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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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lag. Sie ergriff eine seiner kleinen Pfoten und winkte Roger schlaff damit zu. Roger lachte.
    »... earbsachd a tha thu .« Abgelenkt wie ich war, hatte ich Jamies abschließende Rede nicht gehört und nur die letzten Worte aufgefangen. Doch was er gesagt hatte, stieß auf Beifall; die Männer ringsum ließen ein leises Brummen ernster Zustimmung hören, dann folgte ein Moment der Stille.
    Jamie ließ meine Hand los, bückte sich und hob einen trockenen Ast vom Boden auf. Er entzündete ihn und hielt ihn hoch, dann warf er den flammenden Stock hoch in die Luft, so dass er sich wieder und wieder überschlug, bevor er geradewegs ins Herz des Feuers stürzte.
    »Die Frasers von Fraser’s Ridge sind hier!«, gellte er, und auf der Lichtung brach gewaltiger Beifall aus.

    Auf dem Rückweg zur Fortsetzung der unterbrochenen Festlichkeiten weiter oben auf dem Hang fand ich mich neben Roger wieder, der fröhlich vor sich hinsummte. Ich legte ihm eine Hand auf den Ärmel, und er sah lächelnd zu mir herunter.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich und erwiderte das Lächeln. »Willkommen in der Familie - Sohn des Hauses.«
    Er grinste breit.
    »Danke«, sagte er. »Mum.«
    Wir erreichten eine ebene Stelle und gingen einen Moment nebeneinander her, ohne etwas zu sagen. Dann sagte er in völlig verändertem Tonfall: »Das war... etwas ganz Besonderes, nicht wahr?«
    Ich wusste nicht, ob er etwas historisch Besonderes oder etwas in persönlicher Hinsicht Besonderes meinte, doch er hatte in jedem Fall Recht, und ich nickte.
    »Ich habe allerdings den Schluss nicht ganz mitbekommen«, sagte ich. »Und ich weiß nicht, was earhsachd bedeutet - du vielleicht?«
    »Oh... aye. Das weiß ich.« Hier zwischen den Feuern war es völlig dunkel; alles, was ich von ihm sehen konnte, war ein dunkler Fleck vor dem schwarzen Hintergrund der Büsche und Bäume. Doch es lag ein seltsamer Ton in seiner Stimme. Er räusperte sich.
    »Es ist eine Art Eid. Er - Jamie - er hat uns einen Eid geschworen, seiner Familie und seinen Pächtern. Unterstützung, Schutz und so weiter.«
    »Ach ja?«, sagte ich leicht verwundert. »Wie meinst du das, >eine Art    »Na ja.« Er schwieg ein paar Sekunden, während er sich offensichtlich seine Worte zurechtlegte. »Es bedeutet eher ein Ehrenwort als nur einen Eid«, sagte er vorsichtig. » Earhsachd -«, er sprach es YERB-sochk aus, »- galt früher einmal als das wichtigste Charakteristikum der MacCrimmons auf Skye, und es bedeutete mehr oder minder, dass sie ihr einmal gegebenes Wort um jeden Preis einhalten mussten. Wenn ein MacCrimmon sagte, dass er etwas tun würde -«, er hielt inne und holte Luft, »dann hat er es auch getan, und wenn es ihn Kopf und Kragen kostete.«
    Er stützte meinen Ellbogen mit seiner Hand, die überraschend kräftig war. »Komm«, sagte er leise. »Ich helfe dir, hier ist der Boden rutschig.«

16
    In der Nacht, in der wir Hochzeit halten
    »Singst du etwas für mich, Roger?«
    Sie stand in der Öffnung des geborgten Zeltes und blickte ins Freie. Von innen konnte er nicht mehr von ihr sehen als ihre Silhouette vor dem Grau des bewölkten Himmels und ihr langes Haar, das sich im Regenwind bewegte. Sie hatte es bei der Hochzeit offen getragen - Maidenhaar, obwohl sie ein Kind hatte.
    Es war kalt heute Nacht, so ganz anders als in ihrer ersten gemeinsamen Nacht, jener heißen, wunderbaren Nacht, die mit Wut und Verrat geendet hatte. Monate voll anderer Nächte lagen zwischen dieser Nacht und heute - Monate der Einsamkeit, Monate des Glücks. Und doch schlug sein Herz jetzt genauso schnell wie in ihrer ersten Hochzeitsnacht.
    »Ich werde immer für dich singen, mein Herz.« Er trat hinter sie und zog sie an sich, so dass ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte, ihr Haar kühl und lebendig in seinem Gesicht. Er schlang den Arm um ihre Taille und hielt sie fest. Er neigte den Kopf, und seine Lippen suchten nach ihrem Ohr.
    »Ganz egal, wie«, flüsterte er. »Ganz egal, wo. Ganz egal, ob du da bist und es hören kannst oder nicht - ich werde immer für dich singen.«
    Da wandte sie sich zu ihm um und schmiegte sich mit einem leisen, zufriedenen Kehllaut in seine Umarmung, und ihr Mund, der nach Grillfleisch und Gewürzwein schmeckte, fand den seinen.
    Der Regen prasselte über ihnen auf das Zeltleinen, und die Kälte des Spätherbstes kroch zu ihren Füßen vom Boden hoch. Beim ersten Mal hatte die Luft nach Hopfen und Uferschlamm gerochen; ihr Schlafgemach hatte das erdige Aroma von Heu

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