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Das Feuer von Innen

Das Feuer von Innen

Titel: Das Feuer von Innen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Emanationen Bewußtsein verleiht, während die Frommen nicht sehen, wie Gott durch seine Liebe Leben verleiht.«
    Wenn nun der Adler Bewußtsein verleihe, sagte Don Juan, so geschehe dies mittels drei gewaltiger Bündel von Emanationen, die sich über acht große Bänder erstreckten. Diese Bündel seien etwas ganz Besonderes, denn sie machten sich dem Seher als Farbton bemerkbar. Ein Bündel vermittle den Eindruck von Beige-Rosa, etwa wie der Schimmer rötlich getönter Straßenlaternen. Ein anderes vermittele den Eindruck von Pfirsichblütenfarbe, etwa wie flackerndes Neonlicht; und das dritte Bündel vermittele den Eindruck von Bernsteinfarbe, wie durchsichtiger Honig.
    »Wenn also die Seher sehen, daß der Adler durch seine Emanationen Bewußtsein verleiht, dann sehen sie so etwas wie einen Farbton«, fuhr er fort. »Die Frommen sehen nicht Gottes Liebe, aber falls sie sie sehen könnten, würden sie wissen, daß sie entweder rosa, pfirsichblütenfarben oder bernsteinfarben ist. Der Mensch zum Beispiel hängt an dem bernsteinfarbenen Bündel, andere Lebewesen aber auch.«
    Ich erkundigte mich, welche anderen Lebewesen an den gleichen Emanationen hingen wie der Mensch.
    »Solche Einzelheiten wirst du selbst, durch dein eigenes Sehen herausfinden müssen«, sagte er. »Es hat keinen Sinn, dir zu sagen, welche es sind. Du würdest nur ein weiteres Inventar davon anlegen. Begnüge dich damit, daß ich dir sage, es wird für dich eine der erregendsten Erfahrungen sein, dies selbst herauszufinden.«
    »Zeigen sich die rosaroten und pfirsichblütenfarbenen Bündel auch beim Menschen?« fragte ich.
    »Niemals. Diese Bündel gehören zu anderen Lebewesen«, antwortete er.
    Ich wollte noch eine Frage stellen, aber er gebot mir mit eindringlicher Gebärde Einhalt. Dann versank er in Nachdenken. Lange umhüllte uns absolute Stille.
    »Ich erzählte dir doch, daß der Glanz der Bewußtheit beim Menschen verschiedene Farben aufweist«, sagte er schließlich. »Was ich dir nicht erzählt habe, weil wir noch nicht zu diesem Punkt gelangt waren, war die Tatsache, daß es gar keine Farben sind, sondern verschiedene Sorten Bernstein.«
    Das bernsteinfarbene Bündel von Bewußtheit zeige, wie er sagte, eine unendliche Vielzahl feinabgestufter Varianten, die stets Unterschiede in der Beschaffenheit des Bewußtseins bezeichneten. Rosa und blaßgrüner Bernstein seien die geläufigsten Sorten. Blauer Bernstein sei weniger verbreitet, doch am seltensten sei reiner Bernstein.
    »Was entscheidet über die jeweilige Sorte Bernstein?«
    »Die Seher behaupten, daß die Energiemenge, die man gespart und aufgespeichert hat, über die Sorte bestimmt. Unzählige Krieger haben mit einer gewöhnlichen rosa Bernsteinsorte angefangen und schließlich die reinste aller Bernsteinsorten erreicht. Genaro und Silvio Manuel sind Beispiele dafür.«
    »Welche Lebensformen gehören zu den rosa und pfirsichblütenfarbenen Bewußtseinsbündeln?« fragte ich. »Die drei Bündel, mit allen ihren Sorten, überschneiden kreuz und quer die acht Bänder«, erwiderte er. »Im organischen Band gehört das rosa Bündel hauptsächlich zu den Pflanzen; das pfirsichblütenfarbene Band gehört zu den Insekten, und das bernsteinfarbene Band gehört zum Menschen und anderen Säugetieren.
    Ganz ähnlich verhält es sich mit den Bändern des Anorganischen. Die drei Bewußtseinsbündel bringen auf jedem der sieben großen Bänder bestimmte Arten von anorganischen Wesen hervor.«
    Ich bat ihn, mir ausführlicher zu erklären, welche Arten von anorganischen Lebewesen es gäbe.
    »Auch das wirst du selbst sehen müssen«, sagte er. »Die sieben Bänder und das, was sie hervorbringen, sind der Vernunft des Menschen nicht zugänglich - wohl aber dem Sehen des Menschen.«
    Ich sagte, ich könne mir seine Erklärung der großen Bänder nicht vorstellen. Nach seiner Schilderung dächte ich sie mir als eigenständige Seilbündel, oder auch als flache Bänder, ähnlich wie Treibriemen.
    Die großen Bänder, sagte er, seien weder flach noch rund, sondern auf unerklärliche Weise zusammengebündelt, ungefähr wie ein Fuder Heu, das noch in der Luft zusammengehalten wird durch den Druck der Hand, die es formte. Und darum sei keine Ordnung in den Emanationen festzustellen. Von einer Mitte oder von Rändern zu sprechen, sei insofern irreführend, wenn auch für das Verständnis unerläßlich.
    Er führte aus, daß die anorganischen Lebewesen, die von den sieben anderen Bewußtseinsbändern

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