Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Feuer von Innen

Das Feuer von Innen

Titel: Das Feuer von Innen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
Vom Netzwerk:
hervorgebracht würden, durch einen Behälter gekennzeichnet seien, in welchem keine Bewegung stattfinde. Vielmehr sei dieser ein formloses Gefäß mit einer gewissen Leuchtkraft. Er gleiche auch nicht dem Kokon der organischen Lebewesen. Es fehle ihm die Straffheit, die innere Spannung, welche die organischen Lebewesen wie leuchtende, vor Energie berstende Kugeln erscheinen lasse. Die einzige Ähnlichkeit zwischen anorganischen und organischen Wesen, sagte Don Juan, liege in der Tatsache, daß sie alle an den Bewußtheit verleihenden, rosa oder pfirsichblütenfarbenen oder bernsteinfarbenen Emanationen teilhätten. »Diese Emanationen«, fuhr er fort, »ermöglichen unter gewissen Umständen eine ganz faszinierende Verständigung zwischen den Wesen dieser acht großen Bänder.«
    In der Regel seien es die organischen Wesen, sagte er, die mit ihren größeren Energiefeldern die Kommunikation mit den anorganischen Wesen einleiteten, aber dann gebe es stets eine subtile und komplizierte Fortsetzung, die von den anorganischen Wesen ausginge. Sobald die Schranke einmal durchbrochen sei, veränderten sich die anorganischen Wesen und würden - wie die Seher es nennen - Verbündete. Von diesem Augenblick an könnten die anorganischen Wesen auch die heikelsten Gedanken, Stimmungen oder Ängste des Sehers erspüren. »Die alten Seher waren fasziniert ob solcher Ergebenheit ihrer Verbündeten«, fuhr er fort. »Man erzählt sich Geschichten, daß die alten Seher ihre Verbündeten dazu brachten, alles zu tun, was sie wollten. Dies war einer der Gründe, warum sie an ihre Unverletzbarkeit glaubten. Sie ließen sich durch ihren Eigendünkel täuschen. Die Verbündeten haben nur so lange Kraft, als der Seher, der sie sieht, ein Muster an Makellosigkeit ist. Und das waren diese alten Seher einfach nicht.«
    »Gibt es ebenso viele anorganische Wesen, wie es lebende Organismen gibt?« fragte ich.
    Anorganische Wesen, sagte er, gebe es nicht in solcher Fülle wie organische Lebewesen, aber dies werde ausgeglichen durch die größere Zahl der Bänder anorganischer Bewußtheit. Auch bestünden unter den anorganischen Wesen viel größere Unterschiede als unter den Organismen, weil die Organismen nur zu einem Band gehörten, während die anorganischen Wesen zu sieben Bändern gehörten. »Außerdem haben anorganische Wesen ein unendlich viel längeres Leben als die Organismen«, fuhr er fort. »Und diese Tatsache brachte die Seher auf die Idee, ihr Sehen auf die Verbündeten zu konzentrieren - aus Gründen, die ich dir später erkläre.« Die alten Seher, sagte er, hätten auch erkannt, daß es die größere Energie der Organismen und folglich die höhere Entwicklung ihres Bewußtseins sei, die sie zu köstlichen Happen für den Adler machten. Gefräßigkeit sei auch der Grund, meinten die alten Seher, weshalb der Adler so viele Organismen wie möglich hervorbringe.
    Die übrigen vierzig großen Bänder, so erklärte er weiter, brächten aber mitnichten Bewußtheit hervor, sondern eine Struktur unbelebter Energie. Die alten Seher hätten sich dafür entschieden, alles, was diese Bänder hervorbringen, als Gefäße zu bezeichnen. Während Kokons und Behälter so etwas wie Felder energetischer Bewußtheit seien, was auch ihre eigenständige Leuchtkraft erkläre, seien Gefäße starre Behältnisse, die Emanationen enthielten, ohne selbst Felder energetischer Bewußtheit zu sein. Ihr Leuchten rühre lediglich von der Energie der eingeschlossenen Emanationen her.
    »Du mußt bedenken, daß alles, was auf Erden existiert, eingeschlossen ist«, fuhr er fort. »Was wir wahrnehmen, besteht aus Quantitäten von Kokons oder Gefäßen mit Emanationen. Für gewöhnlich können wir die Behälter der anorganischen Wesen gar nicht wahrnehmen.«
    Er sah mich an und wartete auf ein Zeichen des Begreifens. Als er erkannte, daß ich ihm nicht folgen konnte, fuhr er mit seiner Erklärung fort.
    »Die ganze Welt besteht aus achtundvierzig Bändern«, sagte er. »Die Welt, die unser Montagepunkt für unsere normale Wahrnehmung zusammensetzt, besteht aus zwei Bändern; das eine ist das organische Band, und das andere ist ein Band, das nur Struktur auf weist, aber keine Bewußtheit. Die übrigen sechsundvierzig großen Bänder sind nicht Teil der Welt, die wir normalerweise wahrnehmen.«
    Wieder wartete er auf Fragen. Ich hatte keine. »Es gibt auch andere, in sich vollkommene Welten, die unser Montagepunkt zusammensetzen kann«, fuhr er fort. »Die alten Seher

Weitere Kostenlose Bücher