich«, stimmte McCoy zu.
    Sie setzten ihren Weg für eine Weile schweigend fort, bis vor ihnen das mit Solarzellen bedeckte Dach eines Gebäudes auftauchte. Der Anblick des Hauses, in dem Jim aufgewachsen war, erinnerte McCoy auf schmerzliche Weise daran, dass er sich heute für immer von seinem Freund verabschiedet hatte. Das war jedoch nicht seine Absicht gewesen, als er den Entschluss fasste, diesen Ort zu besuchen.
    Er versuchte, diese trüben Gedanken zu verdrängen und sich stattdessen fröhlichere Momente in den Sinn zu rufen, die er mit Jim und Spock an Bord der
Enterprise
erlebt hatte. Einmal, als das Schiff zu Wartungszwecken nach Cygnet XIV geflogen war, hatten die örtlichen Techniker den Bibliothekscomputer so programmiert, dass er fortan auf liebevolle und eindeutig weibliche Weise auf Befehle reagierte und den Captain vorzugsweise mit »Liebling« anzusprechen pflegte. Ein anderes Mal waren sie nach Sigma Iotia II gereist, wo Jim und Spock in die Rollen von Gangstern schlüpfen mussten. Und dann war da noch ihr Besuch auf der Raumstation K-7, wo sich die überaus fruchtbaren Tribbles auf dem Schiff breitgemacht hatten. McCoy erwähnte Spock gegenüber all diese Vorfälle und erinnerte sich dann an einen weiteren. »Wissen Sie noch, wie der Computer plötzlich anfing, der Mannschaft ständig Streiche zu spielen?«, fragte er. Er rechnete mit einer trockenen Erwiderung, da Spock naturgemäß nicht viel für Streiche übrig hatte, doch Spock kommentierte seine Frage lediglich mit einer knappen Bestätigung.
    Schließlich erreichten sie den Rand des Kornfelds, wo das Bauernhaus errichtet worden war. Zwischen dem einstöckigen Gebäude und dem Lehmweg erstreckte sich eine große Rasenfläche. In der Mitte der grünen Ausdehnung standen zwei alte Bäume, deren Blätter sich sanft in der Abendbrise wiegten.
    Hier ist Jim aufgewachsen
, dachte McCoy, als er das Haus betrachtete. Es erschien ihm irgendwie unvorstellbar, dass der berühmte Captain James T. Kirk je ein sorgenfreier Junge gewesen war, der barfuß über das Gras lief. Außerdem erschien es unmöglich und grausam, dass er nun für immer fort war.
    »Ich bin noch nie hier gewesen«, sagte McCoy. »Und ich gehe davon aus, dass das Gleiche für Sie gilt.«
    »So ist es«, bestätigte Spock. Etwas in der Stimme des Vulkaniers ließ auf große Emotionen schließen. »Doktor, mir ist nicht klar, warum Sie hierherkommen wollten und sich dazu entschlossen haben, mich mitzunehmen.«
    »Das weiß ich selbst nicht so genau«, gestand McCoy und sah Spock an. »Ich fand diese Adresse, als ich Jims Besitztümer sortierte, um seinen Nachlass besser verwalten zu können. Ich schätze, ich dachte, dass wir … ich weiß auch nicht … dass wir Jim vielleicht irgendwie nah sein könnten, wenn wir an diesen Ort kommen würden.« Er wusste, dass er Spock mit dieser Erklärung nicht überzeugen konnte, und die nächsten Worte seines Freundes bestätigten seine Vermutung.
    »Das ist nicht logisch«, sagte er, doch dann fügte er zu McCoys Überraschung hinzu: »Aber ich verstehe Ihre Beweggründe.« Die Worte betonten die Trauer, die Spock verspüren musste, auch wenn er ein Vulkanier

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