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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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schwachen, roten Abdrücken an den Stellen, wo die Männer auf ihn eingeschlagen hatten. Die Luft pfiff immer noch in seinen Lungen, aber immerhin atmete er, was schon eine beträchtliche Verbesserung war.
    Die Männer standen murmelnd herum und beobachteten uns interessiert,
aber es war kalt, es war spät, und als jetzt die Aufregung der Festnahme verflog, fingen sie an, sich hängen zu lassen und zu gähnen. Es war schließlich nur ein Junge, und noch dazu ein dürrer, kranker Kerl. Sie verdrückten sich bereitwillig zu ihren Schlafplätzen, als Jamie sie entließ, und Jamie und ich blieben mit der Fürsorge für unseren unerwarteten Gast allein.
    Ich hatte ihn in einige überzählige Decken gewickelt, ihn mit kampherhaltigem Bärenfett eingerieben und ihm einen weiteren Becher Kaffee in die Hände gedrückt, bevor ich zuließ, dass Jamie ihn befragte. Dem Jungen schienen meine Zuwendungen zutiefst peinlich zu sein - er saß mit eingezogenem Kopf da, den Blick zu Boden gerichtet, aber ich wusste nicht, ob er es einfach nicht gewohnt war, dass sich jemand um ihn kümmerte, oder ob Jamie, der mit verschränkten Armen über ihm stand, ihm so zu schaffen machte.
    Er war klein für einen Vierzehnjährigen, und so dünn, dass er fast nur noch aus Haut und Knochen bestand; ich hätte seine Rippen zählen können, als ich ihm das Hemd öffnete, um sein Herz abzuhören. Auch ansonsten war er keine Schönheit; sein schwarzes Haar war kurz geschnitten und stand in verklebten Stacheln schmutzig, fettig und verschwitzt von seinem Kopf ab. Im Großen und Ganzen sah er aus wie ein verlauster Affe mit großen, schwarzen Augen in einem Gesicht, das vor Sorge und Argwohn verkniffen war.
    Als ich endlich für ihn getan hatte, was ich konnte, war ich mit seinem Aussehen zufrieden. Auf mein Kopfnicken hin hockte sich Jamie neben dem Jungen auf den Boden.
    »Nun, Mr. Beardsley«, sagte er freundlich. »Seid Ihr gekommen, um Euch unserer Miliz anzuschließen?«
    »Äh... nein.« Josiah drehte den Holzbecher zwischen seinen Händen hin und her, ohne aufzublicken. »Ich... äh... hatte etwas zu erledigen, das mich zufällig in diese Gegend geführt hat, das ist alles.« Er sprach so heiser, dass ich mitfühlend zusammenfuhr, als ich mir vorstellte, wie wund sein entzündeter Hals sein musste.
    »Ich verstehe.« Jamie sprach leise und freundlich. »Dann habt Ihr also zufällig unser Feuer gesehen und wolltet um einen Unterschlupf und etwas zu essen bitten?«
    »Aye, genau.« Der Junge schluckte unter sichtlichen Schwierigkeiten.
    »Mmpfm. Aber Ihr seid doch schon einmal hier gewesen, oder? Ihr wart kurz nach Sonnenuntergang im Wald. Warum habt Ihr Euch erst nach dem Mondaufgang zu erkennen gegeben?«
    »Ich habe... war nicht...«
    »Oh doch, das wart Ihr.« Jamies Stimme war immer noch freundlich, aber bestimmt. Er streckte die Hand aus, packte die Vorderseite von Josiahs Hemd und zwang den Jungen, ihn anzusehen.
    »Hört mir zu, Mann. Wir haben eine Abmachung. Ihr seid mein Pächter;
das steht fest. Das heißt, Ihr habt ein Anrecht auf meinen Schutz. Es heißt aber auch, dass ich ein Anrecht darauf habe, die Wahrheit zu hören.«
    Josiah erwiderte seinen Blick, und seine Miene war zwar voller Angst und Argwohn, doch er strahlte auch eine Selbstkontrolle aus, die ihn viel älter als vierzehn erscheinen ließ. Er machte keinen Versuch, den Blick abzuwenden, und es lag ein Ausdruck tiefer Berechnung in seinen schlauen, schwarzen Augen.
    Dieses Kind - wenn man ihn denn als Kind betrachten konnte, was Jamie eindeutig nicht tat - war es gewohnt, auf sich selbst gestellt zu sein.
    »Ich habe Euch gesagt, Sir, dass ich im Dezember zu Euch kommen würde, und das habe ich auch vor. Was ich in der Zwischenzeit tue, ist meine Sache.«
    Jamies Augenbrauen fuhren hoch, doch er nickte bedächtig und lockerte seinen Griff.
    »Das ist wahr. Ihr müsst aber zugeben, dass man neugierig werden könnte.«
    Der Junge öffnete den Mund, als wolle er reden, überlegte es sich jedoch anders und vergrub stattdessen die Nase in seinem Kaffeebecher.
    Jamie versuchte es noch einmal.
    »Können wir Euch Hilfe bei Eurer Erledigung anbieten? Werdet Ihr wenigstens ein Stück mit uns reisen?«
    Josiah schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, Sir, aber diese Erledigung führe ich am besten allein aus.«
    Roger war nicht schlafen gegangen, sondern saß ein kleines Stück hinter Jamie und sah schweigend zu. Jetzt beugte er sich vor und heftete seine

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