Das Feuer von Innen
Male getan hatte, deinen Montagepunkt sehr tief in die linke Seite hineinwechseln«, bemerkte Don Juan, nachdem ich ihm alles berichtet hatte, dessen ich mich erinnerte. »Seine Kraft war so gewaltig, daß er deinen Montagepunkt direkt in die Position beförderte, wo der Traum-Körper sichtbar wird. Du sahst deinen Traum-Körper, der dich beobachtete. Und sein Tanzen bewirkte den Trick.« Ich bat ihn, mir zu erklären, wie Genaros geile Gebärden eine so dramatische Wirkung haben konnten.
»Du bist ein prüder Kerl«, sagte er. »Genaro nutzte deine momentane Verstimmung und deine Verlegenheit, solch eine geile Gebärde ausführen zu müssen. Da er sich in seinem Traum-Körper befand, hatte er die Kraft, die Emanationen des Adlers zu sehen. Bei einem solchen Vorsprung war's nur ein Klacks, deinen Montagepunkt in Bewegung zu bringen.«
Was Genaro mir in jener Nacht zu tun half, sagte er, sei eine Kleinigkeit gewesen; Genaro habe viele, viele Male meinen Montagepunkt in Bewegung gesetzt und ihm geholfen, einen Traum-Körper hervorzubringen, aber dies seien nicht die Ereignisse, an die mich zu erinnern er, Don Juan, von mir erwarte. »Ich möchte, daß du die richtigen Emanationen wieder ausrichtest und dich an das eine Mal erinnerst, als du wirklich in einer Traum-Position erwachtest«, sagte er.
Eine seltsame Wallung von Energie schien in mir aufzusteigen, und nun wußte ich, woran ich mich erinnern sollte. Ich konnte meine Erinnerung aber nicht auf das ganze Ereignis einstellen. Ich konnte mir nur einen Bruchteil davon ins Gedächtnis rufen.
Ich erinnerte mich daran, wie Don Juan, Don Genaro und ich eines Morgens auf dieser gleichen Bank saßen, während ich mich im Zustand normaler Bewußtheit befand. Genaro hatte ganz plötzlich gesagt, er werde seinen Körper sich von der Bank erheben lassen, ohne dabei aufzustehen. Diese Äußerung stand in keinem Zusammenhang mit dem, was wir gerade besprachen. Ich war Don Juans geordnete und didaktische Worte und Taten gewöhnt. Ich sah Don Juan an und wartete auf einen Fingerzeig, aber er reagierte nicht und schaute gleichmütig drein, als ob Don Genaro und ich gar nicht da wären.
Don Genaro stieß mich an, um meine Aufmerksamkeit zu wecken, und dann erlebte ich einen höchst beunruhigenden Anblick. Ich sah Genaro tatsächlich auf der anderen Seite des Platzes. Er winkte mich zu sich. Aber ich sah auch Don Genaro neben mir sitzen und vor sich hin schauen, nicht anders als Don Juan. Ich wollte etwas sagen, um meine Verwunderung auszudrücken, aber ich war wie betäubt, wie gefesselt von einer Kraft um mich her, die mir nicht zu sprechen erlaubte. Wieder blickte ich zu Genaro hinüber, zur anderen Seite des Parks. Er stand immer noch dort und winkte mich mit einer Kopfbewegung zu sich.
Meine emotionale Erschütterung wuchs von Sekunde zu Sekunde. Mein Magen verkrampfte sich, und schließlich hatte ich eine Tunnel-Vision - ein Tunnel, der direkt zu Genaro, zur anderen Seite des Platzes hinüberführte. Und dann zog mich eine große Neugier oder eine große Furcht - in diesem Moment war es für mich ein und dasselbe - zu ihm hinüber. Ich schwebte tatsächlich durch die Luft und landete bei ihm. Er drehte mich herum und deutete auf die drei Männer, die in ruhiger Haltung auf der Bank saßen, als wäre die Zeit aufgehoben. Ich empfand ein furchtbares Unbehagen, ein inneres Jucken, als stünden die weichen Organe meiner Körperhöhle in Flammen, und dann saß ich wieder auf der Bank, aber Genaro war nicht mehr da. Er winkte mir von der anderen Seite des Platzes her Lebewohl und verschwand zwischen den Leuten, die auf den Markt strömten.
Don Juan wurde ganz aufgeregt. Immer wieder schaute er mich an. Er stand auf und ging um mich herum. Er setzte sich wieder und konnte, während er zu mir sprach, sein Gesicht gar nicht ruhig halten.
Mir wurde klar, warum er sich so benahm. Ich war in einen Zustand gesteigerter Bewußtheit eingetreten, ohne daß Don Juan mir geholfen hätte. Genaro hatte es geschafft, daß mein Montagepunkt sich von selbst bewegte.
Ich mußte unwillkürlich lachen, als ich meinen Schreibblock sah, den Don Juan feierlich in seine Tasche steckte. Er sagte, er wolle nun meine gesteigerte Bewußtheit nutzen, um mir zu zeigen, wie grenzenlos das Mysterium des Menschen sei - und das Mysterium der Welt.
Ich konzentrierte mich ganz auf seine Worte. Aber ich verstand nicht, was Don Juan sagte. Ich bat ihn, es mir zu wiederholen. Er begann jetzt sehr langsam zu
Weitere Kostenlose Bücher