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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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der Stimme einer Nachtigall, denn sie hatte Mitleid mit dem Jungen. „Felix... du darfst nicht mehr dorthin zurück, verstehst du, unter keinen Umständen. Vertraue mir.“
    Felix schluchzte laut und vergrub sein Gesicht in dem Strohkissen.
    Suleika steckte ihren Kopf durch die Gitterstäbe.
    „Ich werde ihn holen, damit du freikommst“, flüsterte sie. Ob Felix sie hörte oder nicht, war ihr einerlei. Vielleicht war es ja sogar besser, dass er ihren letzten Vorschlag nicht so genau mitbekommen hatte. Es hätte nur zu weiteren Fragen geführt.
    Suleika hüpfte zweimal auf und ab bevor sie mit den Flügeln schlug und sich in die Lüfte erhob.
    „Vergiss mich nicht!“, rief Felix ihr noch nach. Dann wischte er sich die Tränen aus den Augen und legte ein besonders schönes Stück Käse für den Igel zurecht.
     
    Am nächsten Tag hörte Felix den Schlüssel im Schloss seiner Gefängniszelle klappern. Die schwere Eisentüre öffnete sich. Einer der Polizisten trat ein und klatschte in die Hände:
    „Los, Junge, mitkommen. Tempo, Tempo! Und zieh deine Jacke an.“
    Felix schlüpfte in seine Jacke und folgte dem Polizisten durch die langen Gänge. Es roch moderig und muffig. Sie stiegen die Treppen nach oben und der Polizist sagte ohne sich umzudrehen:
    „Benimm’ dich anständig, dann hast du nichts zu befürchten. Wir sind doch kein Kindergarten.“
    Felix antwortete nicht. Als sie oben in dem Hauptflur angekommen waren, überlegte er kurz, ob er einfach davonlaufen sollte. Aber am Haupteingang wartete ein Polizist mit einem Polizeihund an der Leine. Der spitzte schon gefährlich die Ohren, als Felix zu ihm sah.
    „Hier lang!“, kommandierte der Polizist knapp und schob Felix in eines der Büros.
    Es war ein großer Raum, ausgestattet mit Aktenschränken und Schreibtischen. Der Holzboden roch nach Bohnerwachs, Blumentöpfe standen auf der Fensterbank und alles war sauber. Wie im Paradies, fand Felix. Er solle sich auf einen Stuhl setzen, befahl man ihm. Was für ein tolles Gefühl. Endlich sahen ihn die Menschen wieder an, endlich war er wieder jemand, für den man sich interessierte, endlich bewegte sich wieder etwas in seinem Leben, endlich gab es wieder Hoffnung.
    „Ich bin Felix von Flocke...!“, legte er fast schon übermütig los, aber nur um zu zeigen, dass er niemandem etwas nachtrug, er jeden Irrtum, der in der ganzen Aufregung passiert war, verstehen konnte. Die Hauptsache war, dass jetzt alles gut werden würde.
    „Psst!“ Einer der Polizisten legte den Finger an die Lippen. Felix sollte ruhig sein. Keiner sollte sprechen.
    „Entschuldigung!“, fügte sich Felix und war still.
    Eine Fliege krabbelte über ein schneeweißes Blatt Papier auf dem Schreibtisch. Felix beneidete sie. Sie war ein freies Lebewesen, jederzeit konnte sie hierhin oder dorthin, keiner stellte ihr Fragen, keiner schlug sie, ihr Leben war ihre Sache. Ihre Kleidung war immer gleich, es gab keine Unterschiede zwischen armen Fliegen und reichen Fliegen, alle Fliegen dieser Welt waren gleich, von der Stunde ihrer Geburt an bis zu ihrem Tode...
    „So, also jetzt...!“, sagte eine Stimme.
    Die Fliege flog plötzlich auf, brummte durch das Zimmer und stieß bei dem Versuch ins Freie zu gelangen gegen die geschlossene Fensterscheibe.
    „So, also jetzt...!“, wiederholte die Stimme warm und freundlich.
    Felix sah auf. Die Fliege war vergessen. Ein Mann hatte den Raum betreten, während die Polizisten ihn verließen. Der Junge sollte mit dem Mann alleine bleiben.
    Der Mann sah Felix lange an. Er sprach dabei kein Wort. Unter dem rechten Arm trug er ein großes schwarzes Buch. Er blickte freundlich, ja, er schien sogar zu lächeln.
    Hatte Suleika wirklich Hilfe geholt?
    „So, also jetzt...zu dir!“, sprach der Mann.
    Felix setzte sich aufrecht hin, er wollte auf jeden Fall einen guten Eindruck machen.
    In aller Ruhe legte der Mann das schwarze Buch auf dem Schreibtisch ab, zog einen Stuhl heran und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Dabei ließ er Felix nicht aus den Augen.
    An der Fensterscheibe lief die Fliege dreimal im Kreis über das blanke Glas und blieb dann stehen. Nichts bewegte sich mehr in dem Raum. Bis der Mann seine gefalteten Hände auf dem schwarzen Buch ablegte.
    Seine Stimme klang jetzt, als würde er keinen Widerspruch dulden:
    „Man nennt mich den Kardinal!“
    Felix spürte, wie der Boden unter ihm schwankte, als wäre er auf einem Schiff. Das Rot... dieses eigenartige Rot... den Handschuh an der rechten

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