Das Flammende Kreuz
im Schrank und spürte, wie die Energie der Erde sich unter meinen Füßen verschob, als das Jahr - oder zumindest irgendetwas - sich zu wechseln anschickte. Ich hörte den Lärm und spürte die Menschenmenge in meiner Nähe, und doch stand ich allein da, während das Gefühl in mir aufstieg und in meinem Blut summte.
Das Seltsame daran war, dass es mir überhaupt nicht fremd vorkam. Es war nichts, das von außerhalb meiner selbst kam, sondern nur die Bestätigung von etwas, das ich bereits in mir trug und dessen ich mir bewusst war, wenn ich auch keine Ahnung hatte, wie ich es nennen sollte. Doch Mitternacht näherte sich rasch. Immer noch voller Fragen, öffnete ich die Tür und trat in den hell erleuchteten, lärmenden Flur.
Ein lauter Ruf von der anderen Flurseite verkündete die Ankunft der magischen Stunde gemäß Mr. Guthries Zeitmesser, und die Männer kamen schubsend, drängelnd und scherzend aus Jamies Studierzimmer und richteten ihre Gesichter erwartungsvoll auf die Tür.
Nichts geschah. Hatte Roger sich angesichts des Gedränges in der Küche entschlossen, die Hintertür zu nehmen? Ich drehte mich um und blickte den Flur hinunter, doch nein, auch in der Küchentür drängten sich die Gesichter und sahen mir erwartungsvoll entgegen.
Immer noch kein Klopfen an der Tür. Im Flur wurde es unruhig, und die Gespräche verstummten, eine jener peinlichen Pausen, in denen niemand etwas sagen möchte, weil er befürchtet, plötzlich unterbrochen zu werden.
Dann hörte ich das Geräusch von Schritten auf der Veranda und ein rasches Klopfen, eins-zwei-drei. Jamie trat als Hausherr vor, um die Tür aufzureißen und den First Foot willkommen zu heißen. Ich stand dicht genug bei ihm, um den erstaunten Ausdruck in seinem Gesicht zu erkennen, und sah rasch nach, was der Grund dafür war.
An Stelle von Roger und Brianna standen zwei kleinere Gestalten auf der Veranda. Hager und zerlumpt, aber definitiv dunkelhaarig, traten die beiden Beardsleyzwillinge auf Jamies Wink schüchtern gemeinsam ein.
»Ein frohes, neues Jahr, Mr. Fräser«, sagte Josiah krächzend wie ein Ochsenfrosch. Er verbeugte sich höflich vor mir, ohne den Arm seines Bruders loszulassen. »Da sind wir.«
Man war sich allgemein einig, dass dunkelhaarige Zwillinge ein ausgesprochen gutes Omen waren, da sie unzweifelhaft doppelt so viel Glück brachten wie ein einzelner First Foot . Dennoch machten sich Roger und Brianna - die den zögernden Zwillingen auf dem Hof begegnet waren und sie vorgeschickt hatten - auf den Weg, um für die anderen Häuser auf dem Berg ihr Möglichstes zu tun, nachdem man Brianna ausdrücklich gewarnt hatte, kein Haus zu betreten, bevor nicht Roger die Schwelle überschritten hatte.
Glück bringend oder nicht, das Auftauchen der Beardsleys sorgte für einiges Gerede. Jeder hatte von Aaron Beardsleys Tod gehört - das heißt, die offizielle Version, welche lautete, dass er an einer Apoplexie gestorben war -, und alle wussten vom mysteriösen Verschwinden seiner Frau, doch die Ankunft der Zwillinge hatte nun zur Folge, dass die ganze Angelegenheit erneut hervorgekramt und beredet wurde. Niemand wusste, was die Jungen in der Zeit zwischen der Milizexpedition und Neujahr gemacht hatten; »wandern«, war alles, was Josiah mit seiner Krächzstimme sagte, als man ihn fragte-und sein Bruder Keziah sagte überhaupt nichts, so dass es aller Welt frei stand, über den Indianerhändler und seine Frau zu reden, bis das Thema erschöpft war und man es wechseln konnte.
Mrs. Bug nahm die Beardsleys auf der Stelle unter ihre Fittiche und brachte sie in die Küche, wo sie sich waschen, aufwärmen und satt essen konnten. Die Hälfe der Gäste war nach Hause gegangen, um Roger und Brianna zu empfangen; diejenigen, die erst am Morgen gehen würden, teilten sich in mehrere Gruppen auf. Die jüngeren Leute kehrten wieder in die Scheune zurück, um zu tanzen - oder um zwischen den Heuballen ein wenig Zurückgezogenheit zu suchen. Die älteren saßen am Kamin, um Erinnerungen auszutauschen, und diejenigen, die es mit dem Whisky oder dem Tanz übertrieben hatten, rollten sich in der nächstbesten - oder nächstschlechtesten - Ecke zum Schlafen zusammen.
Ich fand Jamie in seinem Studierzimmer, mit geschlossenen Augen in seinen Sessel zurückgelehnt, irgendeine Zeichnung vor sich auf dem Tisch. Er schlief nicht und öffnete die Augen, als er meine Schritte hörte.
»Frohes, neues Jahr«, sagte ich leise und beugte mich über ihn, um ihn zu
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