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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ihm gesagt?«, fragte ich Myers.
    »Oh. Nun ja.« Der Bergläufer grinste mich breit an und entblößte seine Zahnlücken. »Jamie Roy hat ihm todernst erzählt, dass es wirklich ein Glück für den Diebesfänger - er heißt übrigens Boble, Harvey Boble - gewesen sei, dass wir genau zur rechten Zeit auf Euch gestoßen sind. Er hat ihm zu verstehen gegeben, dass ansonsten diese Dame hier -« er verneigte sich vor Ute, »- ihn wahrscheinlich in ihrem Wagen mit nach Hause genommen und ihn insgeheim wie ein Schwein geschlachtet hätte.«
    Myers rieb sich mit dem Handrücken unter seiner von roten Adern durchzogenen Nase entlang und gluckste leise in seinen Bart hinein.
    »Boble hat gesagt, das glaube er nicht, und dass sie doch nur versucht hätte, ihm mit ihrem Messer Angst einzujagen. Aber dann hat sich Jamie Roy dicht über ihn gebeugt, ganz im Vertrauen, und gesagt, dasselbe hätte er wahrscheinlich auch gedacht - wenn er nicht schon so viel von Frau McGillivrays Ruhm als Wurstköchin gehört hätte und die Ehre gehabt hätte, etwas davon zum Frühstück serviert zu bekommen. Da ist Boble langsam blass um
die Nase geworden, und als Jamie Roy dann ein Stück Wurst hervorgezogen und es ihm gezeigt hat -«
    »Oje«, sagte ich, denn ich konnte mich lebhaft daran erinnern, wie diese Wurst roch. Ich hatte sie tags zuvor bei einem Händler auf dem Berg gekauft und dann feststellen müssen, dass sie nicht fachgerecht gepökelt worden war und nach dem Anschneiden derart nach fauligem Blut roch, dass keiner von uns sie beim Abendessen angerührt hatte. Jamie hatte den Rest der anstößigen Wurst in sein Taschentuch gewickelt und in seinen Sporran gesteckt, um entweder sein Geld zurückzuverlangen oder ihn dem Händler in den Schlund zu stopfen. »Ich verstehe.«
    Myers nickte und wandte sich an Ute.
    »Und Euer Mann, Ma’am - die gute Seele, Rob McGillivray ist wirklich der geborene Lügner -, hat zu allem Ja und Amen gesagt, mit dem Kopf genickt und gestöhnt, wie viel Arbeit es ist, genug Fleisch für Euch zu schießen.«
    Die Mädchen kicherten.
    »Das könnte Pa gar nicht«, sagte Inga leise zu mir. »Er kann ja noch nicht einmal einem Huhn den Hals umdrehen.«
    Myers zog gutmütig die Schultern hoch, während Jamie und Fergus jetzt durch das feuchte Gras auf uns zukamen.
    »Also hat Jamie Boble sein Wort als Ehrenmann gegeben, ihn vor Euch zu beschützen, und Boble hat sein Wort als... nun ja, er hat gesagt, dass er sich von Manfred fern halten wird.«
    »Hmp«, sagte Ute mit ausgesprochen bestürzter Miene. Es machte ihr nicht das Geringste aus, für eine Gewohnheitsmörderin gehalten zu werden, und sie war froh, dass Manfred außer Gefahr war - doch es entrüstete sie, ihren Ruf als Wurstköchin beschmutzt zu sehen.
    »Als ob ich solchen Mist herstellen würde«, sagte sie und rümpfte angewidert die Nase über den stark riechenden Fleischklumpen, den Jamie ihr zur näheren Betrachtung entgegen hielt. »Pfui Teufel!« Sie winkte mit einer überlegenen Geste ab, dann wandte sie sich an ihren Mann und sagte leise etwas auf Deutsch.
    Schließlich holte sie tief Luft und nahm ihr altes Format wieder an. Sie sammelte all ihre Kinder um sich wie eine Glucke ihre Küken und drängte sie, sich bei Jamie gebührend für seine Hilfe zu bedanken. Er errötete schwach, als sie sich im Chor bedankten, und verneigte sich vor ihr.
    »Gern geschehen«, sagte er. »Stets zu Diensten, Frau Ute.«
    Sie hatte die Fassung zurückerlangt und strahlte ihn an, während er sich umdrehte, um beim Aufbruch etwas zu Rob zu sagen.
    »So ein schöner, großer Mann«, murmelte sie und schüttelte sacht den Kopf, während sie ihn von oben bis unten musterte. Dann wandte sie sich ab und fing den Blick auf, den ich zuerst auf Jamie, dann auf Rob warf - denn mit seinem kurz geschnittenen, dunklen, lockigen Haar und seinen fein
gemeißelten Gesichtszügen sah der Büchsenmacher zwar nicht schlecht aus, doch er war so leicht wie ein Sperling und etliche Zentimeter kürzer als seine Frau, der er ungefähr bis an die breite Schulter reichte. Angesichts ihrer offensichtlichen Bewunderung für große Männer weckte dies zwangsläufig meine Verwunderung.
    »Ach ja«, sagte sie und zuckte wie zur Entschuldigung mit den Achseln. »Wo die Liebe hinfällt, nicht wahr.« Sie klang, als sei die Liebe ein unglücklicher, aber unvermeidbarer Seelenzustand.
    Ich blickte Jamie an, der gerade dabei war, seine Wurst einzuwickeln, bevor er sie wieder verstaute. »Ja,

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