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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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war gelb, der Rauch.
    Pa hat mir eine große Schüssel Talg gebracht, den ich unter die Lauge mischen sollte, und es waren Babyfinger darin. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich daran etwas seltsam gefunden habe - zu diesem Zeitpunkt.

    Brianna hatte versucht, die lauten Geräusche von oben zu ignorieren, die sich anhörten, als hüpften mehrere Personen auf einem Bett herum. Die Geräusche brachen abrupt ab, gefolgt von einem durchdringenden Schrei, in dessen Folge es wiederum laut klatschte, so als träfe Haut auf Haut, und weitere Schreie in verschiedenen Tonlagen erschollen.
    Sie zuckte zusammen, schloss fest die Augen, und ihr schauderte, als der Konflikt eskalierte. Noch eine Sekunde, und jetzt donnerten sie die Treppe herunter. Mit einem Blick auf Jemmy, der unsanft geweckt worden war, aber keine Angst zu haben schien - mein Gott, er fing ja schon an, sich daran zu gewöhnen, dachte sie -, legte sie den Federkiel nieder und stand seufzend auf.
    Mr. Bug war dazu da, sich um die Farm und das Vieh zu kümmern und Bedrohungen für Leib und Leben abzuwehren; Mr. Wemyss war dazu da, um Brennholz zu hacken, Wasser zu schleppen und dafür zu sorgen, dass das Haus nicht zusammenfiel. Aber Mr. Bug war schweigsam und Mr. Wemyss ängstlich; Jamie hatte Brianna offiziell die Verantwortung überlassen. Also war sie bei allen Konflikten Berufungsgericht und Richterin. Ehrwürden junior sozusagen.
    Ehrwürden junior warf die Studierzimmertür auf und funkelte den Pöbel an. Mrs. Bug, rot im Gesicht - wie üblich - und vor bitteren Vorwürfen kurz vor dem Überkochen. Dito Mrs. Chisholm, die vor lauter mütterlicher Entrüstung kaum an sich halten konnte. Die kleine Mrs. Aberfeldy, angelaufen wie eine Aubergine, presste ihre zweijährige Tochter Ruth schützend an ihre Brust. Tony und Toby Chisholm, beide in Tränen aufgelöst und mit Rotz beschmiert. Toby hatte einen roten Handabdruck auf der Wange; das strähnige Haar der kleinen Ruthie schien auf der einen Seite seltsam kürzer zu sein als auf der anderen. Sie fingen alle gleichzeitig an zu reden.
    »...wilde Rothäute!«
    »...mein Baby und sein schönes Haar ! «
    »Sie hat angefangen!«
    »... es wagen, meinen Sohn zu schlagen!«
    »Wir haben doch nur skalpieren gespielt, Ma’am...«
    »... Iiiiiiiiiii!«
    »... und ein großes Loch in mein Federbett gerissen, der kleine Teufel!«
    »Seht Euch an, was sie getan hat, die alte Schachtel!«
    »Seht Euch an, was sie getan haben!«
    »Aber Ma’am, es ist doch nur...«
    »AAAAAAAAAAAAA!«
    Brianna trat in den Korridor hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Es war eine massive Tür, und der Knall brachte das Geschrei zum Schweigen. Auf der anderen Seite begann Jemmy zu weinen, aber sie ignorierte ihn fürs Erste.
    Sie holte tief Luft, bereit, sich in die Schlacht zu stürzen, doch dann überlegte
sie es sich anders. Sie konnte den Gedanken an das endlose Hin und Her nicht ertragen, das folgen würde, wenn sie sich mit ihnen als Gruppe auseinandersetzte. Teile und erobere, das war der einzige Weg.
    »Ich schreibe gerade«, erklärte sie stattdessen und blickte mit zusammengekniffenen Augen von einem Gesicht zum nächsten. »Es ist wichtig.« Mrs. Aberfeldy machte ein beeindrucktes Gesicht; Mrs. Chisholm ein beleidigtes, Mrs. Bug ein erstauntes.
    Sie nickte den Frauen nacheinander kühl zu.
    »Ich unterhalte mich später einzeln mit Euch darüber. Aye?«
    Sie öffnete die Tür, trat ein und schloss sie ganz leise vor den drei weit aufgerissenen Augenpaaren, dann presste sie ihren Rücken dagegen, schloss die Augen und atmete die Luft aus, die sie angehalten hatte.
    Es folgte Schweigen vor der Tür, dann ein deutliches »Hmp!«, das sich nach Mrs. Chisholms Stimme anhörte, und das Geräusch sich entfernender Schritte - ein Paar die Treppe hinauf, eines auf die Küche zu und ein lauteres in das Sprechzimmer gegenüber auf dem Flur. Ein Schwall kleiner Schritte zur Haustür hinaus verkündete, dass Tony und Toby die Flucht ergriffen hatten.
    Jemmy hörte auf zu jammern, als er sie sah, und begann, am Daumen zu lutschen.
    »Ich hoffe, Mrs. Chisholm versteht nichts von Kräutern«, sagte sie flüsternd zu ihm. »Oma bewahrt bestimmt auch Gift dort auf.« Gut, dass ihre Mutter wenigstens die Truhe mit den Sägen und Skalpellen mitgenommen hatte.
    Sie stand eine Minute still und lauschte. Keine Geräusche von zerbrechendem Glas. Möglicherweise war Mrs. Chisholm ja nur in das Sprechzimmer gegangen, um Mrs. Aberfeldy und Mrs.

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