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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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abzureiten und eine Musterung durchzuführen - dann bringe ich sie zum Exerzieren nach hier. Falls Tryon die Miliz dann einberuft...«
    Ich lag einen Augenblick still. Ich hatte eine Hand um Jamies geschlungen, seine lockere Faust lag zusammengerollt an meiner Brust.
    »Wenn er es tut, gehe ich mit euch.«
    Er küsste meinen Nacken.
    »Möchtest du das?«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass es nötig sein wird. Dir ist doch nichts über Kämpfe in dieser Gegend bekannt, und Brianna auch nicht.«
    »Das heißt aber nur, dass es keine große Schlacht wird, falls es tatsächlich eine gibt«, sagte ich. »Wir sind hier in den Kolonien, und sie sind riesig, Jamie. Und nach zweihundert Jahren voller Ereignisse ist es unmöglich, auch über die kleineren Konflikte im Bilde zu sein, vor allem, wenn sie sich in einer anderen Gegend zugetragen haben. Wenn wir in Boston wären -« Ich seufzte und drückte seine Hand.
    Ich wusste zwar auch nicht besonders viel über die Ereignisse in Boston, Brianna dagegen schon; da sie dort aufgewachsen war, hatte sie in der Schule einiges über die Geschichte der Stadt und des Staates gelernt. Ich hatte gehört, wie sie Roger vom Bostoner Massaker erzählte - einer kleineren Konfrontation zwischen Bürgern und britischen Truppen, die im letzten Januar statt gefunden hatte.
    »Aye, da hast du wohl Recht«, sagte er. »Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass es dazu kommen wird. Ich glaube, Tryon will den Regulatoren nur Angst machen, damit sie sich benehmen.«
    Das war in der Tat wahrscheinlich. Andererseits war ich mir des alten Sprichwortes »Der Mensch denkt, und Gott lenkt« nur zu bewusst. Und ganz gleich, ob es nun Gott war oder William Tryon, der das Heft in der Hand hatte, der Himmel allein wusste, was dabei herauskommen würde.
    »Hast du wirklich das Gefühl?«, fragte ich. »Oder hoffst du es nur?«
    Er seufzte und streckte die Beine. Sein Arm schlang sich fester um meine Taille.
    »Beides«, gab er zu. »Zum Großteil hoffe ich. Und ich bete. Aber ich habe auch das Gefühl.«
    Das Kätzchen hatte das Sahneschälchen vollständig geleert. Es setzte sich mit einem hörbaren Plumps auf sein Hinterteil, wischte sich den Rest der Delikatesse von den Schnurrhaaren und stapfte dann mit sichtlich ausgebeulten Flanken langsam auf das Bett zu. Es sprang auf die Bettdecke, vergrub sich dicht neben mir und schlief augenblicklich ein.
    Oder vielleicht doch nicht ganz; ich konnte die Vibrationen, die es beim Schnurren von sich gab, deutlich sehen.

    »Was meinst du, wie ich ihn nennen soll?«, dachte ich laut nach und berührte die Spitze des weichen, buschigen Schwänzchens. »Klecks? Quast? Wölkchen?«
    »Was für alberne Namen«, sagte Jamie träge und geduldig. »Nennt man etwa so in Boston seine Katze? Oder in England?«
    »Nein. Ich habe noch nie eine Katze gehabt«, gab ich zu. »Frank war gegen Katzen allergisch, sie haben ihn zum Niesen gebracht. Was ist denn ein guter, schottischer Katzenname - Diarmuid? MacGillivray?«
    Er prustete und lachte.
    »Adso«, sagte er im Brustton der Überzeugung. »Nenne ihn Adso.«
    »Was ist denn das für ein Name?«, fragte ich und verdrehte den Hals, um mich erstaunt nach ihm umzusehen. »Ich habe ja schon viele merkwürdige schottische Namen gehört, aber der ist neu.«
    Er legte sein Kinn bequem auf meine Schulter und sah dem Kätzchen beim Schlafen zu.
    »Meine Mutter hatte eine kleine Katze namens Adso«, sagte er zu meiner Überraschung. »Einen grauen Tiger, ganz wie dieser hier.«
    »Wirklich?« Ich legte meine Hand auf sein Bein. Er sprach nur selten von seiner Mutter, die gestorben war, als er acht Jahre alt war.
    »Aye. Ein guter Mäusefänger, und er hat meine Mutter geliebt, aber uns Kinder konnte er nicht leiden.« Er lächelte bei dem Gedanken daran. »Wahrscheinlich, weil Jenny ihm immer Kittelchen angezogen und ihn mit Zwieback gefüttert hat und ich ihn in den Mühlteich geworfen habe, um zu sehen, ob er schwimmen konnte. Er konnte es übrigens«, teilte er mir mit, »aber er mochte es nicht.«
    »Ich kann nicht sagen, dass ich ihm das verübele«, sagte ich belustigt. »Aber warum hieß er Adso? Ist das ein Heiligenname?« Ich war ja an die merkwürdigen Namen keltischer Heiliger gewöhnt, von Aodh - »Ooh« ausgesprochen - bis hin zu Dervorgilla, aber vom Heiligen Adso hatte ich noch nicht gehört. Wahrscheinlich der Schutzheilige der Mäuse.
    »Kein Heiliger«, verbesserte er mich. »Ein Mönch. Meine Mutter war sehr gebildet -

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