Das Flammende Kreuz
letzten Rundgang durch das Lager fertig war, hatte ich die größten Steine und Zweige aus der Laubschicht ausgegraben, ein paar Fichtenzweige geschnitten und unsere Decken darüber gebreitet. Die Wärme des Essens und des Feuers hatte nachgelassen, doch so richtig begann ich erst zu zittern, als er mich berührte.
Ich hätte mich gern sofort Richtung Bettdecke in Bewegung gesetzt, doch Jamie hielt mich immer noch fest. Seine ursprüngliche Absicht schien nicht nachgelassen zu haben - gelinde gesagt - , doch seine Aufmerksamkeit war abgelenkt. Seine Arme hielten mich nach wie vor umfasst, doch er stand völlig still, den Kopf erhoben, als lauschte er auf etwas, und spähte in die Finsternis des Waldes. Es war vollständig dunkel; von den Bäumen war nicht mehr zu sehen als der Feuerschein, der von den Stämmen reflektiert wurde, die dem Lager am nächsten standen - der letzte Hauch von Zwielicht war verblichen, und dahinter lag nur noch bodenlose Schwärze.
»Was ist denn?« Ich trat ein bisschen zurück und drückte mich instinktiv an ihn, und seine Arme umfassten mich fester.
»Ich weiß es nicht. Aber ich spüre etwas, Sassenach.« Er bewegte sich hin und her und hob unruhig suchend den Kopf wie ein Wolf, der in den Wind wittert, doch es kam keine Botschaft bei uns an außer dem fernen Klappern blattloser Äste.
»Vielleicht ja keine Rhinozerosse, aber irgendetwas ist da«, sagte er leise, und ein Hauch von Beklommenheit ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen. »Warte einen Augenblick.«
Er ließ mich stehen, und der Wind umwehte mich plötzlich kalt, als er nicht mehr da war. Er trat zu einer Gruppe von Männern und sprach leise mit ihnen.
Und was spürte er wohl da draußen in der Dunkelheit? Ich hegte den allergrößten Respekt vor Jamies Gespür für Gefahren. Er hatte zu lange als Jäger und als Gejagter gelebt, um nicht die nervöse Spannung zwischen den beiden Polen zu spüren - und mochten sie noch so unsichtbar sein.
Kurz darauf kam er zurück und hockte sich neben mich, während ich mich zitternd in den Decken vergrub.
»Es ist schon gut«, sagte er. »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen heute Nacht zwei Wachen aufstellen, und jeder soll sein Schießeisen laden und griffbereit halten. Aber ich glaube, es ist schon gut.« Er blickte über mich hinweg in den Wald, aber sein Gesicht war jetzt nur noch nachdenklich.
»Ist schon gut«, wiederholte er noch einmal, diesmal sicherer.
»Ist es fort?«
Er wandte den Kopf, und seine Lippen kräuselten sich schwach. Zwischen den steifen, roten Drahthaaren seines sprießenden Bartes sah sein Mund sanft, zärtlich und verletzlich aus.
»Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt da war, Sassenach«, sagte er. »Ich hatte das Gefühl, einen Blick auf mir zu spüren, aber es kann auch ein vorbeiziehender Wolf oder eine Eule gewesen sein - oder nichts weiter als ein unruhiger spiorad , der den Wald durchstreift. Aber aye, es ist fort.«
Er lächelte mich an; ich sah das flackernde Licht, das seinen Kopf und seine Schultern umrahmte, Silhouette vor dem Feuer. Dahinter driftete der Klang von Rogers Stimme etwas lauter als das Knistern des Feuers zu mir herüber, als er die Melodie des Silkie-Songs lernte, indem er Evans heiserer, aber selbstbewusster Stimme folgte. Jamie glitt neben mir zwischen die Decken, und ich wandte mich ihm zu und tastete mich mit meinen kalten Händen zu ihm vor, um ihm heimzuzahlen, was er mir zuvor angetan hatte.
Wir erschauerten krampfhaft, und beide drängte es nach der Wärme des anderen. Ich fand ihn, und er drehte mich um und zerwühlte die Stoffschichten zwischen uns, bis er hinter mir lag, den Arm fest um mich gelegt, die kleinen, geheimen, nackten Stellen warm unter den Decken vereint. Ich lag mit dem Gesicht dem dunklen Wald zugewandt und sah zu, wie der Schein des Feuers zwischen den Bäumen umhertanzte, während Jamie sich hinter mir bewegte - dahinter, dazwischen, darin -, warm und kräftig und so langsam, dass die Zweige unter uns kaum ein Geräusch machten. Rogers Stimme erhob sich kraftvoll und klar über dem Gemurmel der Männer, und das Zittern verebbte langsam.
Sehr viel später erwachte ich unter einem blauschwarzen Himmel. Mein Mund war trocken, und ich hatte Jamies rasselnden Atem im Ohr. Ich hatte geträumt; einen jener sinnlosen Träume voller beunruhigender Wiederholungen, die beim Aufwachen sofort verblassen, aber einen unangenehmen Geschmack in Mund und Kopf zurücklassen. Da ich meine Blase entleeren und
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