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Das Feuer von Innen

Das Feuer von Innen

Titel: Das Feuer von Innen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Gleichgültigkeit.
    Ich hätte mich nicht weniger darum scheren können.
    Als ich die Gruppe erreichte, erkannte ich, daß Don Juan recht hatte. Es waren nicht wirklich Männer. Nur vier von ihnen hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit Menschen, aber sie waren keine Menschen. Sie waren sonderbare Wesen mit riesigen gelben Augen. Die anderen waren nur Umrisse, vorangetrieben von den vier Menschenähnlichen.
    Sie taten mir unendlich leid, diese vier Wesen mit den gelben Augen. Ich versuchte, sie zu berühren, aber ich konnte sie nicht finden. Etwas wie ein Windhauch hatte sie davon geweht. Ich sah mich nach Don Juan und Genaro um. Sie waren nicht da. Es war wieder pechschwarze Nacht. Ich rief immer wieder ihre Namen. Minutenlang tappte ich durch die Dunkelheit. Dann stand Don Juan neben mir, und ich erschrak. Genaro sah ich nicht.
    »Laß uns nach Hause gehen«, sagte er. »Wir haben einen langen Weg.«
    Don Juan bestätigte mir, wie gut ich mich beim Platz der begrabenen Seher gehalten hätte, besonders im letzten Teil unserer Begegnung mit ihnen. Die Verschiebung des Montagepunktes, sagte er, mache sich durch ein verändertes Licht bemerkbar. Tagsüber werde das Licht sehr dunkel; in der Nacht helle sich die Dunkelheit zum Zwielicht auf. Er sagte, ich hätte, unterstützt nur durch meine kreatürliche Angst, ganz alleine zwei Verschiebungen vollbracht. Er beanstande einzig, wie ich mich in meiner Angst habe gehenlassen, besonders nachdem ich erkannt hätte, daß Krieger keine Angst haben.
    »Wieso weißt du denn, daß ich dies erkannt habe?« fragte ich.
    »Weil du frei warst. Wenn die Furcht verschwindet, löst sich alles auf, was uns bindet«, sagte er. »Ein Verbündeter konnte deinen Fuß packen, weil er durch deine kreatürliche Angst angezogen wurde.«
    Ich sagte ihm, wie sehr ich bedaure, daß ich meinen Einsichten nicht treu bleiben konnte.
    »Mach dir nichts draus«, lachte er. »Du weißt, daß es solche Einsichten zwölf auf den Heller gibt. Sie zählen nichts im Leben eines Kriegers, denn sie werden gelöscht, sobald sich der Montagepunkt verschiebt.
    Was Genaro und ich wollten, war, dich eine möglichst tiefe Verschiebung vollbringen zu lassen. Diesmal war Genaro nur dabei, um die alten Seher anzulocken. Das hat er schon einmal getan, und du bewegtest dich so weit in die linke Seite hinein, daß es eine Zeitlang dauerte, bis du dich erinnern konntest. Gestern nacht war deine Furcht genauso stark wie jenes erste Mal, als die Seher und ihre Verbündeten dir bis in dieses Zimmer folgten, aber deine sture erste Aufmerksamkeit ließ dich nicht sie bemerken.« »Erkläre mir doch, was an dem Platz der Seher geschehen ist«, bat ich.
    »Die Verbündeten kamen hervor, um dich zu sehen«, erwiderte er. »Da sie sehr geringe Energie haben, brauchen sie immer die Hilfe von Menschen. Die vier Seher haben zwölf Verbündete um sich geschart.
    Das Hinterland Mexikos, und auch die großen Städte, sind gefährlich. Was dir widerfuhr, kann jedem Mann und jeder Frau widerfahren. Falls sie über diese Gruft stolpern, können sie sogar die Seher und ihre Verbündeten sehen. Vorausgesetzt, sie sind geschmeidig genug, so daß die Furcht ihren Montagepunkt verschieben kann. Aber eines ist sicher, sie können vor Angst sterben.«
    »Aber, glaubst du ehrlich, daß die toltekischen Seher noch immer am Leben sind?«
    Er lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. »Es wird Zeit, daß du deinen Montagepunkt wieder ein wenig verschiebst«, sagte er. »Ich kann nicht mit dir sprechen, solange du in deinem Idioten-Zustand bist.«
    Er klatschte mir mit der flachen Hand auf vier Stellen: direkt auf die Kante meines rechten Hüftknochens, mitten auf den Rücken, unter den Schulterblättern und auf den oberen Ansatz meines rechten Brustmuskels.
    Sofort fingen meine Ohren an zu summen. Ein wenig Blut sickerte aus meinem rechten Nasenloch, und etwas in mir löste sich. Es war, als ob ein Energiestrom blockiert gewesen wäre und jetzt wieder zu fließen anfing.
    »Was wollten diese Seher eigentlich von uns?« fragte ich. »Nichts«, antwortete er. »Wir waren es, die von ihnen etwas wollten. Die Seher natürlich hatten dein Energiefeld bereits das erstemal entdeckt, als du sie sahst. Als du dann wiederkamst, hatten sie vor, dich zu verspeisen.«
    »Du behauptest also, daß sie lebendig sind, Don Juan?« sagte ich. »Du meinst doch wohl, sie sind so lebendig, wie die Verbündeten lebendig sind, nicht wahr?«
    »Das ist ganz richtig«, sagte

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