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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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roter Handschuh, der versuchte, meine Hand zu greifen. Ich dachte damals noch: So etwas Verrücktes, ein roter Handschuh, wo kommt der denn her?“
    Die Männer wurden wieder ernst und hörten gespannt zu.
    „Ich vernahm nur eine Stimme. Kein Gesicht. Es ließ sich nur der Handschuh erkennen. Dazu eine Männerstimme und sie fragte, ob ich Felix von Flocke abhole... Stellen Sie sich vor, woher wusste diese Person...?“, empörte sich Fräulein Romitschka.
    Beinahe hätte Braut Nummer sieben den Biss der Indischen Nasenotter überlebt. Was dann? Was wäre das für ein Jammer für ihn geworden. Dann hätte er sich niemals in diese wundervolle Person verlieben dürfen, die da mit kämpferischem Ausdruck im Gesicht ihre Aussage machte. Hoch lebe die Indische Nasenotter, sagte sich Kloppke im Stillen und lächelte, voller Zuversicht auf ein gutes Ende.
     
    Am frühen Abend wurde Felix wieder in sein Zimmer geführt. Und wie jeden Abend zogen Soldaten als Wachen vor seiner Türe auf. Es war ihm unmöglich, den Raum einfach so zu verlassen. Die Männer  würden ihn sofort aufhalten.
    „Wo willst du hin?“, würden sie ihn fragen. „Sollen wir dir den Diener rufen? Brauchst du etwas? Bist du krank?“
    Außerdem: Wie sollte er Baptist und Esther finden? Wo steckten die beiden? Das Schloss war so groß wie eine kleine Stadt. Wenn er Pech hatte, konnte es Tage dauern, bis er sie aufspürte.
    Felix zog noch einmal den angebissen Plan hervor. Er musste irgendwie aus ihm schlau werden. Dieses Linienwirrwarr auf dem Papier hatte etwas zu bedeuten. Aber was?
    Er sah auf das Palmenmuster der Tapete an der Wand und hoffte, die Antwort käme von dort. Ein leises Scharren war zu hören.
    Mäuse, dachte Felix, selbst in einem Schloss gibt es Mäuse. Dann aber stand er doch aus dem Bett auf und ging hinüber zur Wand... etwas stimmte nicht!

 
    Teil 3: Das Herz der Nacht
     
     
    17 .
     
    Die Menschen haben über die Jahrhunderte Begriffe gefunden, mit denen sie versuchen, die Welt besser zu verstehen. Stunde um Stunde brüten Wissenschaftler endlose Zeit über Fragen, zeigen durch Logik und Analysen immer neue Widersprüche auf. Nur um wieder einen neuen Anfang zu finden, in einem Spiel, das kein Ende kennt.
    Aber was sagt alles menschliche Wissen über die wahre Natur der Dinge aus? Es gibt so vieles, das dem Denken der Menschen überlegen ist. Es gibt so vieles, das für das Denken der Menschen unerreichbar ist.
    Bilder aus Schatten an Mauern und Wänden hinterlassen Spuren und verwirren den Betrachter. Taten geben Rätsel auf. Es gab Zeitalter, da wurden Tote lebendig, anderswo taten sich Welten auf und verschlangen ganze Völker und Kulturen.
    Begegnest du auf einem Spaziergang am Meer deinem eigenen Spiegelbild, dann geht das nicht mit rechten Dingen zu. Steuert ein Komet auf die Erde zu oder steht ein Haus lange leer, siehst du Fußstapfen, wo niemand geht, oder schwebt etwas durch die Luft, das viel schwerer ist als du, dann sage ich dir: Willkommen in der Welt der Geister!
    Das Schiff wird festgemacht, es wird an der Mole vertäut. Es bekommt den schönsten Liegeplatz im ganzen Hafen. Zeit für den Abschied. Aber wollt ihr wirklich schon gehen?
     
    Esther hatte Besuch von Erna Klimovskanowa. Sie hatte höflich an die Türe geklopft und war danach mit einem Lächeln in das Zimmer des Mädchens getreten.
    Esther war gerade dabei, ihre Geige zu stimmen. Jeden Ton, den die Saiten aus dem Geigenkörper schweben ließen, prüfte sie aufmerksam mit ihrem Gehör. Klang einer ihr nicht rein genug, drehte sie vorsichtig den Wirbel am Ende des Geigenhalses.
    „Ich hoffe, ich störe dich nicht zu sehr?“, fragte die Sängerin vorsichtig. Ihr Lächeln war verschwunden und sie wirkte erschöpft.
    „So eine Ballnacht kann ganz schön anstrengend sein. Auch wenn sie einem guten Zweck dient. Die vielen Menschen, die laute Musik... das wurde mir plötzlich zu viel. Da dachte ich mir, ich sehe einmal nach der kleinen Esther!“
    „Das freut mich und ehrt mich“, antwortete Esther höflich. „Ohne Baptist und Felix fühle ich mich hier einsam.“
    „Ich will der Kaiserin gerne vorschlagen, dass ihr vor dem Schlafengehen noch etwas Zeit zu dritt miteinander verbringen dürft“, bot Erna Klimovskanowa dem Mädchen an.
    „Danke. Ich glaube, das würde auch die beiden Jungen freuen.“
    Es entstand eine kleine Pause. Esther wartete geduldig, was die Sängerin ihr weiter zu sagen hatte.
    Die ging unentschlossen auf und ab, ehe sie in

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