Das Flammende Kreuz
nicht so schlimm gewesen, wenn der Diebesfänger uns an unserer Lagerstelle angetroffen hätte. Aber hier unten -« Sie zog die Augenbrauen hoch und nickte in Richtung der Wettkampfarena, wo ein dumpfer Aufprall und Beifallsgebrüll von einer erfolgreichen Anstrengung kündeten.
Das Problem lag anscheinend bei Hildas Verlobtem, einem gewissen Davey Morrison aus Hunter’s Point. Mr. Morrison war ein Farmer von einigem Besitz und Einfluss sowie ein Athlet, der die Kunst des Steinwurfs und des Baumstammweitwurfs beherrschte. Auch er hatte eine Familie: Eltern, Onkel, Tanten, Vettern und Cousinen, die alle aufrechte Charaktere waren und - so wurde mir erklärt - zu Vorurteilen neigten.
Wäre Manfred vor den Augen einer Menge, in der sich zahlreiche Verwandte Davey Morrisons befanden, von einem Diebesfänger ergriffen worden, hätte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet, und der Skandal hätte die sofortige Auflösung von Hildas Verlobung nach sich gezogen - eine Vorstellung, die Ute McGillivray eindeutig mehr beunruhigte als der Gedanke, dem Diebesfänger die Kehle durchzuschneiden.
»Aber wenn ich ihn umbringe und mich jemand sieht, wäre das auch schlecht«, sagte sie unverblümt mit einer Handbewegung in Richtung der schütteren Baumreihe, die uns von der Wettkampfarena abschirmte. »Das wäre den Morrisons auch nicht recht.«
»Wahrscheinlich nicht«, murmelte ich und fragte mich, ob Davey Morrison die geringste Ahnung hatte, worauf er sich einließ. »Aber Ihr -«
»Ich werde meine Töchter gut verheiraten«, sagte sie bestimmt und nickte mehrmals zur Bekräftigung. »Ich werde gute Männer für sie finden, große, starke Männer mit Land und Geld.« Sie legte einen Arm um Sengas Schultern und drückte sie fest. »Nicht wahr, Schätzchen?«
»Ja, Mama«, murmelte Senga und legte Kopf samt der ordentlichen Haube voller Zuneigung an Mrs. McGillivrays ausladende Brust.
Irgendetwas ging bei den Männern vor sich; dem Diebesfänger waren die Hände losgebunden worden, und er stand da und rieb sich die Handgelenke. Seine Miene war nicht länger trotzig, sondern er lauschte mit argwöhnischem Gesicht auf Jamies Worte. Er blickte in unsere Richtung, dann zu Robin McGillivray, der etwas zu ihm sagte und es mit heftigem Kopfnicken unterstrich. Die Kiefer des Diebesfängers arbeiteten, als kaute er auf einer Idee herum.
»Also seid Ihr heute Morgen hierher gekommen, um nach passenden Kandidaten Ausschau zu halten? Ja, ich verstehe.«
Jamie langte in seinen Sporran und zog aus der Felltasche etwas hervor, das er dem Diebesfänger unter die Nase hielt, als forderte er ihn auf, daran zu riechen. Ich konnte von hier aus nicht erkennen, was es war, doch die
Miene des Diebesfängers veränderte sich plötzlich von Argwohn zu angewidertem Erschrecken.
»Ja, deswegen.« Mrs. McGillivray sah nicht länger zu den Männern; sie tätschelte Senga und ließ sie dann los. »Wir gehen jetzt nach Salem, wo meine Familie lebt. Vielleicht finden wir da auch einen guten Mann.«
Myers war jetzt einen Schritt von der Konfrontation zurückgetreten und ließ entspannt die Schultern hängen. Er schob einen Finger unter die Kante seines Lendenschurzes, kratzte sich herzhaft an den Pobacken und sah sich um. Offensichtlich interessierte er sich nicht länger für die Vorgänge. Als er mich in seine Richtung blicken sah, kam er zwischen den Schösslingen zurück geschlendert.
»Kein Grund mehr zur Sorge, Ma’am«, versicherte er Mrs. McGillivray. »Ich wusste, dass Jamie Roy es in Ordnung bringen würde, und so ist es auch. Euer Sohn ist gerettet.«
»Ja?«, sagte sie. Sie blickte skeptisch zu den Baumschösslingen hinüber, aber es stimmte; die Haltung der Männer hatte sich entspannt, und Jamie reichte dem Diebesfänger gerade seine Handschellen wieder. Ich sah die entschiedene Abneigung, mit der er sie anfasste. Er hatte in Ardsmuir in Eisen gelegen.
»Gott sei Dank«, sagte Mrs. McGillivray und seufzte heftig. Ihre massige Gestalt schien plötzlich zu schrumpfen, als ihr der Atem entfuhr.
Jetzt entfernte sich der Diebesfänger und bewegte sich in Richtung des Baches von uns fort. Der Klang der Eisen, die an seinem Gürtel schwangen, erreichte uns als leises, metallisches Klirren, sofern wir ihn zwischen den Aufschreien der Menge hören konnten. Jamie und Rob McGillivray standen dicht beieinander und unterhielten sich, während Fergus dem Diebesfänger mit leicht gerunzelter Stirn hinterherblickte.
»Was hat Jamie denn zu
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