Das Feuer und die Rose
war.
»Ich dachte, unser Besuch hier könnte unsere eigene kleine Gedenkfeier für Jim sein«, führte McCoy aus. »Es hat irgendwie etwas Melancholisches. Und da Jim stets ein Romantiker war, würde er die Geste sicher zu schätzen wissen.«
»In der Tat«, stimmte Spock zu, was McCoy freute. Der Arzt stand einige Minuten lang schweigend neben seinem Freund und betrachtete einfach das Bauernhaus. Bis auf die im abendlichen Wind wehenden Blätter der Bäume und die schwankenden Kornähren konnte er keinerlei Bewegung darin oder in der unmittelbaren Umgebung erkennen. Schließlich sagte Spock: »Beabsichtigen Sie, noch mehr zu tun?«
»Was meinen Sie damit?«, wollte McCoy wissen.
»Haben Sie beispielsweise vor, die jetzigen Bewohner des Hauses zu bitten, Sie hineinzulassen?«
»Nein«, sagte McCoy, nachdem er einen Moment darüber nachgedacht hatte. Es war an diesem Morgen und Nachmittag schwer genug gewesen, seine Trauer vor den Gästen der Gedenkfeier und seinen Freunden in Worte zu fassen. Er wollte es nun nicht auch noch vor Fremden tun. »Nein, ich denke nicht«, fuhr er fort. »Das hier ist völlig ausreichend, finden Sie nicht auch?«
»Ja, da muss ich Ihnen zustimmen«, sagte Spock.
McCoy drehte sich um, und gemeinsam gingen sie zurück Richtung Flugkapsel. Sie liefen schweigend nebeneinander her, während um sie herum langsam die Nacht hereinbrach. Schon bald würden sie die Flugkapsel erreichen und zurück nach Riverside fliegen. Von dort aus würden sie sich vermutlich zu ihren jeweiligen Wohnorten aufmachen. Spock hatte seit Beginn der Gedenkfeier an diesem Morgen allein sein wollen – vielleicht sogar
während
der Gedenkfeier. Wenn McCoy seine Hilfe wollte, würde er ihn jetzt darum bitten müssen. Er konnte seinen Freund nicht noch mehr belasten, indem er das geplante Gespräch immer wieder aufschob.
»Um die Wahrheit zu sagen, Spock«, brachte er schließlich hervor, »ich hatte tatsächlich noch mehr vor, als mir diesen Ort einfach nur anzuschauen. Ich wollte mit Ihnen über ein Problem sprechen, das mich beschäftigt.«
»Ich habe schon bemerkt, dass Ihnen noch etwas anderes als der Tod des Captains auf dem Herzen liegt«, sagte Spock.
»Ich habe in letzter Zeit äußerst beunruhigende Träume«, erklärte McCoy. »Träume über meinen Tod.« Vor einigen Jahren war die Auswirkung seiner Albträume so gravierend gewesen, dass er Spock hatte darum bitten wollen, ihm einige vulkanische Meditationstechniken beizubringen. Jedoch war er von diesem Plan abgekommen, da dieser Vorgang große Intimität erfordern würde und er das nicht von Spock verlangen wollte.
»Ich vermute, dass eine solche Reaktion nach dem Tod eines engen Freundes nicht ungewöhnlich ist«, sagte der Vulkanier.
»Sie haben recht, Spock«, erwiderte McCoy und erkannte, dass er sich nicht deutlich genug ausgedrückt hatte. »Aber ich hatte diese Träume schon vor Jims Tod. Um genau zu sein, habe ich sie seit … nun, seit dem
Fal-Tor-Pan
.«
»Das uralte Ritual«, sagte Spock automatisch. Er verstummte ein paar Sekunden und fragte dann: »Haben Sie mit einem Counselor darüber gesprochen?«
»Nein«, antwortete McCoy. Vor einigen Jahren war er zwar an Bord der
Enterprise
zu einem Counselor gegangen, doch die wenigen Sitzungen waren nicht der Rede wert. Damals hatte Syboks beruhigender Einfluss nachgelassen, und McCoys Träume waren besonders beunruhigend geworden, sodass er nur selten eine Nacht durchgeschlafen hatte. Nach nur zwei Sitzungen bei Dr. Smitonick, hatte er die dritte mittendrin abgebrochen. Da ihm kaum eine andere Wahl geblieben war, nahm McCoy die Tabletten an, die Michal ihm verschrieb. Sie unterdrückten die Speicherung von Träumen im Langzeitgedächtnis. Er hatte sie hin und wieder erfolgreich angewandt, aber er stand nicht gern unter Medikamenteneinfluss. Daher widerstand er der Versuchung, die Tabletten regelmäßig einzunehmen. »Ich wollte es nicht, weil ich nicht glaube, dass mir das helfen würde«, sagte er und bezog sich damit auf die psychiatrische Behandlung.
»Aber diese Träume verstören Sie«, gab Spock zu bedenken. »Wäre es unter diesen Umständen nicht sinnvoll, die Hilfe eines Psychiaters in Anspruch zu nehmen?«
»Das wäre es, wenn es sich wirklich bloß um Träume handeln würde«, stimmte McCoy zu und kam damit endlich zum Kern seines Problems. »Aber ich glaube, es sind Erinnerungen.«
»Das verstehe ich nicht«, erwiderte Spock. »Wie können Sie sich an ein Ereignis erinnern,
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