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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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zu sein. – Welche Schlacht habt ihr hier versucht nachzustellen?“
    „Die Geschichte für das Figurentheater, die Geschichte von dem Wolf, wollen Sie die denn nicht hören, Exzellenz?“, fragte der Prinz, enttäuscht darüber, dass sich Sinan Khan nur für die Zinnsoldaten interessierte.
    Sinan Khan blickte die beiden Jungen an.
    „Natürlich, ich bin schon sehr gespannt!“, flüsterte er in einem gespielten verschwörerischen Tonfall.
    Atemlos begann der Prinz zu erzählen, so, wie Felix ihm die Geschichte erzählt hatte.
    Doch schon bald unterbrach der Militärattaché den Jungen.
    „Genug!“, sagte er ungehalten.
    „Es ist ein Märchen, Exzellenz...!“, versuchte Felix zu erklären.
    „Der Wolf hätte das Mädchen längst gefressen!“, befand Sinan Khan gelangweilt und brachte weitere Soldaten auf dem Tisch in Stellung.
    „Niemals. Der nächste Tag würde ihm wieder Hunger bringen. Warum sollte er sie fressen, wenn sie ihm dieses Versprechen gibt?“, verteidigte der Prinz die Geschichte.
    „Weil es seine Natur ist! Und niemand kann die Natur eines Wolfes ändern, nur Gott. Glaube mir, er frisst das dumme Mädchen, gleich bei der ersten Gelegenheit!“, antwortete der Militärattaché in einem kühlen und bestimmenden Ton. „Jetzt muss ich los!“
    Er betrachtete das Heer auf dem Tisch.
    „Und die Natur eines Mannes ist es, für seinen Glauben, für sein Volk und für seinen Herrscher zur Waffe zu greifen. Auch wenn der nächste Tag Hunger bringt oder das Schlachtfeld den Tod.“
    Frau von Waldburg schritt Sinan Khan voraus, um ihm die Türen zu öffnen.
    „Felix von Flocke!“, rief der Militärattaché in der Tür aus und zwirbelte seinen Schnurbart himmelwärts. „Konstantinopel nennen die Feinde unsere Stadt. Wir sagen Istanbul, auch wenn sie noch nicht offiziell so heißt. Tu’ mir bitte den Gefallen und nenne auch du sie in Zukunft in meiner Gegenwart Istanbul!“
    Felix von Flocke starrte Sinan Khan mit weit aufgerissenen Augen an.
    „Es wird mir eine Ehre sein, Exzellenz. Ich bitte vielmals um Entschuldigung!“, stammelte er vor sich hin. Er war wie vor den Kopf gestoßen. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Hatte der Mann gesagt Konstantinopel werde Istanbul genannt. Byzanz, Konstantinopel, Istanbul... wäre das dann nicht der dritte Name, den diese Stadt bekam? War das die Stadt mit den drei Namen, von der Baptist auf der Bühne der ‘Neuen Welt’ gesprochen hatte, als Felix ihn nach seinen Eltern gefragt hatte? Sind sie alle bei Onkel Fidelius? Plötzlich war Felix alles klar, es fühlte sich an, als würde er aus einem Alptraum erwachen. Warum ist er nur schon nicht früher drauf gekommen.
    „Es ist die Stadt mit den drei Namen...!“, stammelte Felix glücklich.
    „Was redest du da?“, wollte der Prinz wissen.
    „Nichts, es ist nichts!“, sagte Felix, und dabei hätte er vor Freude in die Luft springen können.
    Er überlegte, zusammen mit  Baptist zu fliehen. Das war die einzige Möglichkeit, aus dieser Geschichte herauszukommen. Sollte Esther bereit sein, konnte sie selbstverständlich mitkommen...
    Kaum hatten sich die Türen hinter dem türkischen Militärattaché geschlossen, traten auch schon die Handwerker ein. Voller Ergebenheit dem Prinzen gegenüber, warteten sie auf die Übermittlung seiner Wünsche, die sie dann ausführen sollten.
    „Felix...! Bitte, ich will dir ein Geheimnis verraten“, flüsterte der Prinz. „Ich hasse Soldaten, ich hasse die Schlachtfelder und ich hasse den Tod. Verstehst du? Ich will leben! So, wie der einäugige Wolf.“
    Die Handwerker hatten sich in gebührendem Abstand zu dem jungen Prinzen in einer Gruppe aufgestellt und warteten immer noch auf ein Zeichen, wie es jetzt für sie weitergehen sollte.
    Frau von Waldburg zuckte nur ahnungslos mit den Schultern. Ihr Blick ruhte auf Felix, als würden von ihm die rettenden Worte kommen.
    „Keine Sorge, Kaiserliche Hoheit, wir bauen den Wolf!“, beteuerte Felix und der Prinz war darüber erleichtert. Er blieb mit seinen Plänen nicht alleine.
    Mit Eifer suchten die beiden Jungen einen Entwurf des Tieres, den sie für den besten hielten, und überreichten ihn den Handwerkern.
    „Aber bitte, verwendet kein echtes Fell. Niemand soll für diese Geschichte mit dem Tod bezahlen!“, ordnete der Prinz an. Und setzte noch hinzu: „Das ist ein kaiserlicher Befehl!“
     
    „Er ist spurlos verschwunden!“, klagte Hauptwachtmeister Kloppke und schlug mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch,

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