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Das Feuer von Innen

Das Feuer von Innen

Titel: Das Feuer von Innen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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sprechen. Ich glaubte, er senke die Stimme, damit andere ihn nicht hörten. Ich lauschte aufmerksam, aber ich verstand kein Wort von dem, was er sagte; entweder sprach er eine mir fremde Sprache, oder es war Abrakadabra. Das Merkwürdige daran war, daß irgend etwas meine ungeteilte Aufmerksamkeit forderte, sei es der Rhythmus seiner Stimme oder die Tatsache, daß ich mich zwingen mußte, ihn zu verstehen. Ich hatte auch das Gefühl, daß meine Gedanken andere Bahnen liefen als üblich, obwohl ich nicht herausfinden konnte, was der Unterschied sei. Es fiel mir schwer, zu denken und zu überlegen, was da eigentlich vorging.
    Don Juan sprach ganz leise in mein Ohr. Weil ich ohne alle seine Hilfe in einen Zustand gesteigerter Bewußtheit eingetreten sei, sagte er, sei mein Montagepunkt momentan sehr locker, und ich könne ihn in die linke Seite hinüberwechseln lassen, indem ich mich entspannte oder hier, auf dieser Bank, in einen Halbschlaf fiel. Er versicherte mir, er werde auf mich aufpassen, und ich hätte nichts zu befürchten. Er drängte mich, mich zu entspannen und meinen Montagepunkt sich bewegen zu lassen. Sofort verspürte ich die Schwere tiefen Schlafs. Irgendwann wurde mir bewußt, daß ich einen Traum hatte. Ich sah ein Haus, das ich schon einmal gesehen hatte. Ich näherte mich ihm, als ginge ich auf einer Straße. Da waren noch andere Häuser, aber ich konnte nicht auf sie achten. Irgend etwas hatte meine Aufmerksamkeit ganz auf dieses Haus fixiert, das ich vor mir sah. Es war ein modernes, weißverputztes Haus mit einem Rasen davor.
    Näher bei dem Haus angekommen, erschien es mir vertraut, als hätte ich schon einmal von ihm geträumt. Ich schritt über einen Kiespfad zur Haustür; sie stand offen und ich trat ein. Da waren ein dunkler Korridor und ein großes Wohnzimmer zur Rechten, ausgestattet mit einem dunkelroten Sofa und passenden Sesseln, die in einer Ecke standen. Ich hatte eindeutig wieder die Tunnel-Vision. Ich sah nur das, was unmittelbar vor meinen Augen lag.
    Eine junge Frau stand neben dem Sofa, als sei sie eben aufgestanden, als ich hereinkam. Sie war groß und schlank, hervorragend angezogen mit einem Schneider-Kostüm. Sie war etwa Ende Zwanzig. Sie hatte dunkelbraunes Haar, leuchtende braune Augen, die zu lächeln schienen, und eine vorspringende, fein gemeißelte Nase. Sie war von hellem Teint, aber zu prächtiger Sonnenbräune gedunkelt. Ich fand sie hinreißend schön. Offenbar war sie Amerikanerin. Sie nickte mir lächelnd zu und streckte mir beide Hände entgegen, die Handflächen nach unten, als wolle sie mir helfen aufzustehen.
    Mit einer ziemlich linkischen Bewegung griff ich nach ihren Händen. Ich erschrak und versuchte, mich zurückzuziehen, aber sie hielt mich fest, bestimmt, doch so sanft. Ihre Hände waren schmal und schön. Sie sprach mich auf spanisch an, mit der schwachen Spur eines Akzents. Sie bat mich, mich zu entspannen, ihre Hände zu spüren, meine Aufmerksamkeit auf ihr Gesicht zu konzentrieren und der Bewegung ihres Mundes zu folgen. Ich wollte sie fragen, wer sie sei, aber ich brachte kein Wort heraus. Dann hörte ich Don Juans Stimme in meinem Ohr. Er sagte: »Oh, da bist du ja«, als hätte er mich gerade erst entdeckt. Denn ich saß wieder auf der Parkbank neben ihm. Aber ich hörte auch die Stimme der jungen Frau. Sie sagte: »Komm, setz dich zu mir.« Dies tat ich, und nun begann ein schier unglaublicher Wechsel der Perspektiven. Ich war abwechselnd bei Don Juan und bei dieser jungen Frau. Beide sah ich mit aller erdenklichen Klarheit vor mir.
    Don Juan fragte mich, ob sie mir gefalle, ob ich sie anziehend und besänftigend fände. Ich konnte nicht sprechen, aber irgendwie konnte ich ihm mein Gefühl vermitteln, daß ich diese Dame ungeheuer gern hätte. Ohne ersichtlichen Grund hielt ich sie für ein Muster an Freundlichkeit und glaubte, daß sie ganz unentbehrlich sei für das, was Don Juan mit mir vorhatte. Wieder sprach Don Juan in mein Ohr und sagte, wenn sie mir so sehr gefiel, solle ich doch in ihrem Haus aufwachen, und mein Gefühl der Zuneigung und Herzlichkeit für sie werde mich leiten. Ich fühlte mich albern und leichtsinnig. Eine überwältigende Erregung schauderte durch meinen Körper. Mir war, als ob diese Erregung mich tatsächlich auflöste. Es war mir egal, was mit mir passierte. Mit Freuden stürzte ich mich in eine Schwärze, in ein unaussprechliches Schwarz, und fand mich im Hause der jungen Frau wieder. Ich saß neben ihr auf dem

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