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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Entbindungsstation, da seine Bewohner meistens hoch tragende Stuten, Kühe oder Säue waren.
    Ich fragte mich, was Hermon Husband hierher geführt hatte - und ob er verfolgt wurde. Er besaß eine Farm und eine kleine Mühle, die beide mindestens zwei Tagesreisen von Fraser’s Ridge entfernt lagen; ein Weg, den er bestimmt nicht einfach um des Vergnügens unserer Gesellschaft willen auf sich genommen hatte.
    Husband war einer der Anführer der Regulatoren und hatte schon mehr als einmal wegen der aufrührerischen Pamphlete, die er druckte und verteilte, hinter Gittern gesessen. Das Letzte, was ich von ihm gehört hatte, war, dass die Quäker der Gegend ihn aus ihrer Versammlung ausgeschlossen hatten, da die Freunde seine Aktivitäten missbilligend betrachteten und sie als Aufruf zur Gewalt sahen. Angesichts der Pamphlete, die ich gelesen hatte, fand ich, dass sie da nicht ganz Unrecht hatten.
    Die Stalltür stand offen und ließ die angenehm fruchtbaren Gerüche nach Stroh, warmen Tieren und Dung ins Freie, gemeinsam mit einem Schwall nicht minder fruchtbarer Worte. Jamie, der schließlich kein Quäker war, glaubte an die Macht der Flüche und bediente sich ihrer freizügig, wenn auch auf Gälisch, welches eher zum Poetischen als zum Vulgären tendiert.
    Ich übersetzte den aktuellen Erguss in etwa mit: »Mögen sich deine Eingeweide wie Schlangen verflechten und deine Gedärme durch die Wände deines Bauches platzen! Möge der Fluch der Krähen auf dir lasten, du Missgeburt aus dem Volk der Schmeißfliegen!« Oder so ähnlich.

    »Mit wem sprichst du da?«, erkundigte ich mich und steckte den Kopf zur Stalltür hinein. »Und was ist der Fluch der Krähen?«
    Ich blinzelte im plötzlichen Zwielicht des Stalls und sah ihn nur als Schatten vor den hellen Heuhaufen aufragen, die an der Wand aufgetürmt waren. Beim Klang meiner Stimme drehte er sich um und trat in das Licht, das durch die Tür fiel. Er war sich mit den Händen durch die Haare gefahren; mehrere Strähnen waren aus ihrem Zopfband gerissen und standen mit Strohhalmen verziert in alle Himmelsrichtungen ab.
    »Tha nighean na galladh torrach «, sagte er mit wütendem Gesicht und wies mit einer Geste hinter sich.
    »Weiße Tochter einer Hu - oh! Du meinst, die verflixte Sau hat es schon wieder getan?«
    Die große, weiße Sau war ungemein fett und geradezu erstaunlich fruchtbar, gleichzeitig aber auch ein Geschöpf von niederem Intellekt, das es nicht ausstehen konnte, wenn man es einsperrte. Sie war schon zweimal aus ihrer Wurfbox entkommen, einmal, indem sie auf Lizzie losgegangen war, die - klugerweise - aufgeschrien und mit einem Satz den Weg geräumt hatte, als das Schwein an ihr vorbeiraste; beim zweiten Mal hatte sie eine Seite der Box zerwühlt und sich dann auf die Lauer gelegt, bis die Stalltür geöffnet wurde. Dann hatte sie mich umgerannt und das Weite gesucht.
    Diesmal hatte sie sich gar nicht erst die Mühe gemacht, eine Strategie zu entwickeln, sondern einfach nur ein Brett ihrer Box zermalmt und sich dann einen Fluchttunnel unter der Palisade hindurchgegraben, der jedem britischen Kriegsgefangenen in einem Nazilager Ehre gemacht hätte.
    »Aye, das hat sie«, sagte Jamie, der jetzt die Sprache wechselte, da seine anfängliche Wut ein wenig nachgelassen hatte. »Was den Fluch der Krähen angeht, kommt es ganz darauf an. Es kann bedeuten, dass man sich wünscht, dass die Krähen über das Feld eines Mannes herfallen und seine Saat fressen. In diesem Fall hatte ich eher daran gedacht, dass die Vögel dem Biest die Augen auspicken.«
    »Dann wäre sie bestimmt leichter zu fangen«, sagte ich seufzend. »Wie lange noch, bis sie ferkelt, was meinst du?«
    Er zuckte mit den Achseln und schob sich eine Hand durch das Haar.
    »Einen Tag, zwei Tage, vielleicht drei. Geschieht dem Biest ganz recht, wenn es im Wald ferkelt und mitsamt seiner Brut von den Wölfen gefressen wird.« Er trat verärgert nach dem Erdhaufen, den die Sau bei ihrer Tunnelgräberei hinterlassen hatte, und Erde prasselte in das Loch. »Wer ist da gekommen? Ich habe Clarence gehört.«
    »Hermon Husband.«
    Er drehte sich abrupt zu mir um und vergaß das Schwein.
    »Ach ja?«, sagte er leise. »Warum, frage ich mich.«
    »Ich auch. Er ist schon eine ganze Weile zu Pferd unterwegs - und hat offensichtlich Pamphlete verteilt.«

    Bei diesem Nachsatz musste ich mich beeilen, Jamie zu folgen; er schritt bereits bergab auf das Haus zu und ordnete dabei sein Haar. Ich holte ihn gerade noch

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