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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sie mit Beardsley verheiratet war, oder?«
    Mir fiel auf, dass er sich bemerkenswert sicher war, was diese Verordnung des englischen Gesetzes betraf. Dann fiel mir auch genau ein - Gott sei Dank rechtzeitig, bevor ich etwas sagte -, warum er sich so sicher war.

    William. Sein Sohn, in England gezeugt und - soweit es irgendjemand in England wusste, Lord John Grey ausgenommen - mutmaßlich der neunte Graf von Ellesmere. Jamies Worten nach war er vor dem Gesetz offensichtlich der neunte Graf, ganz gleich, ob der achte Graf sein Vater gewesen war oder nicht. Das Gesetz war ganz schön dumm, dachte ich.
    »Ich verstehe«, sagte ich langsam. »Also erbt die kleine Namenlose Beardsleys ganzen Besitz, auch nachdem sie entdeckt haben, dass er nicht ihr Vater gewesen sein kann. Das ist ja... beruhigend.«
    Sein Blick traf einen Augenblick den meinen, dann senkte er die Augen.
    »Aye«, sagte er leise. »Beruhigend.« Möglich, dass ein Hauch von Bitterkeit in seiner Stimme lag, doch wenn es so war, verschwand er spurlos, als Jamie jetzt hustete und sich räusperte.
    »Du siehst also«, fuhr er nüchtern fort, »dass sie nicht in Gefahr ist, vernachlässigt zu werden. Ein Waisengericht würde Beardsleys Besitz - inklusive der Ziegen -«, fügte er schwach grinsend hinzu, »an ihren Vormund übergeben, damit er ihn zu ihrem Wohl verwendet.«
    »Und zu seinem eigenen«, sagte ich, und plötzlich fiel mir der Blick wieder ein, den Richard Brown mit seinem Bruder gewechselt hatte, als er seiner Frau gesagt hatte, er werde »dafür sorgen, dass sie in gute Hände kommt«. Ich rieb mir die Nasenspitze, die taub geworden war.
    »Dann würden die Browns sie also mit Freuden nehmen.«
    »Oh, aye«, stimmte er mir zu. »Sie haben Beardsley gekannt; sie wissen genau, was das Baby wert ist. Es wäre sogar eine ziemlich delikate Angelegenheit, es ihnen abzuluchsen - aber wenn du das Kind willst, Sassenach, dann sollst du es haben. Das verspreche ich dir.«
    Diese ganze Unterhaltung löste ein sehr seltsames Gefühl bei mir aus. Etwas, das fast an Panik grenzte, als würde ich von einer unsichtbaren Hand auf den Rand eines Abgrundes zugeschoben. Ob es eine gefährliche Klippe war oder nur ein besserer Aussichtspunkt, musste sich noch herausstellen.
    In meiner Erinnerung sah ich das weiche, dunkle Seidenhaar des Babys vor mir und die hauchdünnen Ohren, klein und vollkommen wie Muscheln, deren weiche, rosafarbene Spiralen in einen unirdischen Blauton übergingen.
    Um etwas Zeit zum Ordnen meiner Gedanken zu gewinnen, fragte ich: »Was meinst du damit, dass es sogar eine ziemlich delikate Angelegenheit wäre, sie den Browns abzuluchsen? Sie haben doch keinen Anspruch auf sie, oder?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, aber es hat auch keiner von ihnen ihren Vater erschossen.«
    »Was - oh.« Das war eine potentielle Falle, die ich gar nicht gesehen hatte; die Möglichkeit, dass man Jamie anklagen könnte, Beardsley umgebracht zu haben, um die Farm und die Waren des Händlers an sich zu bringen, indem er dann die Waise adoptierte. Ich schluckte, und tief in meiner Kehle schmeckte es schwach nach Galle.

    »Aber außer uns weiß doch niemand, wie Aaron Beardsley gestorben ist«, führte ich an. Jamie hatte ihnen nur erzählt, dass der Händler einen Schlaganfall erlitten hatte und gestorben war, ohne seine eigene Rolle als erlösender Engel zu erwähnen.
    »Außer uns und Mrs. Beardsley«, sagte er mit einem schwachen Unterton der Ironie in der Stimme. »Und wenn sie nun zurückkommt und mich des Mordes an ihrem Mann beschuldigt? Es wäre schwer zu leugnen, wenn ich das Kind hätte.«
    Ich enthielt mich der Frage, warum sie so etwas tun sollte; angesichts dessen, was sie bereits getan hatte, war es deutlich genug, dass Fanny Beardsley zu allem im Stande war.
    »Sie kommt nicht zurück«, sagte ich. Ganz gleich, welche Unsicherheit ich auch sonst empfand, ich war mir sicher, dass ich zumindest in dieser Beziehung die Wahrheit sagte. Egal wohin Fanny Beardsley gegangen war - oder warum -, ich war mir sicher, dass es für immer war.
    »Und selbst wenn sie es täte«, fuhr ich fort und verdrängte das Bild vor meinem inneren Auge - Schnee, der durch einen leeren Wald wehte, und ein eingewickeltes Bündel, das neben dem heruntergebrannten Feuer lag. »Ich bin doch dabei gewesen. Ich könnte sagen, was sich zugetragen hat.«
    »Wenn sie dich ließen«, pflichtete Jamie mir bei. »Was sie aber nicht tun würden. Du bist eine verheiratete Frau,

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