Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
zu bewegen gewesen wäre, gab ich mich damit zufrieden, ihm eine besonders fleischhaltige Kelle Eintopf in seine Schüssel zu schöpfen.
    »Ewald«, rief Jamie einem der Muellers mit heiserer Stimme zu. Er blieb stehen und räusperte sich mit einem Geräusch, als zerrisse jemand ein Stück Flanellstoff. »Ewald - nimm Paul mit und holt noch mehr Brennholz. Die Nacht wird kalt.«
    Sie war schon kalt. Die Männer standen so dicht am Feuer, dass die Fransen ihrer Schultertücher und Röcke angesengt wurden und die Spitzen ihrer Schuhe - sofern sie Schuhe hatten - nach heißem Leder stanken. Auch meine Knie und Oberschenkel standen kurz davor, Brandblasen zu bekommen, da ich gezwungenermaßen dicht am Feuer stand, um den Eintopf auszuteilen. Doch mein Rücken fühlte sich an wie Eis, trotz der alten Hose, die ich unter Hemd und Unterrock trug - sowohl als Kälteschutz als auch, um mich beim Reiten nicht wund zu scheuern. Das Hinterland von Carolina war nicht der Ort für einen Damensattel.
    Nachdem die letzte Schüssel ausgeteilt war, drehte ich mich um, um meinen eigenen Eintopf mit dem Rücken zum Feuer zu essen, dankbar für die Wärme, die meinen durchgefrorenen Hintern durchströmte.
    »Ist er gut, Ma’am?« Jimmy Robertson, der den Eintopf gekocht hatte, sah mir in der Hoffnung auf ein Kompliment über die Schulter.
    »Wunderbar«, versicherte ich ihm. »Köstlich!« Tatsächlich war der Eintopf heiß, und ich hatte Hunger. Das plus die Tatsache, dass ich ihn nicht selber hatte kochen müssen, verlieh meinem Tonfall so viel Aufrichtigkeit, dass er sich zufrieden zurückzog.

    Ich aß langsam und genoss die Hitze der Holzschüssel in meinen eisigen Händen und die beruhigende Wärme des Essens in meinem Magen. Die Kakophonie aus Husten und Niesen hinter mir konnte das Wohlgefühl nicht beeinträchtigen, das durch das Essen und die Aussicht auf Rast nach einem langen Tag im Sattel hervorgerufen wurde. Selbst der Anblick des Waldes ringsum, kalt und schwarz unter dem zunehmenden Sternenschein, konnte mich nicht beunruhigen.
    Auch meine Nase hatte heftig zu laufen begonnen, aber ich hoffte, dass dies nur eine Folge des heißen Essens war. Ich schluckte versuchsweise, spürte aber weder ein Anzeichen von Halsschmerzen noch ein Rasseln von Schleim in meiner Brust. Bei Jamie rasselte es; er hatte aufgegessen und hatte sich neben mich gestellt, um sich am Feuer den Rücken zu wärmen.
    »Geht es dir gut, Sassenach?«, fragte er heiser.
    »Nur eine vasomotorische Rhinitis«, erwiderte ich und betupfte mir die Nase mit meinem Taschentuch.
    »Wo?« Er warf einen argwöhnischen Blick in den Wald. »Hier? Ich dachte, du hast gesagt, die gibt es nur in Afrika.«
    »Was - oh, Rhinozerosse. Ja, das stimmt. Ich habe nur gemeint, dass mir die Nase läuft, ich aber nicht die Grippe habe.«
    »Oh, aye? Dann ist es ja gut. Ich schon«, fügte er überflüssigerweise hinzu und nieste dreimal kurz nacheinander. Er reichte mir seine leere Schüssel, um sich mit beiden Händen heftig trompetend die Nase zu putzen. Ich zuckte leicht zusammen, als ich sah, wie wund und gerötet seine Nasenlöcher aussahen. Ich hatte mit Kampher versetztes Bärenfett in meiner Satteltasche, aber er würde sich garantiert nicht in aller Öffentlichkeit von mir einreiben lassen.
    »Bist du dir wirklich sicher, dass wir nicht weiter reiten sollten?«, fragte ich, während ich ihn beobachtete. »Geordie sagt, es ist nicht mehr weit bis zu dem Dorf, und es gibt so etwas wie eine Straße.«
    Ich kannte die Antwort darauf schon; er war kein Mann, der um seines persönlichen Wohlbefindens willen seine Strategie änderte. Außerdem war das Lager bereits aufgeschlagen, und es brannte ein schönes Feuer. Dennoch, ganz abgesehen von meinem eigenen Wunsch nach einem warmen, sauberen Bett - oder auch einfach nur einem Bett, ich war gar nicht wählerisch -, machte ich mir Sorgen um Jamie. Aus der Nähe hatte das Seufzen in seinem Atem einen tieferen, pfeifenden Unterton, der mir nicht gefiel.
    Er wusste, was ich meinte. Er lächelte und steckte sich das nasse Taschentuch in seinen Ärmel.
    »Ich werd’s überleben, Sassenach«, sagte er. »Es ist nur eine kleine Erkältung. Mir ist es schon oft viel schlechter gegangen.«
    Paul Mueller hievte ein neues Holzscheit in das Feuer; ein großes Glutstück zersplitterte und flammte dröhnend auf, so dass wir zur Seite traten, um dem Funkenregen auszuweichen. Da mein Rücken inzwischen gut durchgebraten war, drehte ich mich mit

Weitere Kostenlose Bücher