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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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rechtzeitig ein, um ihm ein paar Strohhälmchen von den Schultern zu streichen, bevor er den Hof erreichte.
    Jamie nickte beiläufig zu Mrs. Chisholm und Mrs. MacLeod hinüber, die mit Paddeln dampfende Ballen nasser Wäsche aus dem großen Kessel hievten und sie auf Büschen zum Trocknen ausbreiteten. Ich huschte an Jamies Seite weiter, ohne die vorwurfsvollen Blicke der Frauen zu beachten, und bemühte mich, mir das Aussehen zu geben, als hätte ich mich mit wichtigeren Dingen als der Wäsche zu befassen.
    Jemand hatte Husband eine Erfrischung gereicht; auf dem Tisch standen ein Teller mit einem angebissenen Butterbrot und ein halb voller Krug mit Buttermilch. Daneben lag Husband, den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt, und schlief. Adso hockte vor ihm auf dem Tisch, fasziniert von den buschigen, grauen Barthaaren, die bei jedem sonoren Schnarcher des Quäkers wie Fühler vibrierten. Das Kätzchen streckte gerade versuchsweise eine Tatze nach Husbands offenem Mund aus, als Jamie es beim Nacken packte und es mir in die Hände setzte.
    »Mr. Husband?«, sagte er leise und beugte sich über den Tisch. »Euer Diener, Sir.«
    Husband prustete, blinzelte und setzte sich dann abrupt auf, wobei er fast die Buttermilch umgestoßen hätte. Im ersten Moment glotzte er mich und Adso an, dann schien ihm wieder einzufallen, wo er war, denn er schüttelte sich und erhob sich halb, um sich vor Jamie zu verbeugen.
    »Freund Fraser«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich bin - bitte um Verzeihung - ich war -«
    Jamie verbat sich seine Entschuldigungen, setzte sich ihm gegenüber hin und nahm sich beiläufig eine Butterstulle von der Platte.
    »Kann ich Euch irgendwie dienen, Mr. Husband?«
    Husband rieb sich mit der Hand durch das Gesicht, was zwar nicht zur Verbesserung seines Aussehens beitrug, ihn jedoch vollständig zu wecken schien. Bei genauer Betrachtung im weichen Nachmittagslicht der Küche sah er sogar noch schlimmer aus als draußen. Seine Augen waren verquollen und blutunterlaufen, und sein gräuliches Haar und sein Bart waren verknotet. Ich wusste, dass er erst Mitte fünfzig war, doch er sah zehn Jahre älter aus. Er unternahm einen Versuch, sich den Rock glatt zu streichen, und nickte erst mir zu, dann Jamie.
    »Ich danke Euch für die Freundlichkeit Eures Empfangs, Freund Fraser. Und Euch auch, Mrs. Fraser. Ich bin in der Tat gekommen, um Euch um einen Gefallen zu bitten, wenn ich darf.«
    »Natürlich könnt Ihr fragen«, sagte Jamie höflich. Er biss in sein Brot und zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Würdet Ihr mein Pferd kaufen?«

    Jamie ließ die Augenbrauen nicht sinken. Er kaute langsam und überlegte, dann schluckte er.
    »Warum?«
    Warum, in der Tat. Es wäre sehr viel leichter für Husband gewesen, in Salem oder High Point ein Pferd zu verkaufen, wenn ihm der Ritt nach Cross Creek zu weit war. Kein vernünftiger Mensch hätte sich an einen so abgelegenen Ort wie Fraser’s Ridge begeben, nur um ein Pferd zu verkaufen. Ich stellte Adso auf den Boden und setzte mich neben Jamie, um seine Antwort abzuwarten.
    Husband warf ihm einen Blick zu, der zwar blutunterlaufen, aber klar und direkt war.
    »Ich höre, man hat Euch zum Oberst der Miliz ernannt?«
    »Als Strafe für meine Sünden«, sagte Jamie und hielt sich das Brot vor den Mund, ohne hineinzubeißen. »Glaubt Ihr vielleicht, der Gouverneur hat mir Geld gegeben, um mein Regiment mit Pferden auszustatten?«
    Husbands Mundwinkel hob sich kurz als Reaktion auf diesen trockenen Witz. Ein Oberst der Miliz versorgte sein Regiment selbst und verließ sich dabei darauf, seine Kosten irgendwann von der Abgeordnetenversammlung erstattet zu bekommen; ein Grund, warum nur Männer mit Besitz in diesen Rang erhoben wurden - und ein wichtiger Grund, warum diese Berufung nicht als uneingeschränkte Ehre galt.
    »Wenn er es getan hätte, wäre es mir ein Vergnügen, etwas davon anzunehmen.« Auf Jamies einladende Geste hin streckte Husband die Hand aus und griff erneut nach einer gebutterten Brotscheibe, auf der er ernst herumkaute, während er Jamie unter seinen dichten, graumelierten Brauen hinweg ansah. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Nein, Freund James. Ich muss mein Vieh verkaufen, um die Strafen zu zahlen, die der Gerichtshof mir auferlegt hat. Wenn ich nicht so viel wie möglich verkaufe, könnte es sein, dass es beschlagnahmt wird. Und wenn ich es nicht will, bleibt mir keine andere Wahl, als die Kolonie zu verlassen und mit meiner Familie an

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