Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
blieb bei ihr stehen und blickte auf sie hinab. Sie lag stocksteif auf dem Rücken, die Arme über der Brust verschränkt. Sie zitterte und hatte die Augen konzentriert zugekniffen. Offensichtlich hatte sie durch die Geräusche von unten meine Schritte nicht gehört.
    »Was in Gottes Namen macht Ihr denn hier?«, erkundigte ich mich höflich.
    Sie öffnete ruckartig die Augen und kreischte leise auf. Dann schlug sie sich die Hand vor den Mund, setzte sich abrupt auf und starrte mich an.
    »Ich habe ja schon von einer ganzen Reihe neuer Methoden zur Herbeiführung einer Fehlgeburt gehört«, sagte ich zu ihr, ergriff eine Bettdecke von der Liege und ließ sie auf ihre Schultern fallen, »aber der Erfrierungstod gehört nicht dazu.«
    »Wenn ich t-tot bin, brauche ich keine Fehlgeburt mehr zu haben«, sagte sie nicht ganz unlogisch. Dennoch zog sie zähneklappernd die Quiltdecke fester um sich.
    »Ich glaube auch nicht, dass es die beste Selbstmordmethode ist«, sagte ich. »Aber es liegt mir fern, Kritik zu üben. Nur könnt Ihr es jetzt nicht tun; Mr. Morton ist draußen im Schuppen und weigert sich zu gehen, solange Ihr nicht hinausgeht und mit ihm sprecht, also steht Ihr wohl besser auf und zieht Euch etwas an.«
    Sie riss die Augen auf und erhob sich umständlich. Ihre Muskeln waren so steif gefroren, dass sie ungeschickt stolperte und hingefallen wäre, wenn
ich nicht ihren Arm ergriffen hätte. Sie sagte kein Wort mehr, sondern kleidete sich so schnell an, wie ihre kalten Finger es zuließen, und hüllte sich in einen dicken Umhang.
    Da ich Jamies Ermahnung aufzupassen nicht vergessen hatte, schickte ich sie allein die schmale Treppe hinunter. Wenn sie allein war, würde man einfach nur annehmen, dass sie zum Abort ging - falls man überhaupt bemerkte, dass sie das Haus verließ. Doch wenn wir beide gemeinsam gingen, war es möglich, dass man uns ansprach.
    Allein auf dem dunklen Dachboden, zog ich meinen Umhang ebenfalls fester um mich und trat an das schmale Fenster, um abzuwarten, bis ich ebenfalls gehen konnte. Ich hörte, wie sich unten die Tür mit einem dumpfen Geräusch schloss, konnte Alicia aber von meinem steilen Blickwinkel aus nicht sehen. Ihrer Reaktion auf meine Aufforderung nach zu schließen, schien sie nicht vorzuhaben, Isaiah zu erstechen, doch der Himmel allein wusste, was die beiden vorhatten.
    Es schneite schon seit einiger Zeit nicht mehr. Die Wolken hatten sich jetzt verzogen, und vor mir erstreckte sich die Eislandschaft schimmernd und gespenstisch im Mondschein. Auf der anderen Seite der Straße stand der dunkle, mit Schneehaufen gefleckte Pferdeunterstand aus Zweigen. Die Luft hatte sich verändert, wie Jamie gesagt hatte, und durch den warmen Pferdeatem lösten sich überall Schneebrocken und rutschten zu Boden.
    Trotz meiner Verärgerung über die jungen Liebenden und der absurden Untertöne der ganzen Situation konnte ich mich gewisser Sympathien für sie nicht erwehren. Es war ihnen so ernst, und sie waren so aufeinander versessen.
    Und Isaiahs Frau?
    Ich zog den Kopf ein, denn ich zitterte ein wenig unter meinem Umhang. Eigentlich sollte ich die Situation missbilligen - und das tat ich auch -, doch die wahre Natur einer Ehe kannten nur die, die sie eingegangen waren. Und mir war viel zu sehr bewusst, dass ich im Glashaus saß, als dass es mir in den Sinn gekommen wäre, mit Steinen zu werfen. Fast geistesabwesend strich ich über das glatte Metall meines goldenen Eherings.
    Ehebruch. Unzucht. Betrug. Schande. Die Worte fielen leise in meinem Kopf wie die zu Boden rutschenden Schneeklumpen, die kleine, dunkle Vertiefungen erzeugten, Schatten im Mondschein.
    Natürlich konnte man Entschuldigungen vorbringen. Ich hatte mir das, was mir zugestoßen war, nicht ausgesucht, hatte dagegen angekämpft, hatte keine andere Wahl gehabt. Nur, dass man letztendlich immer die Wahl hat. Ich hatte die meine getroffen, und alles andere war darauf gefolgt.
    Brianna, Roger, Jemmy. Alle Kinder, die sie möglicherweise noch bekamen. Sie alle waren auf die eine oder andere Weise auf Grund des Entschlusses hier, den ich an jenem längst vergangenen Tag auf dem Hügel Craigh na Dun gefällt hatte.

    Du mutest dir zu viel zu , hatte Frank immer wieder zu mir gesagt. Normalerweise in missbilligendem Tonfall, wenn er meinte, dass ich Dinge tat, von denen ihm lieber gewesen wäre, dass ich sie unterließ. Dann und wann jedoch auch freundschaftlich.
    Und ich dachte jetzt an die freundschaftliche Variante

Weitere Kostenlose Bücher