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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Feindseliges mehr.
    Als hätten meine Gedanken ihn herbei gerufen, hörte ich vorsichtige Schritte und das langsame, pfeifende Rasseln seines Atems. Er hustete, ein ersticktes, keuchendes Geräusch, das mir überhaupt nicht gefiel.
    »Ich bin hier«, sagte ich leise. »Was macht deine Brust?«
    Der Husten wurde durch ein plötzliches, panisches Pfeifen abgewürgt, und es folgte ein wirres Knirschen im Laub. Ich sah, wie Murdo am Feuer aufschrak, die Muskete in der Hand, und dann schoss eine dunkle Gestalt an mir vorbei.
    »Hoppla!«, sagte ich, eher überrascht als erschrocken. Die Gestalt stolperte, und ich schwang mir reflexiv die Feldflasche von der Schulter und wirbelte sie an ihrem Riemen herum. Sie traf die Gestalt mit einem dumpfen Geräusch im Rücken, und wer auch immer es war - bestimmt nicht Jamie - fiel hustend auf die Knie.
    Es folgte ein kurzes Chaos - Männer fuhren explosionsartig aus ihren Decken hoch wie die aufgescheuchten Hühner, brüllten zusammenhanglose Worte und richteten ein heilloses Durcheinander an. Der Mann aus Glasgow sprang mit einem Satz über mehrere verknäulte Körper hinweg und raste brüllend in den Wald, das Gewehr über den Kopf erhoben. Er preschte in die Dunkelheit und ging auf die erste Gestalt los, die er sah - zufälligerweise war ich es. Ich flog kopfüber in das Laub, wo ich sehr unelegant auf dem Rücken landete und mir die Luft wegblieb, weil sich der Mann auf meinen Bauch setzte.
    Ich muss bei meinem Sturz hinreichend weibliche Geräusche von mir gegeben haben, denn er hielt inne und nahm in letzter Sekunde Abstand davon, mir die Muskete über den Schädel zu brummen.
    »Häh?« Er ließ die freie Hand sinken und tastete sich vorsichtig vor. Als er etwas spürte, das unzweifelhaft eine Brust war, fuhr er zurück, als hätte er sich verbrannt und ließ langsam von mir ab.

    »Äh... hm!«, sagte er.
    »Uhh«, erwiderte ich so höflich wie möglich. Die Sterne drehten sich über mir im Kreis und schienen hell durch das blattlose Geäst. Der Mann aus Glasgow verschwand mit einem leisen, schottischen Laut der Verlegenheit. Zu meiner Linken erklang heftiges Geschrei und Gerumpel, aber im Moment konnte ich mich nur darauf konzentrieren, wieder zu Atem zu kommen.
    Als ich mich wieder auf die Beine gekämpft hatte, war der Eindringling festgenommen, und sie hatten ihn ans Licht des Feuers gezerrt.
    Hätte er nicht gehustet, als ich nach ihm hieb, wäre er wahrscheinlich entkommen. Doch er hustete und keuchte so schlimm, dass er kaum aufrecht stehen konnte, und sein Gesicht war von der Anstrengung, zwischendurch Luft zu schnappen, dunkel angelaufen. Die Venen auf seiner Stirn hoben sich von seiner Haut ab wie Würmer, und er machte ein gespenstisches Pfeifgeräusch, wenn er atmete - oder es versuchte.
    »Was zum Teufel macht Ihr denn hier?«, wollte Jamie heiser wissen. Dann hielt er inne, um in das Husten einzustimmen.
    Dies war eine rein rhetorische Frage, da der Junge ganz offensichtlich nicht in der Lage war zu sprechen. Es war Josiah Beardsley, mein potentieller Mandelpatient, und was auch immer er seit dem gathering getrieben hatte, hatte nicht merklich zur Verbesserung seiner Gesundheit beigetragen.
    Ich eilte an das Feuer, in dessen Glut noch die Kaffeekanne stand. Ich ergriff sie mit einer Falte meines Schultertuches und schüttelte sie. Gut, es war noch Kaffee da, und da er seit dem Abendessen vor sich hinsimmerte, würde er so stark sein, dass der Löffel darin stand.
    »Lasst ihn sich hinsetzen, lockert seine Kleider, bringt mir kaltes Wasser!« Ich schob mich in den Kreis der Männer, die den Gefangenen umstanden, indem ich sie mit der heißen Kaffeekanne aus dem Weg drängte.
    Innerhalb weniger Sekunden hatte ich ihm einen Becher starken Kaffees an die Lippen gesetzt, schwarz und teerig, nur mit einem Spritzer kalten Wassers verdünnt, damit er sich nicht den Mund verbrannte.
    »Bei vier langsam ausatmen, bei zwei langsam einatmen, ausatmen und einen Schluck trinken«, sagte ich. In seinen Augen war rings um die Iris das Weiße zu sehen, und in seinen Mundwinkeln hatte sich der Speichel gesammelt. Doch ich legte ihm fest die Hand auf die Schulter und drängte ihn zu atmen, zu zählen, zu atmen - und der verzweifelte Kampf ließ ein wenig nach.
    Ein Schluck, ein Atemzug, ein Schluck, ein Atemzug, und als er den Kaffee ganz getrunken hatte, war seine Gesichtsfarbe von einem alarmierenden Rotton zu einer Farbe verblichen, die eher an einen Fischbauch erinnerte, mit

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