Das Flammende Kreuz
Verpflichtungen erfahren«, sagte ich vorsichtig.
»Häh?« Isaiah machte ein ausdrucksloses Gesicht, und Jamie gab einen verärgerten Laut von sich.
»Sie meint, das Mädchen weiß, dass du schon eine Frau hast«, sagte er brutal, »und wenn ihr Vater dich nicht erschießt, wenn er dich zu Gesicht bekommt, könnte es sein, dass sie dir ein Messer ins Herz sticht. Und wenn keiner von beiden damit Erfolg hat«, fuhr er fort, indem er sich zu seiner vollen,
bedrohlichen Größe aufrichtete, »hätte ich nicht übel Lust, es selbst zu tun, und zwar mit bloßen Händen. Was für ein Mann macht sich an ein Mädchen heran und schwängert es, obwohl er doch gar kein Recht hat, dem Kind seinen Namen zu geben?«
Isaiah Morton wurde so blass, dass es trotz des gedämpften Lichtes zu sehen war.
»Schwängert?«
»Ja«, sagte ich ausgesprochen kalt.
»Ja«, wiederholte Jamie, »und jetzt machst du dich am besten davon, du kleiner Bigamist, bevor -«
Er brach abrupt ab, denn Isaiahs Hand kam mit einer Pistole unter seinem Umhang hervor. Da er so dicht bei uns stand, konnte ich sehen, dass sie sowohl geladen als auch gespannt war.
»Tut mir furchtbar Leid, Sir«, sagte er entschuldigend. Er leckte sich die Lippen und blickte von Jamie zu mir und wieder zurück. »Ich würde Euch niemals etwas antun, Sir, und Eurer Frau auch nicht. Aber versteht Ihr, ich muss Ally einfach sehen.« Seine ausgesprochen schwammigen Gesichtszüge festigten sich ein wenig, obwohl seine Lippen einen Hang zum Zittern zu haben schienen. Dennoch, er hielt die Pistole entschlossen auf Jamie gerichtet.
»Ma’am«, sagte er zu mir, »falls Ihr so freundlich wärt, würdet Ihr ins Haus gehen und Ally holen? Wir... werden hier warten, der Oberst und ich.«
Ich hatte gar keine Zeit gehabt, mich zu fürchten. Auch jetzt hatte ich eigentlich keine Angst, wenn ich auch sprachlos war vor Erstaunen.
Jamie schloss kurz die Augen, als betete er um Kraft. Dann öffnete er sie wieder und seufzte, und sein Atem schwebte als weiße Wolke in der kalten Luft.
»Nimm sie herunter, du Idiot«, sagte er beinahe freundlich. »Du weißt genau, dass du nicht auf mich schießen wirst, und ich weiß es auch.«
Isaiah spannte sowohl seine Lippen als auch den Finger am Abzug an, und ich hielt den Atem an. Jamie wandte den Blick, in dem eine Mischung aus Tadel und Mitleid lag, nicht von ihm ab. Schließlich entspannte sich der Finger, und der Pistolenlauf sank zu Boden, gemeinsam mit Isaiahs Blick.
»Ich muss Ally einfach sehen, Oberst«, sagte er leise mit gesenktem Blick.
Ich holte tief Luft und blickte zu Jamie auf. Er zögerte, dann nickte er.
»In Ordnung, Sassenach. Aber pass auf, aye?«
Ich nickte und machte kehrt, um in das Haus zu schlüpfen. Hinter mir hörte ich Jamie etwas auf Gälisch vor sich hinmurmeln, was in etwa bedeutete, dass er den Verstand verloren haben musste.
Das hielt ich für gar nicht so unwahrscheinlich, obwohl auch ich den Nachdruck hinter Mortons Appell gespürt hatte. Doch falls einer der Browns Wind von diesem Rendezvous bekam, würde ein hoher Preis zu zahlen sein - und Morton würde nicht der Einzige sein, der ihn zahlte.
Innen war der Fußboden mit schlafenden Körpern übersät, die in Decken gewickelt waren, obwohl ein paar Männer immer noch um den Herd hockten, sich unterhielten und einen Krug mit alkoholischem Inhalt kreisen ließen. Ich sah genau hin, doch zum Glück befand sich Richard Brown nicht unter ihnen.
Ich bahnte mir den Weg durch das Zimmer, indem ich vorsichtig über oder um die Schläfer auf dem Boden herumkurvte, und warf im Vorbeigehen einen Blick in das Bett, das an der Wand stand. Richard Brown und seine Frau lagen darin zusammengerollt und schliefen fest, die Nachthauben tief über ihre Ohren gezogen, obwohl es dank der gespeicherten Körperwärme im Haus warm genug war.
Es gab nur einen Ort, an dem Alicia Brown sein konnte, und ich schob die Tür zur Speichertreppe auf, so leise ich konnte. Es spielte kaum eine Rolle; keiner der Männer am Feuer schenkte mir auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Einer von ihnen schien sich erfolgreich zu bemühen, Hiram dazu zu bringen, aus dem Krug zu trinken.
Im Gegensatz zu dem darunter liegenden Zimmer war es auf dem Dachboden ziemlich kalt. Das kam daher, dass das kleine Fenster nicht verdeckt war und der eiskalte Wind eine ganze Menge Schnee hereingeweht hatte. Alicia Brown lag splitternackt in der kleinen Schneewehe unter dem Fenster.
Ich ging zu ihr hinüber,
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